Ich sitze hier im Bett, schaue durch die Fenster nach draußen, in den regnerischen Tag. Ich fühle mich bedrückt und möchte einfach nur allein sein.
Jeder kennt dieses Bedürfnis nach Ruhe, nach sich gut anfühlender Einsamkeit. Ich kann in solchen Momenten am ehesten meine Gedanken sortieren und mich voll und ganz auf sie konzentrieren. Nur bemerke ich des Öfteren das Problem, meine Gefühlslage nicht richtig zuordnen zu können.
Ich bin traurig - ohne, dass etwas ausschlaggebendes passiert ist und am nächsten Tag bin ich am tanzen und fröhlich, ohne, dass mich etwas oder jemand konkret aufgemuntert hat.
Genau aus diesem Grund schreibe ich.
Ich habe einen Anfang und ein Ende. Sobald ich am Ende angelangt bin, kann ich wieder zurück zum Anfang und erkenne die Verbindung mehrerer Gedankengänge.
Schreiben befreit mich und hilft mir, mich innerlich wieder zu ordnen und zu erkennen, was mich grundlegend beschäftigt und mein Gemüt beeinflusst.
Ich habe einen Grundriss im Kopf, wie weit ich in der Zeit zurück muss, um mich wieder zu verstehen. Ich komme auf das Alter zwischen 13 und 14 Jahren.
Während der Pubertät befindet man sich in einer Selbstfindungsphase, so heißt es, aber auch jeder Erwachsene stößt wohl das ein oder andere Mal auf Unzufriedenheit, die einen die eigene Lebensweise und Angewohnheiten hinterfragen lassen. Und an diesem Punkt bin auch ich grade. Ich würde mich nicht als "Erwachsen" bezeichnen aber in der Pubertät stecke ich im Grunde genommen auch nicht mehr. Ich bin sowieso der Meinung, dass das eine und das andere sich nicht ausschließen aber es sind die Bezeichnungen, die so festgelegt und einem mitgeteilt wurden.
Dennoch habe ich eine höhere Frustrationstoleranz, ein relativ standhaftes eigenständiges Wertesystem und habe den Glauben daran, dass ich gedanklich genug Eigeninitiative besitze, um Dinge zu hinterfragen, mir eine eigene Meinung zu bilden und das Wesentliche einer Situation im Stande bin zu erkennen. Eigentlich meiner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil dessen, was ein "gesunder" Verstand mitbringen sollte. Trotzdem kann ich behaupten, mich so zu fühlen, als sei ich festgefahren und an einer Stelle stehen geblieben, an der ich nicht stehen möchte. Ich habe das Bedürfnis, grundlegend etwas an mir, meinem Verhalten und meiner Denkweise zu ändern.
Und deswegen fühle ich mich gedanklich so viele Jahre zurückversetzt. Ich bin in meinem Leben des Öfteren an diesen Punkt gestoßen, an dem mir klar wurde, dass ich mir selbst im Wege stehe und ich eine wie mich auffressende Unzufriedenheit verspüre. Das Bedürfnis, an einem Punkt null anzufangen. Wie auf einem neuen, leeren Blatt Papier anzufangen zu schreiben, weil man den ersten Entwurf überdacht und weggeschmissen hat. Weil er den eigenen Vorstellungen nicht gerecht werden kann.
Problem ist nur, dass ich alles, was ich bisher von mir Preis gegeben, gesagt und getan habe, nicht einfach "auslöschen" oder wegschmeißen kann. Aber mein kognitives Konstrukt bin ich in der Lage auszubessern, zu erweitern oder einiges neu wachsen zu lassen.
Neue Eindrücke zeigen einem manchmal, worum es eigentlich gehen sollte, und worum es einem aber momentan noch geht. Die Frage ist nur, woran erkenne ich, wo ich mich sehen möchte? Wie ich wahrgenommen werden will und wie ich mich selbst wahrnehmen möchte.
Manchmal können einen die eigenen Gedanken zumauern und man will einfach wieder sehen, was dahinter liegt oder liegen kann! Was sich für neue Türen öffnen und wie weit man plötzlich schauen kann. Und an diesem Punkt bin ich angelangt. In vielerlei Hinsicht. Es gibt so vieles, was mir momentan wieder sagt, dass ich die letzte Zeit in eine falsche Richtung gelaufen bin, beziehungsweise in eine, die nicht damit übereinstimmt, wo ich eigentlich hin möchte.
