Ist Weltschmerz ein typisch deutsches Wort? Im Englischen gibt es kein eigenes Wort dafür, nur eine Definition, sie beschreibt Weltschmerz als tiefe Traurigkeit über die Unzulänglichkeit der Welt.

In letzter Zeit scheint mich dieses Gefühl des Weltschmerzes manchmal regelrecht zu überrennen. Und ich weiß nicht wie mir geschieht, aber ich fühle dann so viel Traurigkeit und Schwere in mir.
Vielleicht verstehe ich die Welt im Moment auch einfach nicht mehr, oder ich verweile schon wieder zu lange hier im Alltag.

Nach langem Aufenthalt in Australien und den Lebensstil eines Backpackers lebend, war es wieder komisch Heim zukehren. Ich war glücklich meine Familie und Freunde wieder in die Arme zuschließen. Aber ich fühlte mich auch fürchterlich fremd im eigenen Land und das lag nicht an der Welle an Flüchtlingen die gerade durch Europa rollte. Nein, es lag an dem Aufkeimendem Hass meiner Mitmenschen und ihrer Angst vor Fremden, ihrer Angst vor Verlust. Ich verstand das alles nicht. Ich sah Europa immer als offen, kulturell und tolerant geprägt.

Wir sind privilegiert in so einem sozialem und sicherem Umfeld zu leben und warum können wir nicht ohne Angst teilen mit Leuten die vor Krieg fliehen, Krieg den auch unsere Regierung durch Waffenexporte gefördert hat. Nein, ich verstand all die Hetze der so genannten besorgten Bürger nicht. Und so wurde ich als Gutmensch bezeichnet, ein Wort das seit 2015 ein Schimpfwort ist.

Nach fast einem Monat in Deutschland fuhr ich mit meinem Vater nach Italien. Er zeigte mir Caldaro, wo er als Kind wunderschöne Urlaube verbrachte. Ich verlebte eine tolle Zeit dort, lauschte seinen Geschichten, wir wanderten, aßen unglaublich gutes Essen, tranken leckeren Wein und unterhielten uns lange auf dem Balkon unseres Gasthauses.

Nach ein paar Tagen musste mein Vater leider zurück nach Deutschland und ich reiste noch gut einen Monat alleine durch Italien, traf mich mit einer Freundin aus Australien wieder und lernte viele liebe Menschen kennen. Ich verliebte mich in die Gastfreundschaft der Italiener.
Auf dem Rückweg mit dem Nachtzug von Florenz nach München merkte ich allerdings schon das es bald wohl kein grenzenloses Europa mehr geben wird. Mein Pass wurde einbehalten. Es waren viele Flüchtlingsfamilien im Zug, es wurde viel kontrolliert, ein komisches Klima.

Ich kehrte für ein halbes Jahr zu meinem alten Arbeitgeber zurück, arbeitete als Vollzeit Nachtwache im Krankenhaus um wieder Geld für die nächste Reise zu verdienen.
Ich war erschrocken wie schnell ich wieder in meinem Job drin war. Habe ich in Australien als Tellerwäscherin und Köchin gearbeitet, Häuser renoviert und für einen Bettplatz im Hostel in der Wäscherei geschuftet, wie weit weg dieses einfache Leben nun wieder schien.

Ich arbeitete viel, und bekam wieder viel mit von der Stimmung in meinem Heimatland und war erschrocken wie selbst Freunde und Kollegen gegen Flüchtlinge hetzten, wie die Stimmung immer mehr nach rechts umschlug. Nach den Wahlen in drei Bundesländern hat eine Rechte Partei wieder viele Stimmen gewonnen und es macht mich so wütend. Ich fühle mich so hilflos, werde ich hier etwa auch noch zum Wutbürger?

Ich verstehe es nicht, bei all dem Leid auf der Welt, geht es uns hier in Deutschland verdammt gut, wollen wir wirklich wieder zurück ins Jahr 1933? Haben die Leute die die AfD gewählt haben, schon mal in deren Wahlprogramm geschaut? Warum könne wir nicht Teilen, warum hat jeder immer nur Angst um seinen Besitz?

Ich bin sehr dankbar wieder bei meiner Familie leben zu können und wieder zu arbeiten, mir geht es hier gut. Aber manchmal überkommt mich dieses Gefühl dass all der Hass dieser Welt in mich eindringt und mich verseucht. Ich bin sehr froh das ich jetzt wieder auf Reisen gehe, am Sonntag werde ich wieder im Flieger sitzen und durch Asien reisen, mich mit lieben Menschen die ich in Australien kennenlernte wieder treffen. Ich werde wieder vergessen welches Datum gerade ist und mein Rucksack wird mein Zuhause sein.

Aber ich habe Angst wieder nach Deutschland zurück zukehren. Wie wird die Stimmung hier in einem halben Jahr sein? Wozu treibt all dieser Hass die Menschen, welche neuen Anschläge sind passiert? Ist es egoistisch das ich aus dieser Welt aussteige, dass ich aus meinem Heimatland mit all dem Reichtum und der Sicherheit fliehe?

Jason Donohue sagte: I see humans, but no humanity. Ich sehe Menschen aber keine Menschlichkeit.

Ich kann nur sagen das ich auf meinen Reisen immer sehr viel Menschlichkeit gesehen habe, egal in welchem Land ich als Fremde auch war, ich erlebte immer sehr viel Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. Ich hoffe das Europa wieder dorthin kommt, das wir keine Grenzen mehr bauen, das wir unsere Herzen wieder öffnen und nicht in Angst vor Terror versinken.


© mermaidgrrrl


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Kommentare zu "A thing called Weltschmerz"

Re: A thing called Weltschmerz

Autor: Deine Schwiegermutter   Datum: 30.03.2016 19:57 Uhr

Kommentar: Keine Angst. Es wird in Deutschland keine Wiederholung der alten Muster geben,
auch wenn rechte Parteien aus Protest zu der sozialen Ungerechtigkeit
sogenannter Demokraten zur Zeit gewählt werden.
Deutschland wurde von den Siegermächten als Einwanderungsland gekührt und
unterliegt immer noch vielen Gesetzen aus der Kriegszeit.

Somit liegt mehr als nur ein Auge auf diesem Lande.
Und wo der Besitz zu Macht und Ansehen geführt hat, meist auf Kosten anderer,
ist die Furcht berechtigt und wird von gewissenlosen Ausbeutern und Nutzern
des Systems gefördert.

Das Kulturen aufeinander prallen, im Konkurrenzkampf, scheint nicht
nur ein europäisches Problem zu werden.
Die Mächtigen dieser Welt wollen daraus ihre Profite ziehen.



LG. Waldeck

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