Draußen schneit‘s, es ist kalt! Aber am Fenster sitzt eine Stechmücke…die arme Stechmücke! Womöglich trägt sie noch ein paar unschuldige Viren mit sich herum?! Ich habe Mitleid mit dem kleinen Tierchen…
Es kann doch nichts dafür, daß es eine Stechmücke ist. Im Gegenteil: Hier, wo unser Haus steht war früher einmal ein wunderschöner Sumpf – voller Stechmücken. Und jetzt? Jetzt haben die Stechmücken auf einmal keinen Platz mehr auf der Welt?
So geht das doch nicht!! Ich muss die Stechmücke hereinlassen! Ich sehe doch wie sie friert. Lange wird sie nicht mehr überleben können, wenn ihr niemand hilft. Viren hin, Viren her, Stechrüssel oder nicht Stechrüssel. Ich bin in ihrer Schuld!
Wir sind da, aber wir sind auch, ab dem Zeitpunkt, an dem unser Leben beginnt in der Schuld der Besiegten – und, daß es wesentlich mehr Stechmücken als Menschen gibt, ändert auch nichts an dieser Tatsache. Die Stechmücke muss rein, egal wie viele es davon gibt.
Auf diese EINE kommt es JETZT an! SIE friert und sie hungert. Ihre Mutter hat nicht einfach nur Eier gelegt, aus denen eben Stechmücken (was sonst?!) geschlüpft sind, sie hat lebenswertes Leben geboren! Sonst nichts!
An dieser Stelle sollten wir uns fragen: „Warum wurde eigentlich ICH geboren?“ Die Antwort darauf ist: „Alle sind gleich viel wert!“ Die Natur hat mich zum Städtebauer erkoren und die Mücken zu meinen Plagegeistern…das stimmt so nicht!
„Plagegeister“ in diesem Sinne gibt es nicht! Niemand ist hässlich, gefährlich, oder von übler Gesinnung – egal ob er nun ausschließlich stechen will oder nicht. Und die Übertragung von Viren ist schließlich nur eine mögliche Annahme.
Zuerst müssen wir davon ausgehen, daß es eben Mücken überhaupt gibt! Na und? Vorgestern ist jemand an einem Mückenstich (mit Virenübertragung) gestorben – na und?! Wenn er die Mücke vorher erschlagen hätte, hätte es ja auch einen Toten gegeben.
Wir müssen ganz dringend völlig neue Wertigkeiten einführen! Die Bezeichnung „Stechmücke“ muss verboten werden! „Mücke“ wäre schon bessert, obwohl das such schon reichlich diskriminierend ist. „Lebewesen“ reicht völlig aus!
Aber das genügt noch lange nicht! Es sollten auch schleunigst Winterunterkünfte für Stechmücken, pardon, stechende Lebewesen, pardon, einfach nur Lebewesen gebaut werden, wo sie von uns durchgefüttert werden können.
Und im Frühjahr, wenn es wieder wärmer geworden ist, muss eine Pflicht eingeführt werden, daß sich jedermann, jederfrau und jede(r)irgendwas zu stechen haben lassen muss – egal ob er davon Pestbeulen kriegt oder nicht.
„Also, nun stell dich nicht so dämlich an und lass endlich dieses verlassene Gottesgeschöpf, dieses unschuldige Lebewesen mit dem völlig harmlosen Stechrüssel zu dir herein“, sagt eine unüberhörbar moralische Stimme zu mir.
Und als ich das Fenster sperrangelweit öffne, fügt sie auch noch hinzu: „Und vergiss auch die vielen Spinnen, die Wanzen, die Ratten, die Asseln und die Kakerlaken nicht!“ Ich höre geduldig zu, muss mir aber eingestehen, daß ich schon ein bisschen Angst habe.
Was bin ich denn nur für ein absolut verkommener Zeitgenosse?! Allen spreche ich das Recht zu leben ab, sobald ich mir ein wenig Sicherheit und Wohlstand zu schaffen geglaubt habe. Kein Wunder, daß ich selbst auf einmal nichts mehr wert bin.
Recht so! Erschlag mich, friss mich auf, du widerwärtiges Ungeziefer, wer du auch bist, woher du auch kommst. Ich will dir reuig alles geben was ich habe und mich beißen, stechen und vernichten lassen…von wem auch immer. So glücklich bin ich!
Kommentar:Lieber Alf,
ich erkenne Parallelen. Gern gelesen. Gut, dass du Leerzeilen eingebaut hast; um dazwischen zu lesen ...
Liebe Grüße Wolfgang
Re: Wie glücklich ich bin
Autor: Datum: 01.12.2021 6:51 Uhr
Kommentar:Stimmt schon, manchmal kommt man mit Mitlebewesen ins Dilemma - eigentlich haben sie genau die gleiche Lebensberechtigung, doch in der Nähe kann man sie nicht gebrauchen. Wir tragen die Tierchen zum Fenster und weg damit.
Kommentar:Hahahahaaaaa.......Deine Ironie gefällt mir! Über Stechmücken hatte ich mal ein Gedicht geschrieben. Ist aber schon länger her. Diese Plagegeister stechen sogar Vögel aber jedes Lebewesen hat eben so seine Nische gefunden sonst würde sie nicht existieren. Hingegen der Mensch sich auch bald eine neue Nische suchen muß. Das ist der Unterschied zwischen einer Stechmücke und einem Menschen. Die Stechmücke ist eben schlau........!
Das Jahr versprüht nun seine Melancholie,
was die Natur so plant, weiß man vorher nie,
die nächste Jahreszeit zeigt die ersten Krallen,
der Sommer hat dieses Jahr zeitweise geprahlt,
aber der [ ... ]
Vollkommende Blüte
Wir alle tragen sie uns.
Die Anlage zu sein, die wir sein möchten.
Zu akzeptieren, was kommt.
Tränen, Angst und Verzweiflung mit Liebe begegnen.
Weil sie dich dieses [ ... ]
Die Sucher sind wieder unterwegs,
auf zu den Pilzen geradewegs.
Aufgrund ihrer Lebensweise,
auf sattem Waldboden vorzugsweise
sie im Dunkel üppig sprießen.
Ich sehe Menschen,
Die alles haben,
Was sie brauchen.
Szenen,
Wo Menschen glücklich sind.
Ich brauche dieses Produkt.
Dann bin ich glücklich,
Wie all diese Menschen.
Denn Glück kann man [ ... ]
In stiller Nacht, wo Gedanken verweilen,
trägt das Leben uns durch sanfte Zeilen.
Es schenkt uns Rätsel, tief in sich versteckt,
und manchmal bleibt, was kommt, unentdeckt.
Wenn Trauer auf der Seele lastet
und Zuversicht den Weg ertastet,
um dunk'ler Trübsal zu entrinnen
und dich auf Neues zu besinnen,
dann öffnet sich vielleicht ein Tor,
um einzustimmen in den [ ... ]
Es ist Morgen und ich staune wie ein Hirsch,
den die Frau gehörnt hat, dem ein kleiner Affe
auf der geklopften Schulter sitzt beim Lausen…
Schon seit Ewigkeiten bin ich auf der [ ... ]