Das Hngartlschubsn – ein beinahe vergessener Brauch
Trotz der Bemühungen zahlreicher Heimatvereine, intensiver Quellenforschung und Archivarbeit, die von den jeweiligen Landesregierungen gar nicht zu kurz bemessene Unterstützung erfahren, dämmern so manche Bräuche der Vergessenheit entgegen – und nur aktive Pflege kann sie einer Neubelebung zuführen. Als Beispiel möchte ich hier das Hngartlschubsn erwähnen, einen bäuerlichen Brauch aus dem Jahreskreisgeschehen. Das Erstaunliche – dieser Brauch wurde im neunzehnten Jahrhundert und auch bis in die Fünfziger des zwanzigsten Jahrhunderts in allen neun Bundesländern noch gepflegt, wenngleich verschiedene Variationen der Schreibweise zu verzeichnen waren. So hieß das Vergnügen in Vorarlberg Hngartlschubsa, im Burgenland hingegen Hngärtlschubsn. Das war aber wohl nicht der Grund für das Verschwinden des so lange überlieferten Tuns. Der Einschnitt erfolgte, als 1953 der Anbau von Hngartl eingestellt wurde. Das versetzte auch dem Volksbrauch den Todesstoß. Was sagten Sie eben? Sie wissen gar nicht mehr, wie und wo das Schubsen ausgeführt wurde? Dann darf ich eine kurze Erklärung anfügen:
Jeweils am 15. März eines Jahres (man vermutet, die Wurzeln des Brauches ranken sich bis zur Ermordung Caesars zurück) traten in den Dörfern und Weilern die Männer zusammen (Frauen waren ausgeschlossen), bildeten zwei Mannschaften und warfen – also schubsten – schwere Hngartl (nicht unter drei Kilo) möglichst nahe an einen Korb heran – am besten gleich in den Korb hinein. Das erinnert etwas an das Hufeisenwerfen, ein bisschen sogar an das Eisstockschießen, aber wie gesagt, das Wurfstück ist eben ein Hngartl – und das macht den Brauch, der gleichzeitig die körperliche Ertüchtigung fördert, so einzigartig.


© ingo.baumgartner


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Kommentare zu "Das Hngartlschubsn - ein beinahe vergessener Brauch"

Re: Das Hngartlschubsn - ein beinahe vergessener Brauch

Autor: Uwe   Datum: 20.01.2015 11:20 Uhr

Kommentar: Ingo, foppst du uns diesmal? Gibt es das Hngartl überhaupt, kann man es essen? Liegt es dann schwer im Magen, usw. usw? Alles Fragen, die mich nun nie mehr schlafen lassen, obwohl ich über deinen Text grinsen musste.
(Am besten gefiel mir das Wort: "Jahreskreisgeschehen". Als ich noch arbeitete, verpasste ich häufig gleich einen ganzen Frühling. Zu oft.)
LG Uwe

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