Wir sitzen auf dem Sofa und sie sagt einen Satz der mich schon nichts Gutes erahnen lässt, „Ich muss dir etwas sagen...“
Schon jetzt fühle ich, wie etwas in mir zerbröselt.
„Ich habe das Gefühl, du bist mehr in mich verliebt als ich in dich und das fühlt sich falsch an...“, verlässt ihre Lippen.
Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf, wirklich realisieren was gerade passiert kann ich nicht...
Nach außen hin lasse ich meine lockere, witzige Art spielen und scherze ein wenig rum, bringe sie sogar zum Lachen. Doch innerlich heule ich wie ein Schlosshund!
Die Tatsache das sie mir sagt, dass ich ein guter Fang bin und wenn sie eine Liste hätte überall ein Haken stehen würde, macht mich nur noch trauriger...
Was habe ich falsch gemacht?
„Der Funke ist einfach nicht übergesprungen...“ unterbreche ich sie, Stille...
Es wird nicht viel gesagt, peinliches Schweigen steht im Raum und in mir steigt eine leere auf wie ich sie noch nie gefühlt hab.
Sie weint ein wenig, ich hole ihr Taschentücher, „Eigentlich müsste es doch umgekehrt sein...“ sagt sie leise, während ich leicht ihren Arm streichle.
Auch wenn ich schon wusste, dass es das war, mache ich ihr Komplimente. Was für ein toller Mensch sie ist, ihr soziales Engagement, was für eine treue und liebe Seele sie ist, ich von ihr richtig fasziniert bin und ich deshalb total in sie verschossen bin.
Nicht weil ich versuche irgendwas zu retten...einfach weil ich es ihr so noch nie gesagt hab!

Sie möchte noch nicht fahren, ich frage ob wir noch ein wenig Fern schauen wollen. Wir gucken noch eine gemeinsame Abschiedsfolge „unserer“ Serie. Ich lege meinen Arm um sie, „Ist das okay...“ sie nickt und legt ihren Kopf auf meine Brust, ein schönes Gefühl aber es wird wohl das letzte mal sein...ich genieße es, die letzte gemeinsame Zeit mit ihr...

Es kommt zum Abschied, ich bringe sie zum Auto.
Wir umarmen uns innig und vertraut, es fühlt sich komisch an. Sie sagt mir noch „Ich soll nie aufhören so viele Komplimente zu verteilen... “ „Du hast sie auch verdient aber ich werde deinen Rat beherzigen“, antworte ich.
Sie steigt ins Auto, ich umarme sie nochmal und flüstere ihr ins Ohr, „Bleib immer der wundervolle Mensch der du bist!“. Ich gebe ihr einen Handkuss, sage ihr Tschüss und schließe die Autotür.
Sonst habe ich immer gesagt „Ich mache jetzt zu“ damit sie sich nicht erschreckt wenn ich die Tür zuhaue, aber ich wollte nicht das dies meine letzten Worte zu ihr an diesem Abend sind.

Nachdem sie weg fuhr und mir noch einmal winkte ging ich wieder rein.
Immer noch dieses leere Gefühl, ein Kloß sitzt mir im Hals, ich schmeiße mich aufs Sofa und fange an zu weinen.
Vorbei mit dem coolen, lockeren Kerl, ich kann einfach nicht anders! Ich verstehe es selbst nicht, wie konnte mich diese Frau in so kurzer Zeit so verzaubern und nun das...
Ich versuche mich mit Fernsehen ein bisschen abzulenken, schau aber kaum hin und lass mir die letzten Wochen nochmal durch den Kopf gehen. Ich kann es immer noch nicht glauben, was ist da vorhin passiert?
Die Frau, in die ich mich verliebt hab, ist nun weg... für immer!?
Mein Kopf sagt ja, aber mein Herz will es nicht wahr haben...
Ich gehe zu Bett.

Nils Künkel
08. September 2014


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Kommentare zu "Der letzte Abend"

Re: Der letzte Abend

Autor: Picolo   Datum: 08.09.2014 21:51 Uhr

Kommentar: Lieber Nils, da biste leider nicht der einzige dem das widerfuhr. Geteiltes Leid ....

LG Picolo

Re: Der letzte Abend

Autor: nils.kunkel.1   Datum: 10.09.2014 15:57 Uhr

Kommentar: Danke für deinen Kommentar Picolo!

Gruß Nils

Re: Der letzte Abend

Autor: amia   Datum: 12.09.2014 10:36 Uhr

Kommentar: Es geht hier durchweg um das wesentliche: zwei Menschen, der Abend der Trennung, das Erlebte. Der Leser wird nicht von irgendwelchen überflüssigen Dingen davon abgelenkt, was ihm die Möglichkeit verschafft, sich hineinzudenken in das Geschehen.
Danke für diese Zeilen.

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