Die Seele des Staates 86

(Todesanzeige)


Mein Traum war es ewig zu leben. Das hätte natürlich auch geklappt, wenn da nicht eines gewesen wäre: meine Vernichtung! Denn gewöhnlich haben Staatsseelen das ewige Leben, sie müssen sich nur kontinuierlich entwickeln. Man kann sie aber auch ermorden, indem man ihren Körper austauscht. Keine Seele ohne Körper!

Sobald ein anderer Körper sich an die Stelle dessen setzt, der von jeher die Heimat einer Seele war, erlischt natürlich auch die Seele. Alle Seelen, die bisher anderer Meinung waren, wurden von der Erde getilgt! Denn eine Seele kann auch mit viel Geld nicht aufrechterhalten werden!

Das mögen einige Leute wohl meinen, die die dem Grundsatz folgen: Geld regiert die Welt und damit natürlich auch jeden Staat. Das stimmt zwar sehr begrenzt, doch mit Geld kann keine Freiheit erkauft werden, die vom Geist ausgeht – damit können nur Ideologien forciert werden…sofern sie nicht religiös oder ethnisch motiviert sind.

Am schlimmsten wirkt sich der Untergang, das Absterben einer Seele aus, wenn ethnische und religiöse Ideologien homogen zusammenwirken. Dann kann eine völlig beliebige Summe Geldes vorhanden sein – sie wird keinerlei Steuerungskraft mehr besitzen. Die Steuerungskraft des Geldes hängt immer von der Bevölkerung ab, die es hervorgebracht hat!

In liberalen Staaten kann es durchaus Multimilliardäre geben, die in ihrem Größenwahn, von der Allmacht der Mittel sprechen, die ihnen über lange Zeiträume zur Macht verholfen haben – in religiös geprägten oder gar verblendeten Systemen, geht jedoch alles unter, was sich ihren primitiven Beweggründen verweigert.

So ist leider vorauszusehen, daß, wer sich allzu sicher geborgen, in seinen, für sich selbst erdachten, auf krasse Ethnien jedoch nicht anwendbare Konventionen verlässt, zwangläufig untergehen muss…wobei er auch mit überreichen Mitteln nicht mehr gerettet werden kann. Denn auch sie brauchen, ebenso, wie der konstruktive Verstand, ein geeignetes Umfeld zu ihrer Entfaltung.

Das Absterben ganzer Hemisphären ist also keineswegs nur eine Horrorvision! Jeder, der erfolgreich war, weil er war wie er ist, sich jedoch so nicht bewahren konnte, wollte, weil er seine, auf ihn abgestimmten Konventionen schlichtweg auf alle und alles anzuwenden versuchte, liefert freiwillig das beste Rezept für seine Vergiftung, an seine Gegner.

Und wenn er jetzt auch noch hergeht und kindisch behauptet, eine moderne Welt kenne keine Gegner mehr, dann ist ihm ohnehin nicht mehr zu helfen. Auch gut gemeinte Rettungsversuche werden scheitern, weil die Überzeugung klüger zu sein hat, als alle Vernunft in der Lage ist, auch die Schamlosigkeiten von Ethnien und Religionen, sowie deren homogenem Zusammenwirken, marktschreierisch zu übertönen…

© Alf Glocker

Gefällt mir!Gefällt mir nicht mehr!

4 Lesern gefällt dieser Text.

axel c. englert
Angélique Duvier
Mark Gosdek
possum

Diesen Text als PDF downloaden

Kommentare zu "Die Seele des Staates 86"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.