Im Auge Glanz und Lebensfreude. Dahinter
- kaum zu erkennen - ein quälender Schmerz,
wie der, wenn bei großer Kälte im Winter
die Hände beinahe erfriern, nach Wärme

schreiend. Unter sanften Brüsten ein Herz,
das leidet, als sei es mit Stricken verschnürt.
Und dann, wenn man es ganz zart berührt,
weckt man mit einem Mal die Schwärme

der Liebesvögel. Von schlanken Händen
fühlt man sich bald lächelnd verführt
in eine andre Welt. Um den weichen Mund
ein bekannter, beinah' zu übersehender Zug,

wie von weißer Schrift an weißen Wänden,
doch so, als sei’s den Augen nicht genug,
lautlos zu klagen. Auch hier die stille Bitte
um Gehör, als gäb’s in diesem jungen Leben

ein Großes, Dunkles schon, das die Mitte
arg verwundet. Und dies Gesicht,
das wundervoll sich gibt und engelgleich,
will sich aus allem Schmerz entheben

und schafft am Ende doch es nicht,
weil tief die Seele viel zu reich.
Was würd ich geben, dies zu sehn!
Erst dann würd ich es ganz verstehn.


© Ulrich Kusenberg


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Kommentare zu "Dein Bildnis"

Re: Dein Bildnis

Autor: JuuKay   Datum: 14.05.2012 8:46 Uhr

Kommentar: Wo liegt denn wohl der Fehler?

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