1. Die Ballade vom Revolverheld
 
 
Du kommst so einfach in diese Stadt mit einer Waffe in der Hand.
Dabei bist du nur ein Kleinstadttyp, der nichts Großes an sich hat.
 
Ich schätze mal, du suchst heute vielleicht noch Ärger in dieser Nacht?
Also gut, mein Freund! Ich halte dich für ziemlich böse – ausgemacht!
 
Ja, vielleicht machst du die Frauen in unserer Stadt ein wenig verrückt.
Sie liegen dir zu Füßen, und das Aufblitzen deines Lachens sie entzückt.
 
Aber heute Abend, mein Freund, wirst du deinen Meister kennen lernen.
Oh, das stimmt! Ich ziehe meine Waffe schneller und du wirst sterben.
 
Ich werde dich sicherlich nicht verschonen und gnadenlos niederstrecken.
Du hast alle Gesetze gebrochen, Revolverheld. Ich lasse dich verrecken.
 
Keiner wird dir in dieser Stadt auch nur eine einzige Träne nachweinen.
Sie werden dich auf dem Friedhof beerdigen, zu den anderen Gebeinen.
 
Gehe schon mal in den Saloon und bestelle dir dort dein allerletztes Bier.
Wenn du rauskommst, dann stehe ich draußen und erschieße dich hier.
 
Ich sage dir, noch heute Abend wirst du deinen Meister kennen lernen.
Oh, das stimmt! Ich ziehe meine Waffe schneller und du wirst sterben.
 
Revolverheld! Ich werde dich niederschießen und dein Blut vergießen.
Ich allein werde den Ruhm ernten, über alle Grenzen hinaus genießen.
 
 
(c)Heiwahoe
 
 
***
 
 
2. Die Ballade vom Schicksalsberg

 
Auf einem hohen Hügel ein kleiner Junge stand. Er winkte mit den Händchen hinein ins weite Land. Am fernen Horizont, vor tintenblauer Himmelsfront, da waren diese großen Berge, die wie schweigend Riesen ihm erschienen, in unerreichbar weiter Ferne. Der Junge sich ganz innig wünschte, dass er mal irgendwann dort gerne wäre.

Ins Land hinein da ging die Zeit und stetig sie verrann. Doch eines Tages dann, da ward geworden aus dem kleinen Jungen ein richtig stolzer Mann. Es trug sich zu, er wieder auf dem gleichen Hügel stand und sah hinaus ins weite Land. Am fernen Horizont, da waren wieder diese großen Berge, bei denen er als kleiner Junge schon mal so gern gewesen wäre.
 
Es kam der Tag, da ging er fort. Es zog ihn magisch hin zu diesem fernen Berges Ort. Und endlich angekommen hat er den größten Gipfel gleich erklommen. Ja, da stand er nun, ganz oben auf des Berges Höhe, umweht von starker Windesböe. Ins weite Land hinaus er sah und fühlte sich dabei dem Himmel und der Ewigkeit so nah. Im Herzen noch der kleine Junge, den frühen Wunsch sich selbst erfüllend jetzt als Mann, vergaß er aber wo er war und auch die Zeit, die viel zu schnell verrann. Und wie er noch so träumend schaute, ein schlimmer Schneesturm sich ganz schnell und unbemerkt zusammenbraute.
 
Dem Manne wurde sofort klar, sein Leben war jetzt in Gefahr. Im Sturm stieg er den Berg hinab, die Zeit, sie wurde knapp.
Vom schlechten Wetter überrascht gar sehr, der Weg nach unten war gefährlich und so schwer. Die Kräfte ließen plötzlich nach, bald konnte er nicht mehr. Die Kälte kroch ihm ins Gewand und trübe wurd’ sein Sinn. Sein Schicksal war besiegelt, er legte sich zum Sterben hin. Der viele Schnee, er deckte bald den starren Körper zu. So fand er hier, an diesem Schicksalsort im Berg, die letzte Ruh.
 
Der Mann, dem Tode schon ganz nah, er sich als kleiner Junge wieder sah, der auf dem großen Hügel stand. Er winkte mit den Händchen hinein ins weite Land. Am fernen Horizont, da waren diese schweigend Riesen, ja seine Schicksalsberge, die aber langsam von ihm wichen, in unendlich weite, weite Ferne.


