Mit Brett vor’m Kopf sitzt einer da,
er denkt sich vierundsechzig Felder
und alle Weisheit ist ihm nah,
dann fragt er sich: was wählt er?

Er kommt mit sich ins Große-Reine,
Besonnenheit ergreift ihn kalt,
dann nimmt er sich die weißen Steine.
Er hat sich ganz in der Gewalt!

Bald kommt der Wahnsinn auf ihn zu
und er entwirft bizarre Pläne.
Aus ist’s mit der inneren Ruh‘,
Entschlossenheit fletscht ihre Zähne!

Worauf sich alles vor ihm dreht.
Die Welt steht Kopf, er fühlt sich krank,
er weiß nicht mehr wie das Spiel geht,
dann klärt sich manches, Gottseidank!

Nun sieht er ganz verrückte Szenen!
Kann das denn wirklich logisch sein?
Und ihn ergreift ein dumpfes Sehnen:
er wünschte sich, der Sieg sei mein!

Wie kann das angeh’n? was passiert,
wenn er von A nach B was zieht?
Es könnte sein, daß er verliert,
wenn er nicht bald den Ausweg sieht.

Das Pferd will nicht vom Bauern lassen,
der schwarze König fühlt sich köstlich!
Oh, der verlauf ist nicht zu fassen!
Und welche Chancen gibt es restlich?

Der nächste Zug ist zukunftsträchtig!
Die Zeit spielt auch schon eine Rolle.
Die Dame ist vor allem mächtig!
Mit der kriegt er sich in die Wolle…

Wie die Figuren um sich schlagen,
so schützen sie auch das Terrain –
die kleinen müssen alles wagen…
und wer ist jetzt als Nächster dran?

Grenzt das jetzt bereits an Romantik?
Man muss es halt nur richtig sehen!
Wird er jetzt locker oder grantig?
Wer überlegt, der wird verstehen!

Was dann passiert, ist über-logisch!
Dagegen ist nichts einzuwenden.
Seh’n wir’s doch einmal pädagogisch:
Wir sind hier um uns zu verschwenden.

Das Spiel ist aus – wie ist’s gelaufen?
Es war – man gratuliert sich matt –
Nichts weiter als ein arges Schnaufen.
Am Ende heißt es glücklich: patt!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Schachballade"

Re: Schachballade

Autor: noé   Datum: 16.05.2014 9:41 Uhr

Kommentar: Mir Brett - Dir Brett - Wemmes Brett?
Tolle Beschreibung, warum erinnert mich die irgendwie an Wilhelm Busch? War da nicht mal 'was mit 'nem Klavierpieler, so einem furiosen?
BiSi

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