Der Bayerische Wald


Tausend Götter in den Steinen
schlafen hier die Wildheit aus
und im Elfenglanz, dem feinen,
zeigt ein jeder mir sein Haus.

Ganz bizarre Wurzeln ragen,
Wunderwerke, hoch hinan,
und ganz leis‘ erklingt ein Klagen,
in den Klüften, ab und an.

Wieviel Sanftmut darfst du zeigen?
Wie oft darfst du dich verstecken?
Nur der Rabe in den Zweigen
weiß die Götter aufzuwecken.

Doch ihr Schweigen hat Methode,
sie zieh’n sich dezent zurück!
Drück nur deine Hasenpfote,
sie bringt dir das traute Glück.

Abergläubisch klingen die Weisen
der Vergangenheit herauf
und in allen Kreidekreisen
sitzt der Schalk mit obenauf!

Über Brücken geht die Welt,
denn sie hat für sich beschlossen,
was dem Gott im Stein gefällt,
schläft für alle unverdrossen.

*


Auf dem Baumwipfel-Pfad


Meine Güte, in den Wipfeln
hängt das göttliche Erbarmen,
wo die grünen Zweige zipfeln,
dümpeln friedlich Blatt und Karmen.

Überschaubar ist das Treiben,
alles steht auf hohem Fuß
und im Kopf ruft’s: „unten bleiben“.
Ich bedenk‘ euch mit `nem Gruß!

Ich will nur nach oben streben,
mich ergehen wie ein Geist,
der von transparenten Reben
und von Hoch-Gefühlen speist.

Dann erreiche ich die Sphäre,
ich heb ab und lasse liegen,
denk mich - blau - ins Ungefähre
und bemerke nichts im Fliegen.

Nicht, daß ich kein Wesen bin
welches in den Lüften haust.
Tief ist etwas in mir drin,
dem's vor keiner Tiefe graust.

Alle Furcht ist hier belanglos,
ich hab eine hohe Krone,
bin für eine Weile groß,
da ich fast in Wolken wohne!

*


Ich bin dir nah


Ich bin dir nah wie ein Ballon,
der sich entfernt, dort in der Luft.
Ich denke, ja, das weißt du schon:
mein zweiter Name lautet „Schuft“.

Du darfst mich immer okkupieren,
ich stehe dir doch gern zu Diensten
und ich darf dafür kolportieren,
was du so hast an Hirngespinsten.

Ob du verrückt bist oder nicht,
darüber seh‘ ich froh hinweg.
Oh ja, ich bin ein schlimmer Wicht –
ganz gewissenlos und keck!

Mit mir kannst du am besten lachen,
ich bin für immer dein Filou!
Und selbstverständlich werd‘ ich machen,
was du nur willst – jetzt, immerzu!

Mein Zeichen ist dir luftig hold,
wir wissen was wir an uns haben!
Das ist bestimmt von Gott gewollt –
wir dürfen’s nur nicht untergraben.

*


Das höchste der Gefühle


Liebestolle Igel liegen,
voll zermatscht auf Autobahnen
und die vielen Flugmaschinen
lassen Urlaubsstimmung ahnen.

Omnibusse, Autoschlangen,
wälzen sich in Richtung Süden.
Überall steigt das Verlangen,
auszubrechen in den Frieden.

Doch im allgemeinen Drängen
wächst der Stress ganz aggressiv.
Hinter den Erholungszwängen
hängt der schöne Segen schief.

Sehenswürd- und Nettigkeiten
werden schließlich ignoriert,
denn im Vordergrund steht Streiten,
das zu wilden Trieben führt.

Deshalb liegen bald nicht nur
voll zermatschte Liebes-Igel
vor dem Zerrbild der Natur –
nein, es brodelt schlicht im Tigel.

Wunderschöne Ausflugsziele
werden manchmal zwar erreicht,
jedoch das höchste der Gefühle
ist’s, wenn uns die Angst beschleicht.


*


Tief ist der Wald


Tief ist der Wald –
ganz im Grünen verborgen
bin ich seltsam und alt,
heut‘ ist gleich morgen.

Tanz der Vampire?
Wie ist mein Glauben?
Gnom und Walküre –
Wein ohne Trauben.

Betäubungen pur!
Schärf deine Sinne!
Wild, die Natur!
Sei und beginne!

Aber verwandle dich
nicht heimlich bei Nacht.
Nutze den Anstich
der bedrohlichen Pracht.

Phantasiere nicht, hier
ist die Erde!
Existier‘ im Spalier,
zwischen stirb oder werde.

*

Eines langen Tages


Langen Tages kleine Eile ohne Schwund,
dein Licht verstrickt uns noch ins Bleiben,
vergang’ne Stunden suchen einen Grund,
sich im Gedächtnis fruchtbar festzuschreiben.

Wie aus leergefegten Laster-Welten,
wie aus wellenartig-flutenden Gefühlen,
gesponnen unter blauen Himmelszelten,
ging ich in das Wechselspiel von Zielen -
die mich eher fanden als ich sie –
und ich trug was mich gefunden hatte.
Verschwommen treiben Wer und Wo und Wie,
als winzig kleine Schicksalsattentate
in mein Bewusstsein, dann daran vorbei.
Sie bleiben angesammelt in der Zeit.
Und ich erlebte mich in mir, wobei
ich nichts erkannte was mir prophezeit.