(c)Heiwahoe
 
 
 
 ***
 
3. Die Ballade von der alten Eiche

 
Im kühlen Schatten einer großen Eiche, da stand mein Elternhaus.
Ja, die schönste Zeit in meinem Leben wurde schon bald daraus.
 
Unter ihrer mächtigen Eiche Blätterkrone, da spielte ich so oft als Kind.
Als ich dann ein großer Junge war, stand ich vor ihr im lauen Sommerwind.
 
Durch ihre vielen knorrigen Äste drangen die warmen Strahlen der Sonne.
Der kühle Wind spielte mit meinen blonden Haaren, welch eine Wonne.
 
In der alten Eiche grünem Blätterdache, da sangen auch die Vögel fein.
Dann spielte mein kleines Kinderherz gleich mit und freute sich am Dasein.
 
Voller Ehrfurcht liebte ich die alte Eiche, die wie eine Kirche für mich war.
Doch irgendwann wurden die wunderschönen Lebenstage unter ihr bald rar.
 
Als junger Mann musste ich mein geliebtes Heimatland sehr früh verlassen.
Ein letzter Blick zur alten Eiche noch, dann hab' ich alles zurück gelassen.
 
Die Erinnerungen an meine Eiche aber blieben wach, ich wollte sie wiedersehen.
Ich reiste irgendwann zurück in meine Heimat, wollte nur noch vor ihr stehen.
 
Oh ja, mein Baum stand immer noch, so grün und mächtig wie zur Kinderzeit.
Das Vaterhaus gab es nicht mehr, auch keine spielenden Kinder weit und breit.
 
Es gab einen Parkplatz mit vielen Autos drauf, vor einem modernen Kaufhaus.
So stand ich stumm vor meiner alten Eiche, sah sie an und ließ Tränen raus.
 
In Gedanken versunken hörte ich eine Stimme, eine schöne und so weiche.
Sie sprach: "Suche nicht nach dem, was du verloren hast im Kinderreiche!"
 
"Das Dasein der Menschen ist wie ein großes, verzweigtes Blättergeflecht.
Schau' mich an, alter Mann! Du warst mir schon als Kind ein treuer Knecht."
 
"Als kleiner Junge hast du damals unter meinen mächtigen Ästen gespielt.
Ich war für dich wie eine Kirche, die dich beschützte und am Leben hielt."
 
"Doch ich werde hier noch stehen, wenn du schon lange nicht mehr lebst.
Dann komme zu mir zurück und stell' dich vor mich hin, wo du jetzt stehst!"
 
"Ich habe ganz oben in meiner weiten Blätterkrone einen Platz für dich.
Und wenn dich die Ewigkeit für immer ruft, so gehe und verlasse mich."
 
Benommen lag ich unter der alten Eiche und bin aus tiefem Traum erwacht.
Ich hörte, wie jemand sagte: "Wir haben uns echte Sorgen um sie gemacht."
 
Man brachte mich in mein Hotel zurück, wo ich dann noch einige Tage blieb.
Ich verließ meine Heimat wieder und die alte Eiche, beides war mir ja so lieb.

Noch einmal kam ich mit dem Auto vorbei an meinem vertrauten Eichenbaum.
Es schien fast so, als würden seine grünen Blätter mir winken wie in einem Traum.
 
(c)Heiwahoe
 
 
***
 
 
4. Die Ballade von der Schuhverkäuferin Brigitte

 
Ein wunderschönes Mädchen, es kam von weit her nach FFB.
Sie war recht klein, so zierlich aber schlau, sah aus wie eine Fee.
Schon bald fand sie eine gute Stellung in einem Schuhgeschäft,
jedoch ihre Chefin war recht böse und auch gar nicht zu ihr nett.
 
Und eines Tages kam diese Dame, die schon ein wenig älter,
mit einem Schuhpaket für einen Herrn, ein höherer Angestellter.
"Nimm das Paket, mein liebes Kind und geh' damit in dieses Amt.
Und bist du da, so leg' es unserem Kunden höflich in die Hand.
 
