(eine schizophrene Geschichte)


Es war einmal ein Könich, der hieß „Ramschses der Größtmögliche“ und sein Licht strahlte heller als die Sonne am Tag und als der Mond und alle Sterne zusammengenommen, bei Nacht. Er war der Star unter den Staren, die Krähe unter den Krähen, der Specht unter den Spechten und Affe unter den Affen, der Schreck im Heu, aber er herrschte über die Welt!

Seinesgleichen hackte er kein Auge aus, denn seinesgleichen gab es, wenn überhaupt, dann nur wenn man mit ihm einer Meinung war. Doch ihm zu dienen war leicht – man musste nur sterben! Das nannte er „eine gute Sache“, denn er lebte in einer Art Kakerlakenstaat, wo alle gleich waren, er aber unvergleichlich! Und zum allergrößten Überfluss wollte er auf ewig an der Regierung bleiben.

Er baute sich Pyramiden aus Gold und er verteilte davon nur dann etwas unter seinen Sklaven, die gleichzeitig die Bürger seines armen Reiches waren, wenn es ihm nicht missfiel, denn es gab gar kein Reich, es gab nur Ramschses den Größtmöglichen, und der gefiel sich am besten von allem. Aber es gefiel ihm nicht seinen Reichtum zu teilen. Das aber reichte irgendwann allen zur Genüge! Viele wünschten sich noch weniger als nichts zu haben, oder Ramsches nicht länger ertragen zu müssen.

Zum Glück waren die meisten seiner Untertanen brummeldumm! Sie sahen nicht wie sehr sich der Könich gefiel und, daß er überall Spiegel aufgehängt hatte, in denen er auch dann selber zu sehen war, wenn er gar nicht davor stand. Er projizierte sich in die Hirne aller, damit man ihn und nur ihn sehen konnte, wie er sich selbst sah und wie es gestattet war ihn zu sehen!

Deshalb hatte das Ungeziefer auch keine Angst! Es vertraute ihm bedingungslos – und sollte doch einmal ein unvorsichtiger Quertreiber eine Bedingung für sein Vertrauen stellen, dann holte er seinen größtmöglichen Schuh aus der Denk-Schublade, auf dem „für Ungehorsame“ stand und erschlug den frechen Aufrührer schonungslos. Danach öffnete er seine geheime Geheimschublade und sah hinein...

In der geheimen Geheimschublade befand sich ein winziges, schlecht gemachtes Selbstportrait, in welchem ein Heiliger zu sehen war, der sich für sein Volk aufopferte. Der angepassteste Illusionsmaler der Welt hatte es dort auf eine Mattscheibe gezaubert, auf daß der größtmögliche Könich seine Freude habe, an sich selbst und seinen doofen Untergebenen, die überall kopflos herum wuselten.

So herrschte der Könich der Köniche, der Stars, der Affen und der zu allem Schweigenden, einer seltsamen Mehrheit, viele unnütze Jahre lang, über das arme Reich, bis es endlich einsah, noch ärmer geworden zu sein. Überall in der Nachbarschaft, der weiteren und der näheren, hatten sich die schädlichsten Schädlinge aller Zeiten, uferlos zu einer derart drückenden Übermacht vermehrt, daß einem schlecht werden konnte.

Diese Übermacht kam jetzt herbei und fiel über Ramschses' Ramsch her, baute Pyramiden aus Kot in den Städten und rodete das Land frei vom Wohlstand der Wohlständigen, vor allem wurden dabei die doofen Untertanen eliminiert, aber erst nachdem die wenigen Quertreiber beseitigt worden waren. Dann fing man an den größtmöglichen Könich gebührend zu verehren. Man baute ihm ein Grab aus Flammen...

Und als dann alles verbrannt war und alles wieder so gut nach Not und Verderben roch, wie tausend Jahre zuvor überall auf der ganzen Welt, da fühlten sich die neuen Kakerlaken bestätigt in ihrem Anspruch einfach keine Angst haben zu wollen. Für die alten Sklaven des größtmöglichen Könichs aber war es nun endlich an der Zeit große Angst vor der Welt zu haben, denn die hatte das Unrecht für sich gewonnen.

*

Tamtam


Tamtam, die Zeit ist reif geworden:
Ungeziefer rottet euch zusammen!
Tretet in den Wilde-Haufen-Orden –
und dann bekämpfen wir zusammen:

alles Wissen sämtlicher Epochen,
allen Reichtum der erschaffen…
Euch ist nun das Heil versprochen.
Auf, jetzt greift ihr zu den Waffen!

Tamtam, man wird euch unterstützen.
Ihr seid doch fleißig dran gewesen:
kopflos allen Fortschritt auszusitzen –
nun lässt sich diese Welt erpressen…

Denn wer mit Milliarden anrückt,
dem kann keiner lange widerstehen!
Denen wird recht am Zeug geflickt,
die mit euch konform nicht gehen!

Tamtam, nun schlagt sie alle nieder –
Widerständler, ihr seid so gut wie tot!
Heuschrecken brauchen keine Lieder,
nur ihre Marschrichtung, ab in die Not!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Warum welche Schädlinge einfach keine Angst wovor haben"

Re: Warum welche Schädlinge einfach keine Angst wovor haben

Autor: Ikka   Datum: 05.09.2017 9:43 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
"Quertreiber" ... ein nachdenklich stimmender Impuls für mich ...
Ikka

Re: Warum welche Schädlinge einfach keine Angst wovor haben

Autor: Alf Glocker   Datum: 05.09.2017 14:25 Uhr

Kommentar: Fein...
Ich bin z.B. ein "Quertreiber", weil ich nicht alles glaube was man mir vormachen will...


Gruß
Alf

Re: Warum welche Schädlinge einfach keine Angst wovor haben

Autor: possum   Datum: 07.09.2017 2:53 Uhr

Kommentar: Bleib du nur ein Quertreiber lieber Alf, jemand muß einen Kämpfergeist aufbringen für die Menschheit ... liebe Grüße!

Re: Warum welche Schädlinge einfach keine Angst wovor haben

Autor: Alf Glocker   Datum: 07.09.2017 7:15 Uhr

Kommentar: Ich bedanke mich herzlich!

LG Alf

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