Wir alle kennen Menschen, die behaupten, dass sie nicht an Gott glauben.

Doch wie oft haben wir einmal nachgefragt, welchen Gott sie damit eigentlich meinen?
Meinen sie den katholischen Gott, den evangelischen Gott, den islamischen, buddhistischen oder hinduistischen Gott? Meinen sie die afrikanischen Götter, die westlichen oder gar die griechischen und römischen?
Welchen Gott meinen sie damit eigentlich?

Ich bin im christlichen Glauben erzogen worden.
In der Schule habe ich noch gelernt, dass Menschen, wenn sie nicht brav sind, in der Hölle schmoren müssen. Ich habe gelernt, dass es so etwas wie eine Welt zwischen Himmel und Hölle gibt, in der die verlorenen Seelen (die, die ungetauft sind oder der Kirche abgeschworen haben oder einfach nur keine Kirchensteuer mehr zahlen wollen) hinkommen und dort bleiben sie für die Ewigkeit. Und das kann unglaublich lang sein.
Im Religionsunterricht unserer Schule wurden die Klassen nach ihrer göttlichen Gesinnung sortiert und wir hatten unterschiedliche Lehrer. Hauptsächlich evangelisch und katholisch. Von Zeit zu Zeit war einer der Lehrer krank und wir - von der anderen Gesinnung - hatten dann gemeinsamen Unterricht.
Ich weiß noch, dass ich mich damals – evangelisch erzogen – fragte, warum Katholiken so viele Sünden auf sich nahmen, sich entschuldigten, beteten und Gott vergab ihnen und bei uns sollte das irgendwie nicht so funktionieren.
Ich fragte mich auch, warum diese Menschen es mit ihren Sünden so genau nahmen, obwohl doch jedem klar war (aus dem Geschichtsunterricht), dass es gerade die katholische Kirche war, die mit ihren Kreuzzügen unglaublich viele Menschen über Jahrhunderte ausgenommen und ermordet hatte.
Aber das durften wir damals natürlich nicht sagen und auch nicht hinterfragen. Das geschah ja alles nur, weil diese Heiden nicht verstehen wollte, wer Gott wirklich ist und so musste man den Teufel austreiben und beten, dass diese armen Seelen ja irgendwann doch noch begreifen, dass es zu ihrem eigenen Besten ist.
Hinterfragen und selbst denken war nicht erlaubt. Eine andere Auffassung von dem, was sie unter Gott verstanden, war ebenfalls nicht erlaubt.

Und so habe ich Jahre damit zugebracht, besser nicht an diesen Gott zu glauben.
Wer mag schon so einen Gott, dem es gefällt, die Menschheit ständig für alles Mögliche bestrafen zu wollen.
Einen Gott, der wütend Gewitter und Sintflut, Erdbeben und Vulkanausbrüche und viele andere Seuchen auf die Erde schickte, um dem Menschen Gehorsam, Benehmen, Mitgefühl, Ehrlichkeit und sonst noch was, beizubringen.

Wer hätte sich damals getraut, zu hinterfragen, ob Gott das wirklich so will, oder ob die Kirche das nur jedem so erzählt, weil die gutgläubigen Menschen, dann besser funktionieren?
Wer hätte damals gefragt, ob die Kirchen das so tun, weil sie es schon seit Jahrhunderten so getan haben?

Da ist es doch viel einfach im eigenen Kämmerchen nicht an so einen Gott zu glauben und in der Öffentlichkeit so zu handeln, wie man es von einem braven Christen erwartet.

Eines konnte ich allerdings auch später nicht ertragen: Lügen!

Besonders im Angesichts des Todes oder auf Beerdigungen. Da wurden immer Geschichten von Menschen erzählt und die ganze Gemeinde wusste nur zu genau, dass es viel zu oft nicht die Wahrheit war.
Da standen Menschen, die sich im Leben nicht all zuviel zu sagen hatten, plötzlich vor Gräbern und trauerten um den Angehörigen, dem sie ihm Leben nicht die Aufmerksamkeit zollten, die er vielleicht verdient hatte.
Da gehen Kinder zu Konfirmation wegen Geld.
Da muss der Papst angeschrieben werden, wenn man nach einer Scheidung wieder heiraten möchte.
Da werden Menschen ermordet und anschließend behauptet, dass Gott es so gewollt hätte und man betet um Vergebung, um dann in diesem Glauben weiter zu morden.

