Showdown

Sie fanden schnell Myladys Spur,
da sie zu ihrem Hause fuhr,
die Musketiere hinterdrein,
heute sollt´ Finale sein.

Der Abend kam, die Männer auch,
versteckten sich am Brombeerstrauch
und wer sie jetzt ´mal abgezählt,
bemerkt, dass einer hier noch fehlt.

Athos war´s, der später kam,
einen Fremden mit im Arm,
gerad´ als d´Art schon ungeduldig,
Athos blickt zum Boden, schuldig.

„Nun sind alle endlich da“,
war d´Art´s knapper Kommentar,
„wollen wir Mylady seh´n,
sollten wir nicht weiter steh´n.“

Der Vorschlag wurde angenommen,
schnell war der Hügel auch erklommen,
auf dem das Haus so still verweilte
und der das Land gerad´ hier teilte.

Rein aus dichterischen Zwecken,
überlegten unsere Recken,
was es am besten denn nun sei,
im Grunde war es einerlei.

Drei zu zwei wurd´ abgestimmt,
der Fremde sich die Ehre nimmt,
den Ausschlag hierbei noch zu geben,
es war wohl einzig sein Bestreben.

D´Artagnan also marschierte,
als Erster, der die anderen führte,
durch den Garten zu dem Haus,
von hier aus sah es düster aus.

Doch ein Kerzenschein, ganz schwach,
zeigt´, Mylady ist noch wach,
so, nun vollends auf die Tür
und dann eiligst hin zu ihr.

Mylady saß an dem Kamin,
der nur noch zu glimmen schien,
dies war ein Manko jener Zeit,
es gab noch nicht viel Lustbarkeit.

So tat sie nichts, und dieses reichlich,
wer sie so sah, er fand sie weichlich,
ein Fehler, wenn man nicht bedachte,
was sie werktags alles machte.

„Hallo“, sprach d´Art mit frohem Mut.
„Ich hoffe, es geht ihnen gut,
´s wär zu wünschen aus meiner Sicht,
denn heute halten wir Gericht.“

Mylady, halb schon aufgesprungen,
wurde flugs nieder gerungen,
von Aramis, jenem Behenden,
der ließ es dabei auch bewenden.

Porthos, wie ein Zinnsoldat,
stand als Wache auch parat
und Athos trat als letzter ein,
der Fremde blieb im Mondenschein.

„Nun gut“, sprach Porthos mit Geduld,
„reden wir nun über Schuld,
ihr Mylady, habt sehr viel,
das nenn´ ich einen schlechten Stil.“

„Was wollt ihr hier, hinweg, hinweg,
eh´ ich es dem Richi steck`!
Wollt ihr euch mit mir nicht messen,
werde ich all´ dies vergessen.“

Doch sprach Porthos gleich zügig weiter:
„Schön, ihr nehmt die Sache heiter.
´s wird es sicher leichter machen,
lasst uns noch ein wenig lachen.“

Nun zählt´ er auf die Meucheltaten,
die auf ihre Sühne warten
und am Schluss der Klageschrift,
er die Lage ziemlich trifft.

„So, Mylady, sei bestimmt,
wie es jeder von uns nimmt.“
Und Mylady wurde rot,
als sie viermal hörte: „Tod!“

Sie wollte jammern, wollte schreien,
sich aus der Gefahr befreien,
es konnte nicht das Ende sein,
da trat der fünfte Mann herein.

„Wer ist das? Den kenn ich nicht“,
sie ihr Zetern unterbricht.
Porthos entgegnet diesem Schlenker.
„Das Mylady, ist der Henker.“

Er tritt zu ihr mit stummer Miene,
wie es ihm geeignet schiene,
so machten es die Väter schon,
auch Henker haben Tradition.

Mylady schwieg, es war verloren,
als Opfer war sie auserkoren,
sie stand auf mit stolzer Haltung,
sehr gut für diese Textgestaltung.

Sie schritt hinaus mit sich´rem Gang,
der Henker folgte ihr zum Hang,
doch nicht die vier, sie blieben stehen,
um es vom Garten aus zu sehen.

Nur Schemen noch in dieser Nacht,
Myladys Tod uns dargebracht,
kein Geläut, nur Lufthauch weht,
Henker sind schon sehr diskret.

Als es endlich war geschehen,
die vier zu ihren Pferden gehen,
ritten langsam nach Paris,
dass Erholung nun verhieß.


© Mark Gosdek


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Beschreibung des Autors zu "Nicht sticheln, d´Art (22/23)"

nun geht es bei den "Drei Musketieren" von Alexandre Dumas nicht nur mit Mylady dem Ende entgegen.

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Kommentare zu "Nicht sticheln, d´Art (22/23)"

Re: Nicht sticheln, d´Art (22/23)

Autor: Karsten Stapelfeldt   Datum: 24.06.2014 20:02 Uhr

Kommentar: Jetzt wo sich die Geschichte dem Ende zuneigt, muss ich auch nochmal ein riesengroßes Lob dafür loswerden. Das ist dir echt genial gelungen. :)

lG Karsten

Re: Nicht sticheln, d´Art (22/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 24.06.2014 20:24 Uhr

Kommentar: Danke schön, Karsten. Es war ein großer Spaß für mich. Mal sehen, was es morgen noch gibt. LG Mark

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