Bald hätte ich's fast vergessen, denn das schöne Mädchen hieß Brigitte.
Wie ich schon sagte, war sie wunderschön, zudem mit großem Brustgetitte.
Dann ging sie los und war schon bald bei diesem Herrn, ein fettes Individuum.
Er hatte Lust, war auch sehr geil. „Wenn sie nicht will, leg' ich sie trotzdem um.“
 
Das schöne Mädchen, völlig unerfahren, gab sich gleich diesem Fettsack hin.
Im Amt bekam es keiner mit. Die beiden trieben es recht toll im sexuellen Sinn.
Und etwas später, nach heftigem Lustgespiele, der korpulente Herr gestand,
er wolle mehr von ihr, was Brigitte, die wunderschöne, nur begreiflich fand.
 
Als Brigitte wieder von ihm ging, da konnte sie es gar nicht so richtig fassen.
Sie hatte sich soeben von einem höheren Angestellten im Amte vögeln lassen.
Das nächste Mal, so dachte sie, da bin ich sicherlich nicht mehr so dumm.
Am nächsten Tage aber schlief sie schon wieder mit ihrem fetten Individuum.
 
Es kam der Tag in FFB, da nahm der dicke Herr Brigitte dann zu seiner Frau.
Die Hochzeit war ein Großereignis, in Stadt und Land war sie die Superschau.
Schon lang ist es her, doch die schöne Brigitte ist eine reiche Witwe geworden.
Ihr Mann, er starb sehr früh an einem Herzinfarkt, Brigitte hatte keine Sorgen.
 
Ihr lieben Leute, lasst euch sagen, das war die Ballade von Brigitte gewesen.
Ihr verstorbener Ehemann, der liegt jetzt auf dem Friedhof und ist am Verwesen.
Natürlich ist sie schon viel älter geworden, doch sieht aber immer noch gut aus.
Sie ist reich, ja richtig vermögend und hat draußen vor der Stadt ein großes Haus.

Was will man mehr als ehemalige Schuhverkäuferin, bitte sehr?

(c)Heiwahoe
 
 
 
***
 
 
5. Die Ballade von der wilden Blume

 
Oh, als ich sie zum ersten Mal sah, mit ihrem wellenden schwarzen Haar.
Sie war wie eine Rose in ihrem roten Kleid und ihre Augen so blau und weit.
Ich habe sie die ganz Zeit nur angeschaut, doch meine Blicke waren wie Staub.
Ja, mein Herz konnte sie nicht erreichen, ich musste einem anderen weichen.
Als ich aus meinem Traum erwachte, hörte ich, wie der andere Mann nur lachte.
Wie ein verwundeter Wolf zog ich mich dann zurück, ich hatte bei ihr kein Glück.
Sie war wie eine wilde Blume, sie wurde nicht mein, es sollte wohl mein Schicksal sein.
Ich sehnte mich nach diesem Weib mit den schwarzen Haaren und dem roten Kleid.
Zurück blieb nur mein Verlangen, sie ist mit einem anderen Mann davon gegangen.
Tief verwundet war viele Jahre mein Herz, von meiner wilden Blume Liebesschmerz.
Vergessen kann ich die wilde Blume aber kaum, sie lebt immer noch in meinem Traum.


(c)Heiwahoe
 
 
 
***
 
 
6. Die Ballade von Jack Watt
 

Da war ein junger Mann, man nannte ihn Jack Watt.
 
Manche sagten von ihm, er sei eigentlich nur aalglatt.
 
Ja, Jack Watt war ein Einzelgänger und auch verlogen.
 
Doch vielleicht hatte man ihn ja nur falsch erzogen?
 
Wahr ist, schon morgens in der Früh, wenn er erwachte,
 
er so komisch grinste und seltsam vor sich hin lachte.
 
Tja, und weil er nur selten ein Wort gesprochen hat,
 
man ihn einfach für seltsam hielt, er wurde ausgelacht.
 
Eben wegen seines eigenartigen und seltsamen Betragen,
 
hat man ihn kurzum für frech gehalten, deshalb oft geschlagen.
 
