141. Schritt


Es gab einmal einen Ichweißnicht (ob ich „Mensch“ sagen soll), der behauptete: „Alles was golden glänzt ist wertvoll!“ Er behauptete das ohne selbst golden zu glänzen! Viele hielten das nicht für erstaunlich! Mit der Zeit scharte er Vollidioten, die sich direkt an ihm orientierten, sowie Halbidioten und Gewinnsüchtige um sich – was viele auch nicht für erstaunlich hielten.

Dann behauptete er: „Wir sind die Größten und die Stärksten!“ Aber er verspürte keinerlei Reize im Zwerchfell und er erlaubte auch keinem darüber zu lachen, obwohl ein paar schon den Mund zum Schmunzeln verzogen hatten. Ihn, den Mund jedoch zu öffnen war strengstens verboten, denn gegen die Größten und Stärksten gibt es kein Heilmittel.

Direkt unheimlich mutete die Zahl der vielen Mitläufer an, die ihm nach und nach alle Wünsche erfüllten. Das fanden aber nicht die Mitläufer unheimlich, sondern all jene die Angst vor Mitläufern haben. Zum „Glück“ waren das nicht sehr viele! Die meisten blieben „anständig“ und folgten der breiten Masse, wohin sie auch immer ging!

Man hielt das für Recht, aber es war nur billig! Und wer dem Glanzlosen, Nichtgoldenen nichts von seinen Parolen abkaufen wollte, der wurde verstoßen, auch wenn er, oder gerade weil er einer Minderheit angehörte, denn es war einfach nicht chic die Schwachen zu schützen. Jeder wollte mit-stark und der Mit-Größte sein. Die Wirklichkeit spielte nur eine untergeordnete Rolle!

Zunächst sah es für sämtliche Vollidioten, Halbidioten, Mitläufer und für die Gewinnsüchtigen so aus als ob der Glanzlose Nichtgoldene genug Zufälle auf seiner Seite haben würde, damit sich das Durchsetzen konnte was er, Vollidioten, Halbidioten, Mitläufer und Gewinnsüchtige für das Beste hielten, aber dann überlegte es sich das Schicksal anders und stieß den Glanzlosen Nichtgoldenen vom Thron!

Alle Mitläufer, Halbidioten und Gewinnsüchtige behaupteten nun das Gegenteil von dem was sie behauptet hatten, als der Glanzlose Nichtgoldene noch regierte, nämlich, daß alles Glanzvolle Goldene von Grund auf schlecht sei. Es war plötzlich chic die Schwachen und die Minderheiten schützen zu wollen und zwar egal welche. Mehr noch, jeder versuchte sich als Angehöriger einer Minderheit zu verkleiden um wie etwas ganz Besonderes auszusehen.

Daß der Glanzlose Nichtgoldene, gar nicht golden und glanzvoll war hatte man inzwischen absichtlich vergessen, denn alles was er gesagt hatte, galt nun als unmoralisch! Verrückterweise gehörte es sogar nun zum Guten Ton glanzlos und nichtgolden zu sein. Vollidioten, Halbidioten und Gewinnsüchtige übertrafen sich gegenseitig an nichtgoldener Glanzlosigkeit, in allen Bereichen der Gesellschaft. Und die Mitäuferschaft nahm wieder sprunghaft zu!

Und jeder, der versuchte das bisschen verbliebene Gold, das der Glanzlose Ungoldene mit seinem Kult saudumm verunglimpft hatte, als er es als glanzvoll bezeichnete, wurde mit Schimpf und Schande belegt. Wer aber auch nur ansatzweise nichtglänzend ungolden war, der erfuhr die höchsten Weihen und erlebte den größten Zuspruch. Man sagte, wer nichtgroß und nichtstark sei, der habe geradezu die Pflicht das glanzungoldene Nichtige zu loben, ganz so, als habe es der Himmel geschickt.

So gibt es heute eine Sorte von Ichweißnichts (bei denen ich auch nicht weiß ob ich Menschen sagen soll), die des Verstandes völlig verlustig geworden, einherschreiten, als seien sie in der Schwäche die Größten und in der Stärke die Schwächsten. Und da das Gehirn ja bekanntlich der Muskel des 21. Jahrhunderts ist, kann ich sie nur als orientierungslose Vollidioten bezeichnen, die eine Menge Halbidioten, Mitläufer und Gewinnsüchtige um sich geschart haben.

Einen ganz bestimmten Reiz im Zwerchfell verspüren sie nicht, denn es ist nicht erlaubt sie auszulachen. Und obwohl schon ein paar den Mund zum Schmunzeln verziehen, ist es dennoch verboten ihn aufzumachen – denn was heraus käme würde keinesfalls noch zum Guten Ton gehören. Denn sie stehen im Geruch den Glanz befürwortende Goldsucher zu sein, so wie es der Glanzlose Ungoldene war. Daß die Halbidioten, die Mitläufer und die Gewinnsüchtigen noch am ehesten mit ihm zu vergleichen sind, entgeht dabei der allgemeinen Aufmerksamkeit…

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 141

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 141"

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 141

Autor: axel c. englert   Datum: 21.05.2015 17:55 Uhr

Kommentar: Der Text - er glänzt ja richtig!
(Und nicht nur halb - ganz tüchtig...)

LG Axel

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 141

Autor: possum   Datum: 22.05.2015 0:36 Uhr

Kommentar: Ich schließ dem Axel mich gern an
der Text glänzt wieder Mann o Mann ... LG ... Danke!

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 141

Autor: Alf Glocker   Datum: 22.05.2015 10:46 Uhr

Kommentar: Vielen Dank liebe Leute
LG Alf

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