Geliebt und ungeliebt, praktisch empfunden,
war ich vertan, ein Eindruck ohne Kraft.
Doch was real war hatte mich verwunden,
in Freund- und Lieb- und Wissenschaft.

„Verlier mich nicht, ich bin dein Lamm,
dein Opfer, dein Gebet, dein Sein“ –
so schert’s mich über einen Kamm…
und ich denk mir: du armes Schwein!
Verzieh‘ abstrakte Bilder in ein Werden,
erkläre dir was unerklärlich ist
und sei dein Lobgesang auf Erden - ?
Was du auch wirst, gewesen bist,
du kannst es niemals völlig akzeptieren!
Entscheide dich nicht und verfahre klug.
„Memento mori“ sagen die Walküren,
drum zögre nicht und leere deinen Krug!

Denn eines langen Tages Eile ohne Schwund
verstrickt dich durch das Licht ein Bleiben.
Such in vergang’nen Stunden einen Grund
in dir die Ewigkeiten zu beschreiben.

*


Haltlose Behauptungen


Ich bin so überaus friedlich –
Ich kann nicht mal `n Purzelbaum schlagen,
so abgrundtief urgemütlich…
wenn ich mich ärgere knurrt nur der Magen.

Ich bin so harmlos wie irgendwas,
ich komplimentiere sogar Fliegen ins Freie,
wer mich erblickt macht sich vor Lachen nass,
ich bin ganz leise, selbst wenn ich schreie.

An diesem wüsten Leben und Treiben
auf Erden, da beteilige ich mich kaum.
Wenn man mich angreift, dann lass ich es bleiben,
was auf mich zukommt in Unzeit und Raum.

Ich bin engagiert, dort wo ich nur störe,
auf Menschlichkeit bin ich nahezu versessen
und wenn man mich fragt wohin ich gehöre,
dann antworte ich nur: „mich könnt ihr vergessen“!

*

Feines Leben
(an die Pensionswirtin)


Gib mir deinen roten Mund,
alles an dir ist so frisch.
In dir bin ich Kern – gesund.
Bitte leg dich auf den Tisch.

Deine Brüste sind ein Mahl,
ausgebreitet sind die Glieder.
Dich nur zu schau‘n ist eine Qual.
Der Vogel juckt mich im Gefieder.

Ich will küssen was ich sehe,
deine Haut ist „schrecklich“ weich
und bevor ich ganz vergehe
machst du mich am Ende reich.

Du lässt mich gleich völlig spüren,
wie du dich benehmen musst,
wenn wir uns gekonnt verführen.
Dich erleben – pure Lust!

„Oh“, dein Atem geht jetzt flott:
du und ich in Leidenschaft!
Ja, ich fühl mich wie ein Gott
und ich geb dir alle Kraft.

Blumenhafte Reize sprießen
prall aus deinem süßen Sein,
bis wir uns vereint ergießen.
So ein Leben nenn‘ ich fein!


© Sur_real


2 Lesern gefällt dieser Text.



Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Anlässlich meiner Reise durch den Bayerischen Wald"

Re: Anlässlich meiner Reise durch den Bayerischen Wald

Autor: Pedda   Datum: 22.07.2013 12:51 Uhr

Kommentar: Hallo Surreal, Das ist wirklich surreal: Wieso stellst du 8 Werke gleichzeitig und nicht einzeln ein? Wir haben nur einen "Gefällt mir"- Button und den hätte ich gern 4 x gedrüct. Auch die Kommentare: auf welches Werk soll ichj mich beziehen? Stell dochj bitte alle einzeln ein, denn jedes einzelne hat es verdient. Danke. Gruß Pedda

Re: Anlässlich meiner Reise durch den Bayerischen Wald

Autor: Alf Glocker   Datum: 23.07.2013 8:59 Uhr

Kommentar: Das gibt dann eine "Überschwemmung" - ich schreibe derzeit bis zu 10 Gedichte täglich...

Und danke!

Re: Anlässlich meiner Reise durch den Bayerischen Wald

Autor: Varia Antares   Datum: 21.06.2015 0:18 Uhr

Kommentar: Am besten gefallen mir die beiden Waldgedichte am Anfang.

Du hast mich an meine Reise zu den Externsteinen erinnert. Ich weiß noch, dass da ein Waldweg war, den wir hochgingen. Ich ging barfuß und spürte die spitzen Steine und die Erde unter meinen Füßen - ein belebendes Gefühl. Oben angekommen, überwältigte mich der Blick über die Landschaft: Lila Sträucher, Bäume, Wiesen, warme Sonnenstrahlen, leuchtend blauer Himmel und natürlich die Externsteine. Ich setzte mich auf einen großen Felsen und genoss den Ausblick.

LG und danke für die schönen Texte!

Varia

Kommentar schreiben zu "Anlässlich meiner Reise durch den Bayerischen Wald"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.