Eine gewisse Zeit lang hatte ich das Gefühl, den Werten, die ich vertrete, auch wirklich gerecht zu werden. Zur Zeit fühle ich mich eher so, als würde ich eine Art Doppelmoral betreiben. Manchmal schlechte Worte über etwas verlieren, was ich im Grunde selbst tu. Die Frage ist nur, warum ich das tu, wenn ich es selbst als verwerflich ansehe. Ich glaube, weil ich mir selbst momentan einfach absolut nicht im Klaren darüber bin, wie ich innerlich aussehen möchte. Eigentlich irgendwo zwar schon aber ich bin mir dessen überhaupt nicht mehr bewusst. Ich habe mich zu lange nicht mehr mit meinem eigenen Innersten beschäftigt. Ich habe zwar so viel Zeit in Moment, nutze sie aber gar nicht für das, was mir eigentlich als so wesentlich und essentiell erscheint. Nämlich mit einem Charakter, den ich gerne nach außen trage, mit dem ich im Reinen bin und zwar nicht minder deswegen, weil er auch rein ist! Ohne Lügen, ohne sich selbst etwas vorzumachen, ohne zu handeln und sich genau im gleichen Moment zu fragen, wieso man grade so handelt, weil es doch eigentlich gar nicht mehr zu einem passt, so zu reagieren.
Ich versuche zu verstehen, wieso ich zwar einerseits weiß, wohin ich möchte, aber andererseits ganz woanders hin laufe. Als würde ich im Meer ertrinken und nicht nach der Hand greifen, die mir meine Rettung verspricht.
Ich möchte nicht, dass ich einige Sachen tu, mir dabei auffällt, dass ich nicht möchte, dass einige Personen das erfahren, weil ich nicht will, dass man "falsch von mir denkt". Aber genau das ist es ja. Man würde nicht falsch von mir denken, man würde momentan wahrscheinlich genau das richtige denken. Aber dieses "richtig" ist nicht mein "richtig". Und genau das ist es, worum es mir geht. Das eigene Richtig und Falsch. Ich bin nur noch auf der Suche nach den passenden Definitionen oder auch Stichpunkten, die ich wie bei einer Pro- und Kontraliste, unter diesen zwei Aufteilungen aufzählen und auch so unterschreiben würde.
Wenn ich nicht möchte, dass man so und so von mir denkt, sollte ich mich fragen, warum überhaupt jemand in der Lage sein könnte, so über mich zu denken. Dieses Problem sollte meiner Meinung nach gar nicht erst auftreten.
Ich finde, dass ich mich die ganze Zeit so anhöre, als sei ich selbst so streng mit mir. Aber so sehe ich das gar nicht. Ich versuche nur grade, mich wieder selbst wachzurütteln und mein Innerstes einfach mal vor mir zu Offenbaren, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Und ja, man kann sich selbst verschonen, wenn man will und die Tatsachen beschönigen oder sich sagen, es sei nicht so schlimm. Aber ich möchte mir im Endeffekt nur selbst etwas gutes tun, Zufriedenheit mit mir schaffen und wieder im Einklang mit mir selbst sein. Wie als wäre ich dafür zuständig, mich zu bändigen und zu erziehen. Ich merke grade, dass ich mich fühle, wie in zwei Hälften unterteilt zu sein, was mich grade zugegebenermaßen freut. Weil ich dadurch merke, langsam wieder in den Prozess einzusteigen, der mich dahin führt, mich wieder zu einer Einheit zu machen. Mein Handeln und mein Denken, meine Wertvorstellungen und meine Umsetzung, Meine Gefühle und mein Äußern dieser, all das möchte ich wieder in einen harmonischen Einklang bringen. Wie wenn man nach langem Üben eines Musikstücks endlich in der Lage ist, die Klänge so hervorzurufen, wie sie auf dem Notenblatt geschrieben stehen.


© cluimana


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Beschreibung des Autors zu "Unzufriedenheit"

Der Text ist noch nicht fertiggestellt und ist deswegen mit "Teil 1" gekennzeichnet. Ich bin momentan dabei, ihn weiterzuschreiben und werde die Fortführungen chronologisch hochladen.
Die Überschrift ist aufgrund dessen, dass der Text eben noch nicht beendet ist, und noch einiges an Inhalt fehlt, eventuell nicht 100% zutreffend, weil dies hier quasi nur eine Art Einleitung darstellt und der Rest wie gesagt noch folgt. Das nur kurz zur Erklärung.
Wie bei meinem anderen Text auch, freue ich mich über Kritik, Kommentare und Anregungen!
Vielen Dank und liebe Grüße! :)




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