Niemand, der nicht da ist, obwohl er da ist, kann zu einer Verurteilung herangezogen werden, wenn er etwas verbrochen hat, das er nicht verbrochen haben kann, weil er vorher noch keinen Kurs belegt hatte. Einer ist keiner, der einer ist – kommend von Nirgendwo – sobald er versucht hat, der zu sein, der er ist, wenn niemand sehen möchte wie das aussieht! Der Tanz der Vampire findet im Spiegelsaal von Versailles nicht statt, auch wenn die Opfer zu sehen sind und das Blut am Fußboden schon knietief ist. Was man nicht sehen kann, weil man es nicht sehen will, das ist auch nicht da!

Niemand ist da – außer denen, die schon immer da waren…und deren Kriminalstatistik ist natürlich sinkend, wenn das Blut am Boden und die nicht vorhandenen Vampire weggerechnet werden müssen. Wer aber schon immer da war, der begeht schon gar keine Straftaten mehr, weil er, angesichts nicht vorhandener Vampire, nur noch selten dazu kommt. Infolge dessen sinkt natürlich die Anzahl der begangenen Verbrechen drastisch, wenn solche, die von niemandem begangen wurden, nicht mehr dazugezählt werden dürfen. Eine solche Statistik zu erstellen ist zwar schwierig, aber für einen geschickten Mathematiker durchaus nicht unmöglich!

Zeugen, die gesehen haben, daß, oder wie niemand jemanden, der tatsächlich vorhanden ist, vergewaltigt, beraubt oder ermordet hat, müssen psychiatrisch betreut werden. Nach guten Zureden kann man jedoch sofort zu dem heilenden Schluss kommen, respektive zu der Diagnose gelangen, der nicht ernst zu nehmende Patient habe sich, kurz nach der, nicht an ihm begangenen Tat, schon wieder erholt. Man hatte ihm einfach den Tanz der Vampire im Spiegelsaal von Versailles gezeigt, ihn dabei an den Fußsohlen gekitzelt und er hatte sich gesund gelacht. Gesehen habe er danach niemanden mehr – und das täglich, mit einer Armlänge Abstand!

Auf diese Weise kuriert man Alpträume. Und, klug, wie die Regierung nun mal ist, werden ja jetzt auch überall Placebos verteilt: Arzneimittel, die blind machen! Sie wirken sofort, sobald man jemanden zu sehen glaubt, der in Unwahrheit gar nicht da ist, um Straftaten zu verüben, sondern nur, um zu essen, zu trinken, zu beten und zu vernaschen, was zwar bei 3 schon längst auf dem Baum war, aber, nach ausgiebigem Schütteln auch wieder herunterfiel. Und alles was vom Baum fällt, darf konsumiert werden. Das sagte, seinerzeit, schon der Trompet Baphomet, zu den Nachfolgern der Templer, auf dem unheiligen Berg Lapsus, zu den Stammesältesten.

Schwall und Rauch, Meinen und Wehplagen wird über den kommen, der nicht sieht, was man nicht sieht, der hört was man ihm schwört – und ließen sich auch die ewige Rache und die Zähne des Haifischs bereits von den Littfass-Eulen ablesen, wo sie kundige Schriftgeleerte, vor ewigen Zeiten und für ewige Zeiten, platziert haben. Das gilt immer noch, aber sie sind ein bisschen unleserlich geworden, denn der Zentralrat der Hirnlosen hat sie überlasieren lassen. Man könnte zwar immer noch problemlos entziffern was unter der neuen Aufschrift „Nieder mit den Sehenden“ steht, aber jeder, der laut vorzulesen anfängt, wird umgehend als Verräter bezeichnet.

Ja, deshalb darf eben auch die wahre Kriminalstatistik nicht verraten werden, weil man sonst als Verräter abgestempelt und ins Abseits weggeheftet wird, wo man, geknebelt und womöglich sogar gefesselt, sicher aber, wenngleich deswegen nicht mehr, gehört werden kann. Inzwischen nimmt die Zahl der Niemands aber weiterhin sprunghaft zu, nein überhand, um die künftigen Kriminalstatistiken bereits im Voraus schöner zu färben als ein Frosch am Amazonas nur sein kann: Es gibt keine giftigen Tiere! Kinder – alle zuhören: „Für die Bevölkerung besteht keine Gefahr!“

Das stimmt auch, wenn man es genau nimmt, denn, sollte die Bevölkerung eines Tages fast nur noch aus Tanzpaaren bestehen, die im Spiegelsaal von Versailles nicht zu sehen sind, dann müssen Taten, die an den Sichtbaren begangen wurden, auch nicht mehr als „strafbare“ eingestuft werden. Was heißen soll: eines Tages werden vermutlich überhaupt keine Straftaten mehr begangen! Das ist dann vergleichsweise so, als würde in einem Land, in dem Menschenfresser die Bevölkerungsmehrheit darstellen, dann, in den Kühltruhen der Supermärkte, z.B. „Provenzalische Jungfrau“ angeboten werden. Wassss sollte, bitteschön, dann noch daaaran „strafbar“ sein???

Und warum ist das „ferngesteuert“? Nun, weil die Blinden einer Region, nicht absichtlich erblindeten, da müsste man sie hirnamputiert haben…und ob das freiwillig geht…ich weiß nicht… Also muss da doch jemand sein, also einer, der im Spiegelsaal von Versailles vielleicht gerade noch sooo zu sehen ist, der ein gesteigertes Interesse daran hat, daß die Welt gut sei! Um sie gut zu machen – weil er sonst womöglich weinen und wehklagen muss – zieht er halt „Fachleute“ zu Rate, die, mittels Supergehältern und der Androhung von Entlassungen bereit sind, ihm beim seinem karitativen Gesamtkunstwerk beizustehen, damit wir alle einen besseren Eindruck von uns bekommen.

Der Glaube kann Zwerge in Trance versetzen! Das steht nicht nur in allen richtungsweisenden Werken der Verblendung, sondern wird auch von ihrem zuständigen Sozialarbeiter empfohlen. Jeder, der noch halbwegs erkennt was los ist, wohin beispielsweise Hasen laufen, braucht einen Betreuer. Und da wir momentan weder genug Betreuer, noch nicht in Spiegeln sichtbare Vampire haben, müssen wir uns mit Kopfhörern begnügen. Jeder sichtbare Bürger ist verpflichtet einen zu tragen, damit er den täglichen Lulltext auch jah nicht verpasst: „Wir, ihre großen Verführer, geben dir zu bedenken, daß was du siehst nicht existiert, und wenn hier einer was verbricht, dann bist du es selbst gewesen – wie du also siehst, kann dir niemals etwas passieren…denn unsere Kriminalstatistik beweist dir (k)ein Gegenteil!“


© Alf Glocker


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