Der Bruder

"Den arglistigen Täter führt mir her!
Schweigen möge er
und seine Strafe nehmen hin.
Untreuer!
Nur boshaft Handeln
und Betrug stand ihm im Sinn!
Hat mein Gefolge mir entrissen, meine Nächsten!
Belogen,
betrogen
und keck hervorgestreckt das eitle Kinn.
Dem sei ein Ende nun gesetzt.
Denn König immerdar ich bin.

Du – Bruder!
Warum fielst in den Rücken mir?
Ein schlecht Berater war dein Streben, deine Gier.
Mein Königreich erschüttert! Doch liegt es nicht danieder.
Ein Schrecken bloß fuhr ihm durch alle Glieder!

Wie ich dich liebte. Dir vertraute – meinem Blute.
Meine Blindheit strafte mich nun mit dem Schmerz.
Mein armes Herz!
Herausgerissen aus dem Leibe wie der Glauben an das Gute.

Dich dünkt, du seist im Recht?
Mitnichten!
Mir Diener sein, Gehorsam schenken waren deine Pflichten!"



"Seht wie ich lache, großer König – bei meiner Seele!
Eure Jugend lässt der Weisheit keinen Raum.
Ihr seid verblendet, wähnt euch klug – das ist ein Traum!

Ihr sprecht von Liebe?
Nennt Brüder uns aus einem Blute?
Nur unser Mutter Leib gemeinsam war.
Der König war besessen, kannte nicht das Gute!

Euer Vater nahm sie sich entgegen aller Ehre!
Es wundert Euch, dass ich mich Euch verwehre?
Er mordete meinen Vater für sein Glück!
Mich nahm er hin. Als ungeliebtes Pfand – gleich einem Narrenstück."



"So find' ich keine Reu in deinen Worten?
Fühlst du dich edel gar und von Gewissen rein?
Gelobtest mir die Treu an allen Orten
und hinterrücks wolltest du selber König sein?!

Seit wann? Wie lang hast du das Spiel mit mir getrieben?
Meine Gefährten gegen mich gebracht?
Mit wie viel Gold zu dir gezogen und belogen?
Auf das sie mich nicht mehr als ihren Herren lieben
und ihnen falsche Hoffnungen gemacht?"



"Oh “großer werter König“ lasst mich kundtun was Ihr mich befraget.
Damit kein anderer Euch viel Falsches saget.
Dem Tag der Krönung wohnte schon der Anfang inne.
Die Jahre eurer Macht gezählt sogleich.
Es standen mir alsbald nach Eurem Tod die Sinne
- nun – Ihr habt gesiegt und haltet Euer Reich."



"Bekümmert bis ins Mark siehst du mich leiden.
Doch muss ich mich nun gegen dich entscheiden.
Dein Tod sei dir gewiss!"




"Noch eine Gnade:
Mein Weib und meine Kinder müssen mit mir sterben!
Sie hätten nichts als lauter Spott und Hohn zu erben!"



"Niemals! Ich werde sie erretten.
Dein Weib sei mein
sie will ich frein,
und deine Kinder lehren
mich zu lieben und zu ehren!
- Für dich die Eisenketten!"



"Oh diese Schmach! Ihr seht mich klein, am Boden liegend und in Nöten!
Lasst mir nur diese Ehr' und meine Lieben töten!"



"Genug!
Ich kenne dich nicht mehr!

In Ketten!

Den tiefsten Kerker er bewohn.
Das ist gerechter Frevlerlohn!

Gleichwohl, die Untreuen die mit ihm gingen
soll'n vorab nun sein Totenlied mir singen!
Sein Ende wird in Bälde sein.
Sodann hinfort mit allen dieser Meute,
und nimmer wieder sind sie wohlgelittene Leute!

Bin ich nicht euer Diener stets gewesen?
Fürwahr – mein ganzes Streben für mein Volk!
Es bleiben seine Schriften ungelesen.
Dem Feuer, das entfacht, anheim gestellt.
Kein Freier mehr wird sein, dem er ein Held.

Nun wohl – besiegt ist er.
Im Morgengrauen schon vergessen.
Hätt' nie mit meiner Kron
auf meinem Thron gesessen!
Drum, Volk – ihr Händler, Handwerker und Bauern,
seid mir stets gut.
Gerechtigkeit wird sein und überdauern,
darum für dieses Ziel sei all mein Mut.

Ihr Ritter! Getreue - gelobt mir abermals die Treu!
Auf dass der Frieden fortan unter uns und mit uns sei!"


© Corinna Herntier


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Beschreibung des Autors zu "Der Bruder"

Irgendwie überkam es mich gestern Abend ... ich hatte Lust, selbst mal zu versuchen, eine Ballade im "alten Stil" zu schreiben.
Das macht ja sooo viel Spaß!
Auch wenn's nur ein "müder Abklatsch" alter Meisterwerke geworden ist, so sei das Augenzwinkern dahinter bedacht ... also bitte nicht bierernst nehmen!

Cori

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Kommentare zu "Der Bruder"

Re: Der Bruder

Autor: Watergirl   Datum: 19.12.2013 16:28 Uhr

Kommentar: Liebe Cori, gleich, waehren ich reise unterweg, ich immer habe mein Bruder und meine Schwester in Herz tragen.

besinnlich weihnacht abend.