Solche Lügen machen es mir immer wieder schwer, den propagierten Glauben auch nur ansatzweise zu verstehen.

Und so habe ich beschlossen, meine eigene Wahrheit über Gott herauszufinden und für mich zu entwickeln.
Dabei ist mir irgendwann einmal Nelson Mandela aufgefallen und einige andere Autoren, die interessante Sätze über Gott veröffentlicht hatten.

Mehr und mehr habe ich mich gefragt:
„Was, wenn davon auch nur ein kleiner Teil stimmt?“
„Was, wenn wir alle Kinder Gottes sind und somit ein Teil von Gott und auf der Erde sind, um Liebe zu leben?“
„Was, wenn Gott gar nicht ein strafender Gott ist, sondern ein vergebender?“
„Was, wenn ich mit ihm Gespräche führen kann und auch mal schimpfen kann, ohne dass er böse ist?“
„Was, wenn er gar nicht sauer ist, wenn ich ihm widerspreche?“
„Was, wenn er mich einfach bedingungslos liebt und mir all meine kleinen Fehltritt einfach so vergibt?“
„Was, wenn wir alle in den Himmel kommen und eine Hölle nicht existiert?“
„Was, wenn wir nur unsere Form verändern und gar nicht wirklich tot sind?“

All diese Fragen trauen sich viele Menschen nicht zu stellen, weil sie im harmlosesten Fall, einfach nur mild und mitleidig belächelt werden.
Aber diese Fragen kreisen dennoch im Kopf und suchen nach einer Antwort.

Für mich war und ist eine Antwort immer dann gefunden, wenn ich merke, dass ich damit einen inneren Frieden habe.
In Augenblicken, in denen ich mich im Einklang mit Allem befinde, da ist für mich Gott ganz nah.
Wenn ich meine Seele hören kann und mich in mir selbst geborgen fühle, dann ist Gott in mir, neben mir, mit mir.
Wenn ich die Schönheit der Natur und des Menschen sehen kann und eine tiefe Liebe und Dankbarkeit empfinde, dann ich Gott bei mir.

Und wenn es mal nicht so funktioniert, wie ich mir das gerade vorstelle und ich mit ihm schrecklich schimpfe, dann habe ich wieder das Gefühl, dass er vor mir steht und mich gütig anlächelt und sagt:
„Beruhige Dich wieder, ich verstehe Deinen Ärger, aber glaube mir, alles wird gut!“
Dann habe ich das Gefühl, dass er genau weiß, dass ich nicht mit ihm böse bin, sondern mit allem und jedem und überhaupt.
Dann weiß ich auch, dass er mir all meine Schimpfworte vergibt und ich ihm auch beim nächsten Mal alles aufladen kann und sagen darf, dass er überhaupt an allem Schuld ist.
Dann habe ich das Gefühl, dass er mich einfach nur anlächelt und mir vergibt.

Was wäre, wenn es einen solchen Gott für alle Menschen dieser Welt gäbe?
Wie würde unserer Erde heute aussehen, wenn wir das verstehen könnten?
Wie viel Liebe könnten wir in diese Welt tragen und damit unser Leben schöner machen?

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Beschreibung des Autors zu "Glaube an Gott, die Kirche und andere Fanatiker"

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Kommentare zu "Glaube an Gott, die Kirche und andere Fanatiker"

Re: Glaube an Gott, die Kirche und andere Fanatiker

Autor: Doris Demski   Datum: 14.07.2012 11:19 Uhr

Kommentar: Hallo Cornelia, das hast Du sehr treffend und schön geschrieben. Es gibt viele Menschen, die keiner Kirche oder Religionsgemeinschaft angehören und trotzdem sehr gläubig sind. Ich gehöre dazu, ich definiere die Natur und die Unendlichkeit mit Gott. LG D.D.

Re: Glaube an Gott, die Kirche und andere Fanatiker

Autor: sissy   Datum: 31.08.2012 15:12 Uhr

Kommentar: Liebe Cornelia, vielen Dank für die schönen Worte. Manchmal denke ich mir, dass es besser wäre, wenn jeder für sich selbst heraus finden könnte, was Gott für ihn bedeutet. Durch den Zwang an etwas zu glauben oder etwas zu tun,
was man nicht fühlt, ist noch niemand glücklich geworden. LG sissy

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