Aber eines schönen Tages fand man einen Mann, er schwebte.
 
Sein hängender Körper zuckte hässlich, er noch ein wenig lebte.
 
Denn Jack Watt, der hat ihn aufgehängt, dieser böse Übeltäter.
 
Der Aufgehängte zappelte noch ein wenig, sein Tod kam später.
 
Merkt euch deshalb, in geschlagenen Menschen wirkt ein Gift.
 
Will sagen, was die Laster dieser Welt ganz allgemein betrifft:
 
Es ist der Hass, der nicht nur gelehrig, sondern auch sehr teuflisch ist.
 
 
(c)Heiwahoe

 
 
 
***
 
 
7. Die Ballade von Jennifer's Traum
 
Sie hatte blaue Augen und auch goldenes Haar.
Die schöne Jennifer, sie war einfach wunderbar.
Doch Hollywood, das liegt in weiter Ferne.
Jennifer, ein großer Star, der wär’ sie gerne.
 
Eines Tages war er da, so’n cooler Typ mit Kamera.
Sie gab sich ihm gleich hin, dachte nur an den Gewinn.
Das hübsche Mädchen, sie sah darin ihr großes Glück.
Denn Jennifer, sie wollte nur nach vorne und nicht zurück.
 
Bald lag ihr die ganze Männerwelt zu Füßen.
Viele ließen sie mit schönen Rosen grüßen.
Stück für Stück wurden Jennifers Träume wahr.
Es dauerte auch nicht lange, da war sie ein großer Star.
 
Überall war sie bekannt, nur ihre Seele ausgebrannt.
Tabletten, Koks und Heroin waren nun ihr Lebenssinn.
Die schrecklichen Drogen machten sie fast gänzlich hin.
Und dann kam der letzte Tag, als Jennifer der Star verstarb.
 
Ja, Hollywood, das war ihr großer Traum gewesen.
Leider ist die schöne Jennifer jetzt am Verwesen.
Und was ist das Ende von dieser kleinen Geschicht’?
Es gibt Menschen, die überleben ihre Träume nicht!
 
Denn Träume, das sag’ ich jetzt mal so ganz ehrlich, die sind real doch sehr gefährlich.
 
Für viele liegt Hollywood in weiter Ferne. Aber ein großer Star, der wäre doch wohl jeder gerne.
 
©Heiwahoe
 
 
 
 
***
 
8. Die Ballade von Jennifers Rückkehr

 
Ich saß ganz allein in einer kleinen Bar, und ich dachte daran, wie es früher einmal war. Vergangen sind längst die alten Zeiten, sie spiegelten sich in den bunten Lebensweiten. In den Träumen sind sie aber immer präsent, die man auch als Erinnerungen kennt. Ja, die alten Zeiten können viel erzählen, was einst mal war, ich muss es einfach erwähnen.

Ein unsichtbarer Reigen an Gedanken kehrte langsam zurück hinter verborgenen, dunklen Schranken. Ich schloss die Augen, es war wie im Traum, er erzählte mir von Jennifer in diesem Raum. Sie saß mit mir damals hier in der kleinen Bar. Meine Jennifer, sie hatte langes, schwarzes Haar. Den Klang ihrer weichen Stimme höre ich heute noch, als sie mich ansah und sagte: "Ich liebe dich doch!" Aber das Schicksal hatte es mit uns anders gemeint. Ich musste fort, zurück blieb sie und hat viel geweint.

Ja, nie wieder habe ich Jennifer seit der Zeit gesehen. Was einst geschah, ich konnte es selbst nicht verstehen. Ich öffnete die Augen, in meinem Herzen war es ganz still. Da saß auf einmal der Wirt an meinem Tisch, sein Name war Bill. Er hatte mich wohl schon lange so seltsam angesehen. Dann sagte er nachdenklich: "Liebende sollten nie auseinandergehen."

Er kannte mich noch von früher aus dieser kleinen Bar, er wusste auch, was damals mit Jennifer geschehen war. "Eine Zeit lang kam sie noch hier hin, saß an diesem Tisch. Sie sprach immer von dir, denn sie war so verliebt in dich. Doch eines Tages, oh ja, da war sie ganz plötzlich fort. Sie sagte mir noch zum Abschied, sie wolle dich suchen, egal an welchem Ort."

