Dies ist eine wahre Geschichte über die Erfindung eines Wortes. Wobei das schon falsch ausgedrückt ist. Das Wort gab es schon, und um genau zu sein, es ist nicht mal ein Wort. Nur ein Teil eines Wortes sogar. Aber ein sehr dankbares Fragment, wie mein Wortschatz findet. Ich mag es. Es wird mich mein Leben lang begleiten wie ein enger Vertrauter und früher... ja früher wussten alle, wenn sie das Wortstückchen hörten, wer die Entwicklerin dieser Kreation war. Vor allem in Musikerkreisen, in denen ich mich rumzutreiben pflegte, obwohl Willi gar nicht so furchtbar musikalisch war. Aber humorvoll!
Mich als Entwicklerin hinzustellen ist denn eigentlich auch ziemlich vermessen, es waren Otto Waalkes, Willi und ich gemeinsam.
Ich würde keine Silbe über diese Sache hier verlieren, hätte ich das Wort nicht vor einiger Zeit im Radio gehört. Auf einem öffentlich rechtlichen Sender in einem Satirebeitrag, politisch, spaßig, wie man das halt kennt.
Helmut Kohl und Gerhard Schröder lieferten sich ihren fröhlichen Schlagabtausch, ich saß im Büro und hörte so mit einem halben Ohr zu. Plötzlich durchfuhr es mich wie ein Blitz – was war das?!? Mein – Entschuldigung, unser – Wort!?! Aus Kohls Kehle....--- Sagt der doch glatt: „geilomat“.... War das zu fassen? Mein olles "geilomat" im Radio! Nee, oder?
Ich arbeitete in meiner heftigsten Omat-Zeit, also vor etwa 20 Jahren, in einer Kneipe und dort war ich wirklich berühmt fürs gnadenlose Omatieren. Wenn jemand zahlen wollte, hieß es „zahlomat“ bei mir und eine gute Idee belohnte ich schon mal mit dem Lob: „genialomat“. Auch „coolomat“ war ziemlich weit oben auf meiner Hitliste der lustigen Worte. Und "geilomat" natürlich sowieso. Omatieren macht Spaß! Probiert es doch mal aus!
Nun denn, so weit so gut, aber was hat Otto damit zu tun und wer zum Teufel ist eigentlich Willi, fragt Ihr jetzt sicher. Willi war mein Freund und schwärmte damals von Ottos „Tomato-Brot-o-maten“, oder vielmehr, er kriegte sich über den kaum ein! Ich baute das Ganze nur noch etwas aus.
Neulich beim Billard lese ich doch tatsächlich von meinem Mitspieler im Chatfenster den Kommentar: „coolomat!“ Okay, er ist Schlagzeuger in einer Band, aber trotzdem, jedesmal wieder unheimlich, so unerwartet mit meinem altbekannten und irgendwie selbst gedrechselten Lieblingswort konfrontiert zu werden. Hätte ich womöglich reich werden können, wenn ich mir irgendwie die Rechte dafür gesichert hätte? Tja, dumm gelaufen, knapp daneben ist auch vorbei... Sehr glaubwürdig, dann darauf zu sagen: „He, das hab ich erfunden!“ Der sagt doch dann, mich in Gedanken wohlwollend tätschelnd: „Na klar, und jetzt iss weiter dein Süppchen“, wie der Erfinder des Kritiker-der-Elche-Spruchs, der lange Zeit nicht als Urheber anerkannt war, das so schön formuliert hat. So ein Mist. Mein Wort (gell Willi, war doch irgendwie meins, oder?).... frustomat!


© 2012 by osami


3 Lesern gefällt dieser Text.





Beschreibung des Autors zu "Otto, Willi, ich und die Wortkreation"

Ich hab noch mehr Wörter populär gemacht, aber das behalte ich lieber für mich ... von wegen Süppchen und so... ;-)
Aber einfach faszinierend, wie tatsächlich jeder Mensch an der Veränderung der Sprache mitarbeiten kann!

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Otto, Willi, ich und die Wortkreation"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Otto, Willi, ich und die Wortkreation"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.