WATERGIRL.

Re: Der Bruder

Autor: cori   Datum: 19.12.2013 18:26 Uhr

Kommentar: I wish you a merry christmas, too! Thank you, Watergirl.
As I see, are you living on the british Virgin Islands. So there will be no snow at christmas - only sunny warm weather? And what kind of christmas-tree do you have?
How did you come to "Schreiber Netzwerk"?

Many christmas-greetings!
Cori

Re: Der Bruder

Autor: Watergirl   Datum: 19.12.2013 18:41 Uhr

Kommentar: Liebe Cori, thanks for the christmas greeting, yes, i am visiting on the british Virgin Islands. No snow at all. sunny, hope tomorrow will see. There are many kind of chritmas tree here. i miss this Netzwerk, sitting in Hotel lounge writting to my brother. what are you doing Cori?

Watergirl

Re: Der Bruder

Autor: cori   Datum: 19.12.2013 19:04 Uhr

Kommentar: I make a brake and look here on Netzwerk. I have to make dinner for my family (and me too) - Pizza. I bought "Fertig-Teig" (final dough), so my sons and I will garnish the pizza with tomatoes, Salami, Tuna fish, onions, red pepper and italian herbs.

Later I want to pack gifts - there are so many of them ... it's really hard work!
That's what i will do soon.

Cori

Re: Der Bruder

Autor: Watergirl   Datum: 19.12.2013 19:07 Uhr

Kommentar: Hallo Cori, have a nice dinner, have fun.

Talk to you next time. Bye..

Re: Der Bruder

Autor: Suedwind   Datum: 25.12.2013 22:08 Uhr

Kommentar: Cori, Cori.....

Bist du Dir sicher, dass du nicht eine Nachkommin des großen Schiller bist???

Mir deucht, mir deucht.... du bist eine!!!

"Mir überkams".... "hatte Lust".... "versuchen".....
Ich ziehe meine imaginären Hut.....soooooooooooooo großartig!

Verehrung!
Handkuss!
Dein Gustl!

Re: Der Bruder

Autor: cori   Datum: 26.12.2013 12:50 Uhr

Kommentar: Lieber Gustl,
herzlichen Dank für deine aufmunternden Worte!

Sich selbst einzuschätzen ist recht schwer - besonders dann, wenn man etwas zum ersten Mal schreibt und damit Neuland betritt.

Ich werde mich nun vielleicht doch öfter dem Thema "Ballade" widmen und daran arbeiten - könnte ja mitunter noch "was werden" ...

Frohe Weihnachtsgrüße
von Cori

Re: Der Bruder

Autor: Suedwind   Datum: 26.12.2013 14:15 Uhr

Kommentar: Du bist großartig, meine Liebe!
Liebe Grüße
Gustl!

Und, mach bitte weiter, ich befehle....ähhhh..wünsche es *gggg*
Freue mich schon auf deine nächsten Werke.....
Nochmals liebe Grüße!

Re: Der Bruder

Autor: Drachenblut   Datum: 21.07.2014 0:22 Uhr

Kommentar: Ich fands super
Eine Geschichte wäre gut das man die vorgeschichte kennt damit man weiß wer von beiden der weißere und so ist

Re: Der Bruder

Autor: cori   Datum: 21.07.2014 0:38 Uhr

Kommentar: Drachenblut, du bist aus Österreich?! Na, das ist ja toll. Suedwind nämlich auch und der dachte, es gäbe hier im Netzwerk keinen weiteren Autoren aus seinem Land.
Vielen Dank für deinen lobenden Kommentar! Ich hatte mich zum damaligen Zeitpunkt einfach hingesetzt und drauflos geschrieben. Vor meinem inneren Auge sah ich zwei Brüder. Der eine ein König, der andere ein Verräter. Ich gebe zu, mir nicht die Mühe gemacht zu haben, eine größere Story darum herum zu entwickeln. Dieses "Kernstück", die Auseinandersetzung, die den Sieg des Guten (des Königs) zeigt, genügte mir. Dass der Bruder ihm nicht treu ergeben war, ist auch zu verstehen, denn sein leiblicher Vater wurde ja vom Vater seines "Halbbruders", des jetzigen Königs, umgebracht. Grund genug für seinen Hass. Er hatte bis dahin nur Treue vorgetäuscht.
Ich finde es toll, dass du überhaupt auf dieses "ältere Werk" von mir gestoßen bist und es kommentiert hast! Super!

Viele Grüße nach Österreich!
Cori

Re: Der Bruder

Autor: Drachenblut   Datum: 21.07.2014 0:51 Uhr

Kommentar: Ok ein bisschen mehr wäre besser gewesen aber damit muss man leben können und der jetzige könig hat vielleicht den alten könig ja auch verraten.

Wenn mans so sieht kann man nur eins sagen beide brüder sind gleich abscheulich sie haben aneinander verraten daraus wurde hass und hass fürt zu tot und tot führt zu schmerz und dieser führt zu weiterem hass was wieder zu verrat führt.

Wenn nie jemand vergeben kann wird es nie ein ende geben.

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