Teddybären mit gebrochenem Herzen

Traurig schweift mein Blick über die sonnenbeschienene Landschaft. Tränen verschleiern die Sicht auf lichtdurchflutete Wiesen und Felder. Doch die Sonne schafft es nicht, den Tränenvorhang zu durchdringen und die Finsternis in mir zu verdrängen. Ach, soll sie doch draußen bleiben. Genauso wie mein Exfreund. Er hat keinen Platz mehr in meinem Herzen.

Wie soll er auch Platz in einem Herzen finden, das in tausend Stücke zerbrochen ist? Oh je, bemitleide ich ihn nun etwa? Soweit kommt`s noch. Schließlich ist er der Heartbreaker. Ob man Herzen ersetzen lassen kann? Für ihn bin ich ja auch nichts weiter als Ersatz.

Wenn`s mit der einen mal wieder nicht geklappt hat, so nimm halt wieder die Ex, die auf dich wartet. Und sobald sich eine neue Chance bietet, ergreif sie und schmeiß das bzw. die Alte weg. Weggeworfen wie einen einst geliebten Teddybären, den man schon lange nicht mehr zum Kuscheln braucht. Neues Spielzeug ist ja da zum Ausprobieren.
Wieso macht er das?, frage ich mich zum x-ten Mal. Weil kleine Jungs immer was Neues zum Spielen brauchen. Sonst wird`s doch langweilig!

Kann die Sonne endlich aufhören zu scheinen? Es soll blitzen und donnern. Das würde viel besser zu meiner Stimmung passen. Ein Gewitter, so gewaltig, dass man meinen könnte, die Welt ginge unter. Naja, die ist für mich schon definitiv untergegangen.
Ich bin austauschbar. Spielend leicht zu ersetzen. Nix Besonderes. Billig zu haben. Wie kann ich nur so naiv sein?

Seine Worte „Ich liebe dich, wie kein anderer Mann es jemals kann“ lassen dunkle schwere Gewitterwolken zu mir ziehen. Worte, austauschbar wie ich es bin. „Dumm, dumm“ dröhnt das Echo in meinem Kopf und übertönt sogar das Wummern der bis zum Anschlag aufgedrehten Rockmusik.

Dumm, dümmer, ich. Klar, ich schwöre mir jetzt, dass ich ihm seinen persönlichen Weltuntergang bereiten werde, wenn er wieder zum x-ten Mal angekrochen kommt und den entsorgten Teddybären wieder aus der Altmüllsammlung hervorkramt. Ich sei die Richtige für ihn. Die Liebe seines Lebens. Blablabla.

Und trotzdem, seine Worte werden mich wieder dahinschmelzen lassen wie das Eis in der Sonne. Anstatt ihn eiskalt abblitzen zu lassen, wird mein Herz wieder notdürftig zusammengeflickt. Provisorisch zusammengefügt, um es bei der nächsten Gelegenheit noch leichter zu
zerbrechen.

The same procedure as last year? – The same procedure as every year. Ich kenne mich nur allzu gut.
Warum tue ich mir sein Gejammer jedes Mal aufs Neue an? Er findet immer einen Zugang zu meinem angeknacksten Herzen, obwohl er schon so oft weitergezogen ist, um seinen Ruf als Herzensbrecher gerecht zu werden. Wieso lasse ich zu, immer und immer wieder verletzt zu werden?

Die Antwort finde ich, als ich die Musik leiser drehe, aufstehe und mich ins Gras auf der Wiese vor meinem Haus fallen lasse. Weil ich will, dass er neben mir liegt. Damit uns gemeinsam die Sonne ins Gesicht und ins Herz scheint. Zusammen lachen anstatt allein zu weinen. Zumindest eine Zeit lang.
Vermisse ich ihn wirklich oder sehne ich mich nur nach einen Menschen, der mich auffängt, wenn ich falle?
Ich weiß es nicht.

Langsam stehe ich auf und gehe wieder ins Haus zurück. Ich drehe die Musik wieder lauter auf. Die Nacht bricht herein. Dunkelheit umgibt mich nun auch von außen.
Im Radio laufen gerade Wetternachrichten. Heute Nacht soll es gewittern. Lasst bitte die Welt untergehen.

© FreeHope

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noé
axel c. englert

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Kommentare zu "Teddybären mit gebrochenem Herzen"

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