Über Rosenblätter laufen

Meer war alles, was sie kannte. Kindheit wie ein Tag am Strand.
Wellen waren ihr Verwandte, jede Brise lag ganz sanft
in ihren Haaren – weich und seidig, braune Strähnen wie Magie.
Die Melodie der Fantasie – sie liebte sie.
Sie kannte keine Menschenseele, hörte eine Stimme nur
von ihrem Vater, einem Fischer, dieser trank nur Wodka pur.
Wenn in den Netzen, die er brachte, wieder nur ein Stiefel war,
erhob er seine Hand zur Flasche, auf ihrem Körper lag sie wieder da.
Und wieder mal in einer Nacht hat er nur Frust nach Haus gebracht,
rief ihren Namen in den Raum, doch sie war längst schon rausgerannt.
Sie wusste nicht wohin mit sich, lief weg vom Meer und ihr Gesicht
vom Mond beschienen glänzte sanft, vom Tränenstrom, der langsam schwand.
Ein letzter Blick fiel noch zurück, zum Wasser hin: „Ich komm zurück“,
hauchte sie leise in den Wind, dies war allein fürs Meer bestimmt.


2xÜber Rosenblätter laufen, Schritt für Schritt nach vorn gesetzt.
Letztes Mal in Tränen tauchen, goldnes Fischlein ohne Netz.
Über Jahre überleben, trotz gebrochenem Gemüt,
unter Steinen hin zur Sonne, bis die Rose wieder blüht.


Fremde Lichter und Gesichter schreckten in der neuen Stadt.
Sie verstand nicht, was dort los war, kannte sie nur Meeresstrand.
Wanderte durch kalte Gassen, Straßen stanken ohne Wind.
Doch ein Duft traf ihre Nase, den sie kannte schon als Kind.
Blumen standen an der Theke, lilla, blau, gelb und rot
sie kam näher an die Blüten,weil sie frisches Leben roch.
Und die Frau in dem Laden sah das Mädchen, ging hinaus,
nahm sie auf und ließ sie bleiben, lehrte sie und fing sie auf.
So begann ein neues Leben, zwischen frischem Blumenduft,
zwischen großen Sonnenblumen war sie wieder aufgeblüht.
Doch es fehlte immer etwas, etwas Meer in ihrem Herz.
Sie vermisste Strand und Welle, frische Brisen immer mehr.
Eines Tages nahm sie wieder ihren Koffer, zog davon.
Eine Blume in den Haaren, dahin, wo die Wellen wohn'.
An den Ort, wo Wolken schwimmen, Horizonte greifbar sind,
wo das Salz aus weichen Winden frei durch ihre Kleider schwingt.


2xÜber Rosenblätter laufen, Schritt für Schritt nach vorn gesetzt.
Letztes Mal in Tränen tauchen, goldnes Fischlein ohne Netz.
Über Jahre überleben, trotz gebrochenem Gemüt,
unter Steinen hin zur Sonne, bis die Rose wieder blüht.


Ihre Füße spürten Sand, sie spürt wieder Frischen Wind.
Meeresbrisen grüßte freundlich, alles war für sie bestimmt.
An der Hütte angekommen, wo ihr Leben einst begann,
sah sie wieder leere Netze, leere Fenster, einen Mann,
doch es war nicht mehr ihr Vater, denn ihr Vater war nicht mehr,
das erfuhrt sie und er führte sie zu einem Grab am Meer.
Nur ein Haufen braune Erde mahnte noch an jene Zeit,
die als Schmerz und weißer Sand in ihrem Leben immer bleibt.
Sie nahm die Blumen aus dem Haar, streute Blüten auf das Grab
auf ihr Lächeln rannen Tränen, wiedermal im Glanz der Nacht.
Sie war zurück zu Hause und wieder spürte sie Magie:
die Melodie der Fantasie – sie liebte sie.


2xÜber Rosenblätter laufen, Schritt für Schritt nach vorn gesetzt.
Letztes Mal in Tränen tauchen, goldnes Fischlein ohne Netz.
Über Jahre überleben, trotz gebrochenem Gemüt,
unter Steinen hin zur Sonne, bis die Rose wieder blüht.


© koollook


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