Der Junge steht in diesem Kerker. Hallend dringen Schreckensmelodien an sein Ohr. Dreck tropft von der Decke. Der Junge fasst sich an die Wange und streicht Richtung Lippen. Dabei hinterlässt er einen schmierigen braunen Streifen. Seine Füße stehen knietief in einer schwarzen Brühe. Knarrend weht ein ferner Wind in ein langes metallisches Rohr, das sich von der Decke in bizarren Biegungen dem Boden entgegenzustrecken scheint. Irgendwo pocht es mit leisen Schlägen hölzern auf einen matschigen weichen Gegenstand. Der Junge fährt jedes Mal schlagartig zusammen, seine Augenbrauen zucken unbemerkt zum Schwingen des Stöckchens. Er versucht den Fuß zu heben. Nur wenige Zentimeter ist eine Bewegung überhaupt möglich. Kein Gehen wird zugelassen von dem sumpfigen Untergrund. Es ist in diesem Kerker nicht zu sehr dunkel. Das schale Licht lässt keine konkreten Schattenrisse zu aber macht es möglich die ungefähren Maße des Raumes zu ermessen. Überall scheint es sich zu regen, immer wieder erblickt der Junge eine Gestalt, die durch die halbhelle Finsternis huscht. Jedes Mal wenn er blinzelt kommt dieses Etwas näher. Die Halsschlagader tritt hervor. Ein kalter Luftzug fährt durch den kärglichen zerrissenen Stoff, der vom Körper des Jungen hängt. Eine hohe Frauenstimme singt:


?Wo bist du, Junge,
Warum bist du hier.
Zerfrisst dich der Schlummer
du kleines Tier.
Du weißt, da ist was
aber du weißt nicht was.
In der Nacht bist du schwach.
Bald ist es geschafft!?
Leiser und lauter wiederholen sich die Verse zwischen seinen Gehirnhälften und prallen hin und her. Immer müder wird der Junge...

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