Ich habe mir - als Fan dieses unsterblichen Serienformates - heute Abend den tatort aus Berlin angesehen.
Die Kriminalhauptkommissare Till Ritter und Felix Stark (Dominic Raacke und Boris Aljinovic) hatten in der Folge "Gegen den Kopf" in einer äußerst prekären und dennoch - oder gerade deswegen - alltäglichen Situation im Berliner Untergrund zu ermitteln, und zwar wortwörtlich - nämlich in einem der 173 U-Bahnhöfe der Stadt.

Ein älterer gehbehinderter Mann wird in einem Zug der von vielen Berlinern ohnehin kritisch beäugten Linie U8 von zwei jungen Männern belästigt, die ihm seinen Gehstock entwenden und ihn erpressen, indem sie ihn gegen Herausgabe von € 30,- wieder aushändigen.
Ein jüngerer Mann beweist Zivilcourage und wird von einem der beiden in der Station Schönleinstraße schließlich brutal verprügelt und malträtiert.
Wenig später verstirbt er im Krankenhaus - allerdings, wie sich herausstellt, an den Folgen eines Herzinfarkts.

Die Folge ist meines Erachtens in ihrer Handlung angelehnt an die beiden authentischen Fälle des Markus P., welcher im Frühjahr 2011 U-Bahnhof Friedrichstraße unschuldig an den Folgen eines tätlichen Übergriffs starb und dem des Dominik Brunner, der an der Münchner S-Bahnstation Solln ebenfalls Zivilcourage hatte beweisen wollen und infolge eines Herzinfarkts - möglicherweise verursacht durch den Übergriff von Jugendlichen, die er besänftigen wollte - gestorben war.

Im Anschluss an den Tatort hatte Günther Jauch fünf Gäste in seiner Talkshow, die - jeder auf andere Weise - mit kriminellen Handlungen junger Menschen zu tun haben oder hatten.

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Andreas Responde - wurde 2010 Opfer jugendlicher Gewalttäter, nachdem er einem Mädchen aus deren Klemme hatte helfen wollen.

Andreas Müller - Jugendrichter am Amtsgericht Berlin-Bernau, bekannt für seine harten Urteile bei Jugendgewalt und Rechtsextremismus.

Petra Peterich - Sozialarbeiterin aus Lüneburg, nimmt straffällige Jugendliche bei sich zu Hause auf und ebnet ihnen auf familiär-humane und soziale Weise ihren Weg in ein Leben mit legalem Denken.

Ralf Bongartz - Ehemaliger Kriminalhauptkommissar, arbeitete 20 Jahre lang bei der Polizei in NRW. 1999 schied er aus dem Polizeidienst aus, machte sich als Trainer für Konfliktmanagement selbstständig und lehrt zudem als Dozent für Konflikt- und Körpersprache an der Universität Erfurt.

Hans-Peter Friedrich - Bundesinnenminister

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In der Sendung wurde der vorangegangene Tatort nochmal teilweise bis ins Detail zerpflückt, um anhand der Abläufe Vergleiche zu ziehen zum Hergang des Übergriffs auf Responde.

Hans-Peter Friedrich sprach sich für schärfere Überwachung durch vermehrte Installationen von Kameras im Bereich öffentlicher Verkehrsmittel und deren Anlagen wie Verbindungstunnel, Zwischenpassagen usw..
Dabei antwortete er auf eine Frage Günther Jauchs allerdings kurz und knapp mit "Datenschutz".
Spätestens seit wir von Edward Snowden und seinen Spionageaktvitäten wissen, geht auch in Deutschland die Angst um, die NSA könne private Datenverkehre mitlesen/-schneiden und es gibt eine mittlerweile recht massive Bewegung gegen diesen Alleingang seitens der USA.

Tatsächlich, so war heute in den Nachrichten zu hören, sei der National Security Agency dieses Abhören im großen Stil möglich und aus strategischer Sicht mag dies für Deutschland durchaus bedenklich sein. Selbstverständlich fühlt sich der kleine Mann seiner Privatsphäre beschnitten und so mancher Gauner möchte sicher nicht, dass auffliegt, wie sich sein jahrzehntelang negatives Gedankengut hinsichtlich der Vereinigten Staaten äußert.

Doch zurück zur Gewalt auf unseren Straßen. Mal ehrlich: Wenn mir etwas derartiges zustößt, dann bin ich doch dankbar, wenn es vor Ort eine funktionierende Überwachungskamera gibt, die dies aufzeichnet und pfeife in dem Moment auf Datenschutz.

Welche Art der Zivilcourage ist uns möglich, ohne uns selbst der Gefahr auszusetzen und wo ganz genau fängt eigentlich Selbstjustiz an?

Was meint Ihr?



Kommentare zu "Gewaltprävention"

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