Dann schaute Bill zum Fenster hinaus in die dunkle Nacht. Was er dann sagte, das hat mich wirklich traurig gemacht. "Jennifer packte ihre Koffer, am Bahnhof war sie eine Zeit lang gestanden, vor einen Zug hat sie sich geworfen, keiner hat es verstanden. Gewiss aus Liebeskummer tat sie es. Sie war verzweifelt", hörte ich ihn vorwurfsvoll sagen. Ich schaute ihn an, aber ich stellte ihm keine weiteren Fragen.
Ich verließ die Bar, ging nach draußen, über mir war das funkelnde Sternenzelt. Oh Jennifer, sie war schon lange tot und nicht mehr in dieser Welt. Einsam im Herzen ging ich in Gedanken verloren allein durch die leeren Straßen der Stadt. Es war das Schicksal, das unsere Liebe zerstörte und es eben so gewollt hat. Die Stille der Nacht, sie tat mir irgendwie gut, doch da war auch dieser tiefe Seelenschmerz. Dann geschah das Wunder. Ich hörte eine Stimme und sah plötzlich Jennifer neben mir. Sprachlos schaute ich ihr tief in die Augen und streichelte dabei liebevoll ihr schwarzes Haar. Sie aber berührte ganz sanft mein Herz. Wie schön das war.

Der Klang ihrer weichen Stimme betörte mich, als sie flüsterte: "Ich liebe dich immer noch von ganzem Herzen."

Dann durchschritten wir gemeinsam ein helles Licht und traten in eine Welt ohne Leiden und Schmerzen.
 
(c)Heiwahoe

 
 
 
***
 

 
9. Die Ballade von Krieg und Frieden

 
Ich wollte der Menschheit ein Friedenslied singen.
Der ganzen Welt die Botschaft der Liebe bringen.
Ich wollte die grausamen Wölfe des Krieges zähmen.
Ja, um den Menschen ihre Ängste und Unruhe zu nehmen.
Ich wollte nie wieder, dass Kinder vor Elend und Hunger weinen.
Bei mir sollten sie froh lachen und spielen im lustigen Kinderreigen.
Mit den Mächten des Bösen wollte ich gnadenlos um das Gute ringen.
Der Menschheit schließlich danach für immer den Frieden bringen.
Doch der Kampf ging verloren. Das Böse wurde wieder geboren.
Mein suchender Blick geht von der Erde hinauf zu den Sternen.
Ich frage mich still: "Werden die Menschen es jemals lernen?"
Hat sich der Kampf gegen Krieg, Elend und Hunger gelohnt?
Wo doch lauernd das Böse tief im Menschen noch immer thront?
Ich sehe nach all den vielen Kriegen wieder Männer bespickt mit Orden.
Die schrecklichen Kriegstreiber befehlen immer noch das weltweite Morden.
Bomben und Terror, Gewalt, Krieg und Tod, auch religiöser Natur.
Mein Schrei in der Wüste verhallt ungehört: "Was soll all das Böse nur?"
Ich denke mir, wenn Gott schweigt in der Welt, wird es bald bitterlich kalt.
Dann flüstert das Böse der Menschheit ins Ohr: "Macht Krieg, aber bald!"
Und der Tod kommt dämonisch schon wieder zurück auf die Erde.
Die Massen jubeln und träumen von großen Siegen, aber es warten nur Särge.
Im trüben Licht der Sonne steh' ich irgendwo an einem weiten Meer.
Die Erde des Menschen, wie ich sie früher mal kannte, sie ist nicht mehr.
Mein Friedenslied an die Menschheit will ich nicht mehr singen.
Der ganzen Welt die Botschaft der Liebe jetzt nicht mehr bringen.
Es streicht der Wind auf seine leise Weise über das schäumende Meer.
Die einstmals schönen Strände sind verbrannt, wüst, karg und leer.
Doch der Wind weht einfach weiter, als wäre gar nichts gewesen.
Er bläst den Gestank der Toten fort, die hier herum liegen und verwesen.
Still steh' ich da und schweige noch vor soviel Elend, Krieg und Tod.
Am fernen Horizont geht die Sonne unter und leuchtet dabei dunkelrot.
Das Erbe, welches wir Menschen haben hinterlassen, es sind nur Ruinen,
zerstörte Straßen und Gassen. Wie viele Seelen haben wohl die Erde verlassen?

