6. Station

Nun muss ich nur noch abwarten, bis genügend durchaus brauchbar-primitives Jungvolk, das mit ganz anderen Bräuchen behaftet ist, als sie die bislang noch Einheimischen pflegen, eingetroffen ist. Dann gebe ich ihnen das Wahlrecht – was natürlich zur Folge hat, daß der verbliebene Rest der ursprünglichen Bevölkerung versklavt und ermordet werden darf.

Verzeihung, ich wollte sagen "richtig eingesetzt wird (als Mütter vieler Kinder), oder rechtmäßig verurteilt werden kann, weil er die neuen Gesetze übertreten hat". In diesem Fall ist Festtaghsstimmung angesagt. Bunte Girlanden müssen aufgehängt werden, damit die Delinquenten nicht so allein baumeln.

Danach kann ich mir ins Fäustchen lachen, denn der von mir unerwünschte Staat hat sich so sehr verändert, daß er praktisch = faktisch tot ist. Sprich, er steht vor einem sagenhaften Neubeginn in einem ganz anderen Zeitalter, wo nur noch Milch und Honig nicht mehr fließen, sondern auch die Großreinemacher unter den Teppich gekehrt werden (müssen)!

Die werden mir kein Dorn mehr im Auge sein...ebenso wie die Verhetzer, sprich die gewaltlosen Bremser, die fanatisch Besonnenen, die ewig Morgigen, kurz, alle die mir in der Sonne standen, wo ich mir doch einen Platz unredlich verdient habe. Und dabei musste ich nichtmal einen regulären Krieg führen! Ich kam ganz gut, ja eigentlich viel besser, ohne den waffentechnischen Großeinsatz zurecht.

Das muss mir der Neid eben lassen: ich habe Geduld. Mehr als alle Sieger vor mir, denen es leider nicht gelingen durfte etwas völlig auszuradieren, was möglicherweise dazugehört. Doch das soll mich nicht weiter tangieren. Optimistisch werde ich in etwas blicken, das ich schelmisch für die Zukunft gehalten hatte, obwohl es der Verlust wertvoller Unmenschen war. Man kann eben nicht alles haben: den Mond- und den Sonnenschein. Letzterer sollte eigentlich reichen.


Die dazu passende pseudo-moralische Schrittformel ist schizophren:

1. Ich liebe mich weil ich ein Scheusal bin.
2. Scheusale sind angenehme Gespärchspartner.
3. Die Welt ist voller Scheusale, aber nicht alle darf man so bezeichnen.
4. Der schönste Grund sich zu lieben ist der Erfolg.
5. Der Erfolgeiche hobelt und überall fallen nicht nur die Spähne.
6. Wer die Gefallenen verehrt, der denkt verkehrt.
7. Das große Fallen rekrutiert sich aus dem Mitläufertum.

Wie zerstöre ich einen Staat? (eine verbotene Geschichte in 7 Stationen) 6

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Wie zerstöre ich einen Staat? (eine verbotene Geschichte in 7 Stationen) 6"

Re: Wie zerstöre ich einen Staat? (eine verbotene Geschichte in 7 Stationen) 6

Autor: axel c. englert   Datum: 29.06.2016 21:05 Uhr

Kommentar: Flott die Verblödung schreitet fort -
Entwickelt sich zu Volkes Sport ...

LG Axel

Re: Wie zerstöre ich einen Staat? (eine verbotene Geschichte in 7 Stationen) 6

Autor: possum   Datum: 30.06.2016 1:45 Uhr

Kommentar: Ja die Verblödung wird immer noch schlimmer
jetzt ohne Zeit zum Denken nimmer ... LG!

Re: Wie zerstöre ich einen Staat? (eine verbotene Geschichte in 7 Stationen) 6

Autor: Alf Glocker   Datum: 30.06.2016 14:54 Uhr

Kommentar: Darin irren wir uns nicht!
Ganz vile sind nicht mehr ganz dicht!

LG Alf

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