Die Blätter kleben an meinen nackten Füßen.
Kleine, schnelle Schritte,
immer weiter in den dunklen Wald.
Der kalte Boden umarmt mich.

Diese Strecke so vertraut,
ich könnte die Augen schließen.
Vom Weg würde ich nicht abkommen.
Und nun steh ich vor ihm,
diesem Riesen von Baum.

So viel Zeit ist vergangen.
Es kommt mir so vor als sei er gewachsen.
Seit unserer letzten Begegnung,
ist er noch mächtiger geworden.

Vielleicht haben ihn meine geheimsten Schätze genährt?
Ist er durch Geheimnisse,
gebrochene Schwüre und Versprechen etwa so erblüht?
Ich atme die Luft des Waldes ein.

Lehne mich an deinen Stamm.
Hier vergrub ich dich.
Hier vergrub ich mich.
Hier vergrub ich uns,
alles was wir waren, was wir werden sollten
was niemals sein sollte.

All die geheimen Küsse.
All mein Verlangen, meine Sehnsüchte,
sie verschwanden damals neben diesem Baum.
Es scheint als wären deine Wurzeln in all das eingetaucht.

Aus uns ist doch noch was Schönes, Starkes geworden.
Du bist nicht mehr du.
Ich bin nicht mehr ich.
Wir sind nicht mehr wir.
Aber unsere Geister sind immer noch hier,
in der kalten Erde.

Ich will sie nicht frei lassen.
Ich besuche uns nur noch einmal.
Lasse meine Schätze tief in der Erde.
Sie sind zu kostbar.
Unberührt lasse ich uns zurück.


© 2013


4 Lesern gefällt dieser Text.





Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Vergraben"

Re: Vergraben

Autor: noé   Datum: 06.04.2014 15:34 Uhr

Kommentar: Ich kann mich nur immer wieder selbst zitieren: "Du hast einfach drauf, Du schreibst mit und durch pures Gefühl..."
noé

Re: Vergraben

Autor: mermaidgrrrl   Datum: 08.04.2014 10:18 Uhr

Kommentar: Dankeschön, freut mich das es dir gefällt.

Re: Vergraben

Autor: noé   Datum: 08.04.2014 10:22 Uhr

Kommentar: Tut es...;o))
noé

Kommentar schreiben zu "Vergraben"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.