Eine Träne rinnt mir über das Gesicht und fällt in den Sand.
Ein kleines Kind, das Frieden heißt, gibt mir auf einmal die Hand.
 
(c)Heiwahoe
 
 
***
 
10. Die Ballade von Mary Ann und Tommy White

 

 
Am Horizont der Donner grollt, die Blitze zucken wild.
Tommy White auf hohem Turme steht im Düsterlicht.
In rechter Hand das Schwert, in linker Hand das Schild.
Sein Herz ist voller Liebesschmerz. Ob es zerbricht? Er weiß es nicht.
 
Vom Turme aus er sieht das Dorf in fahler Mondesnacht.
Übers Land der Feind rückt an mit großer Macht.
Im Hof der festen Burg nur eine Handvoll tapfere Soldaten stehen.
Sie ahnen schon, die Übermacht ist groß, sie werden alle
sterben und vergehen.
 
Ach, hätt’ er Mary doch noch gesehen, die schöne Maid.
Sie wohnt unten im schutzlosen Dorf, nur entfernt zwei Meilen weit.
Des Feindes schrecklich Heer rückt unerbittlich näher.
Tommy White erschaudert, sieht beklommen alles, er ist der Späher.
 
Seine Augen glühen heiß, aschfahl ist sein Gesicht.
Oh Gott! Mary, Mary ich sah dich vorher nicht!
Ich bin dein Bräutigam und du die Braut.
Der Priester wollte uns doch trauen, er hat ja schon
nach uns geschaut.
 
Das Feindesheer erreicht die ersten Häuser jetzt am Dorfesrand.
Es gellen fürchterliche Todesschreie. Alles rennt.
Tommy White wird angst und bang.
„Sieh! Das Dorf, es brennt. Die helle Feuersglut, sie lässt die Nacht erröten.
So flieh’ doch liebste mein, Mary! Du bist in großen Nöten!“ schreit der junge Mann. „Die Schergen werden dich sonst töten.“
 
Die tapferen Verteidiger stürmen verzweifelt zur Burg hinaus, hinunter zum
brennenden Dorf, kämpfen wie besessen um jedes einzelne Haus. Das Gemetzel ist schrecklich, der Feind übermächtig. Der Tod hält reiche Ernte. Oh welch’ ein Graus! Mit der handvoll Männer ist es bald schon aus.
 
Auch Tommy White ist in vorderster Linie mit eingereiht, wild entschlossen und zu allem bereit. Er kämpft wie ein Held, der sich immer wieder die gleiche Frage stellt: „Wo ist sie, meine geliebte Braut Mary?“
Und siehe da, mitten im Dorf am plätschernden Brunnenloch, findet er sie.
Das Feuer wird heißer und heller. Es sieht aus wie der Hölle Abendrot.
Doch ihr Mörder war schneller, denn seine Braut Mary Ann, sie ist schon tot.
 
Und als Tommy White sie weinend vor Schmerz in seinen starken Armen hält, er im gleichen Moment tödlich getroffen von einem Feindespfeil kopfüber in den tiefen Brunnen fällt. Die flammende Feuersglut sich spiegelt auf dem glitschigen Wasser, das sich vermischt mit der beiden Verliebten Blut.
Die wogenden Wellen, sie decken die beiden toten Körper zu.
Mary Ann und Tommy White versinken zur ewigen Ruh’.
 
***
 
Tommy White liegt schlafend am rauschenden Meeresstrand. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und gelb ist der Sand. Mary Ann, die Schöne, sitzt daneben. Sie hält ihm verliebt die Hand. So ist das Leben.
Und als er benommen wach wird ein wenig später, gesteht er offen ihr: „Du Mary, ich träumte eine Ballade von dir und mir. Ich erzähl’ sie gleich hier...“
 

(c)Heiwahoe


© (c)Heiwahoe


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