(Der alte Schamane, 9. Delirium)


Es ist schon wahr: man kann uns wirklich nichts mehr übelnehmen! Und wenn ich „uns“ sage, dann meine ich gar keine bestimmte Sorte von uns, sondern tatsächlich UNS ALLE! So verblödet wie wir sind, merken wir überhaupt nichts mehr. Wir beschäftigen uns – haha – mit der Bekehrung der Heiden, mit der Vorherrschaft des Islams, mit der Ausrottung der Weißen Rasse, mit dem Sieg des Proletariats über den Kapitalismus, aber haben wir uns schon mal Gedanken über die Luft gemacht?

Ist die Luft wirklich nur Luft für uns? Und was ist mit dem Wasser? Was ist mit den Wäldern, was ist mit dem Wetter? Das geht uns nichts an? Das ist von selber da? Haben wir denn jetzt völlig den Restverstand auch noch verloren?

Wir schreiben Liebesbriefe, oder auch nicht, wir kaufen, sofern wir männlich sind, 3 Frauen für 4 Kamele, wir bohren uns in die Leiber anderer Menschen hinein, oder wir lassen bohren, sofern wir weiblich sind – und wir übersehen das Wesentliche?! Das darf doch nicht wahr sein! Haben wir denn immer noch nicht bemerkt, wie groß unsere Städte geworden sind? Was für komische Gasblasen gehen uns denn im Kopf herum?

Mindestlöhne und Karriereleitern, Schwellenländer und Einwanderungen, Industrievorgaben und wirtschaftliche Kalkulationen? Geht’s noch?! Warum rennt ihr nicht gleich mit dem bloßen Schädel an die Wand, oder erstickt an Dollars? Warum verhungert ihr nicht umgehend freiwillig in den Favelas? Nein, ihr denkt an Rolls Royce, an strahlende Bräute, an Urlaubsreisen, in Länder, wo man das Inferno noch nicht so sehr bemerkt!

Heiratet doch quer auf der Welt durcheinander, adoptiert Antilopen und Pandabären, von mir aus auch Altweltaffen, aber macht, um Himmels Willen nichts, was unseren Abstieg in den Hades verhindert! Da könnte ja sonst ein Lebensgefühl aufkommen das Perspektiven eröffnet.

Gebt euch die Hand, Kinder des Wahnsinns, und springt lachend, von der Spitze der Evolution, durch das Auge des Hurrikans, in den feuerspeienden Krater des Vulkans hinein, wo das Glück auf uns wartet, das keiner bezahlen kann. Doch nennt es nicht beim richtigen Namen, denn sein richtiger Name lautet ganz einfach: Tod!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Die Seele des Staates 136"

Re: Die Seele des Staates 136

Autor: possum   Datum: 16.02.2016 23:40 Uhr

Kommentar: So jetzt bin ich wieder da, heut gehts weiter beim Lesen! LG!

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