Von einer „absoluten“ Warte aus betrachtet, ist entweder alles nur scheinbar existent – oder direkt peinlich! Nur absolute „Realisten“ bleiben weitestgehend von der Peinlichkeit ihres Verhaltens verschont, weil sie fest an etwas glauben, das berechenbar ist: an ihre Welt! Ihre Welt, das bedeutet, alles, was mit 5 Sinnen erfahrbar ist.

Daß man mit diesen 5 Sinnen freilich sogar Dinge erfahren kann, die nicht real sind, wissen sie nicht, weil sie es gar nicht wissen wollen. Ein Geist kann aber in sich selbst Zeitreisen machen – und die wirken sich manchmal mehr als ernüchternd aus …

Denn von einer „absoluten“ Warte aus betrachtet, sind unsere Handlungsweisen am liebsten nur scheinbar existent, denn sonst wären sie durchweg peinlich. Nahezu alles ist peinlich, wenn wir mit dem Wissen der Gegenwart unsere Vergangenheit betrachten und uns eingestehen müssen, daß z.B. Josef Stalin ein Arschloch war, obwohl man das früher in seinem riesigen Dunstkreis nicht einmal denken durfte. Da war er nämlich ein ausgesprochener Ehrenmann!

Von einer „absoluten“ Wahrheit aus betrachtet, könnte es uns ähnlich gehen, wenn wir die Möglichkeit besäßen, bloß so weit genug in die Zukunft zu gehen, wie nötig ist, um uns alle komplett als Idioten und Arschlöcher bezeichnen zu können, nein, zu müssen, weil, aus der Sicht irgendwann einmal (hoffentlich) kommender Generationen, alles, was wir jetzt tun, aussieht, als wären wir sämtlich bescheuert gewesen. Dieser Vorgang ist nicht nur erwünscht, sondern unumgänglich, solange eine Evolution stattfindet.

Denn von einer „absoluten“ Wahrheit ausgehend, könnten wir uns diesen Vorgang nur dann ersparen, wenn wir uns, wie es immer mal wieder aussieht, gewaltig zurückentwickeln. Dann hätten wir eine reelle Chance, von denen die nachkommen, als Weisheitsgiganten angesehen zu werden, die keine Fehler gemacht, sondern große Werke vollbracht haben. Einzelfälle bestätigen dies ja bereits eindrucksvoll. Welche? Nun, Michelangelo Buonarotti, William Shakespeare, Albert Einstein, Ludwig van Beethoven, Goethe, Edison usw. usw. Im Vergleich zu einem Paranthropus sind wir nämlich ausnahmslos Einsteine.

Von einer „absoluten“ Wahrheit ausgehend, ist der einfache Mann auf der Straße dagegen nichts Besonderes – so könnte man sagen, wüsste man nicht, daß sie sich selbst (die bisher führenden Weltgeister) wegen ihres blöden Fehlverhaltens in der Vergangenheit in stillen Stunden seelisch mit Vorwürfen gegeißelt haben.

Doch an dieser Stelle verwischen sich schon wieder die allzu persönlichen Eindrücke und Meinungen, die einem jeweiligen Horizont zu entsprechen haben, damit ihre Verursacher nicht aus Angst vor sich selber sterben müssen. Mit einer „absoluten“ Wahrheit hat das reichlich wenig zu tun, am Hut, unter dem Hut, nicht alle Tassen im Schrank, keinen Schrank, sondern dafür einen Hochvogel, Recht oder Unrecht, hell oder dunkel, grün oder blau, bla oder bla – bla, bla, bla, bla, blablerabla …

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 348. Schritt

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 348. Schritt"

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 348. Schritt

Autor: Sonja Soller   Datum: 18.10.2022 11:34 Uhr

Kommentar: Sehr eindrucksvoll geschrieben, lieber Alf!!
Wo du Recht hast, hast du Recht!!!

Herzliche Grüße aus dem übersinnlichen Norden, Sonja

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 348. Schritt

Autor: Alf Glocker   Datum: 18.10.2022 12:20 Uhr

Kommentar: Vielen herzl Dank aus dem untersinnlichen Süden
Alf

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