Kleine Hand in großer Hand,
so gingen wir den Hügel hoch.
Man sah die ganze Industrie,
die Städte versunken im Nebel.

Du hast uns Geschichten erzählt.
Wir haben voller Spannung gelauscht.
Zwischen den Lichtkegeln auf dem ruhiggestellten Kohleberg.
Oft haben wir hier ein Picknick veranstaltet.

„Die grüne Lunge vom Ruhrgebiet“ so hast du Ihn genannt,
diesen Ort, wo wir viel Zeit unserer Kindheit verbrachten.
Ich hab dich damals nie verstanden,
fand vieles hier zu grau.

Als Mädchen vom Land mehr unterwegs im grünen Wald.
Zwischen Münsterland und Kohlenpott bin ich aufgewachsen.
Doch wir waren gern bei euch,
auf Stadtspielplätzen und in Schrebergärten.

Nach unserer Wanderung gab’s bei Oma immer unsere Leibspeise.
Es war toll, Mama und Papa wurden nicht doll vermisst,
auch in den Ferien waren wir immer gerne hier.
Unsere halbe Kindheit verbrachten wir bei euch.

Nun sind viele Jahre vergangen,
du erzählst leider kaum noch Geschichten, denn die Worte sind weg.
Oma ist schon lange nicht mehr hier auf Erden.

Doch ich besuche sie oft, gebe ihr Blumen und suche ihre Anwesenheit.
Seit 7 Jahren wohne ich in der Nähe eurer alten Heimat.
Das kleine Kaff verlassen, in der Stadt mehr zu hause als je zuvor.
Es ist schön, ich entdecke so viele Plätze meiner Kindheit,
ein Gefühl von Geborgenheit und Traurigkeit zu gleich.

Die Halde ist mein Lieblingsplatz.
Oft zieht es mich dort hin,
sitze angelehnt an einen der Lichtkegel.
Der Wind zerzaust mir die Haare.

Der Blick übers Ruhrgebiet ist einmalig.
Ich sehe die Arena, den Nordsternpark und die Skyline von Essen.
Trotz Smog und Autobahnlärm,
Du hattest recht lieber Opa.
Gelsenkirchen ist „die grüne Lunge des Ruhrgebiets.“


© mermaidgrrrl


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