Wenn wirklich schöne Frauen wirklich reichen Männern, wirklich unter die Arme, in die Spendierhosentaschen greifen, dann ist es Morgen, in der Republik! Dann gehen die Fach-Leute ans Werk. Dann tauschen sich die wirklich klugen Köpfe aus.

Sie wandern von einem Hals zum andern, so, als seien sie wirklich austauschbar – und es ist, als wäre es Liebe. Seilschaften bilden sich, vor dem Mount Everest, dem Schuldenberg der Nation und aus allen Laut-Sprechern dringt der Gute Ton an unsere Ohren: Zungenakrobaten machen ihre Waffen scharf! Spezialisten verstauen ihre Gewissen in Hotelsafes und die anerkannten Philosophen gehen in den Wald, aus dem es herausschallt, wie man hineinruft, um nach Glückspilzen zu suchen. Überall wachsen die Champions!

Bereitwillig springen sie, aus dem Unterholz, in die Körbchen der Seligen, worin sie ihre Botschaft verbreiten: „Ich habe eine weiße Weste, ich schmecke auch gut, denn ich bin auserwählt, vor euch glänzen zu dürfen!“

So werden Kochbücher geschrieben, oder Bibeln vorgelesen, denn es ist „Zeit“. Darin kann praktisch alles passieren. Weil alles vergeht, muss alles werden. Und was böte sich nicht aufdringlicher an, als eine angesehene Weisheit?!

Wer, nach dem Genuss einer solchen, noch mit derselben in die Binsen geht, trägt dafür auch selber die Un-Schuld. Die kommt freilich nicht ganz von ungefähr. Gewähr bei Fuß stehen nur die Spekulanten. Sie kennen, ab einer gewissen Unverfrorenheit, keine Grenzen, keine wirklichen Ziele, aber auch kein Maß, weswegen ihrer das Himmelreich ist – also auch auf Erden!

Ganz tief unten, treiben es die Bunten – und zwar so kunter, wie möglich. Sie haben nichts zu gewinnen. Nur das Fleisch ist billig, wie auch willig. Es breitet sich aus wie ein Lauffeuer! Kann sein und kann nicht sein, daß es demnächst die oberen Etagen erreicht. Doch eines Tages, so aller Nächte Abend hereinbricht, über dem Babylon der Spaßmacher, der Gaukler und der Wirtschaftsweisen aus dem Abendlande, die zusammen an einem „Sesam-öffne-dich“ für die Abschlussparty feilen, die die Welt noch nicht gesehen hat, ist es soweit.

Wir kaufen uns, aus geplanter Verlegenheit, Hörbücher mit Wa(h)lgesängen (da wissen wir wenigstens ganz sicher, daß wir nichts verstehen), versuchen uns in die Logik der Ameisenheere einzuspannen, oder, wir hängen einfach schon mal präventiv rum, bevor die Galgen der übergeordneten Instanzen aus den Nährböden wohlfeiler Techniken wachsen.

Das erfrischt! Das leistet Vorschub, mit Nachdruck, das verleiht Flügel! Vor allem den Worten derer, die nichts zu sagen hätten – gäbe es nur den Verstand. Der hat sich jedoch vor allem, im Geldbeutel verkrochen. Dort schimmelt er fröhlich vor sich, eingedenk der Tatsache, hin, daß wir hinter uns her hetzen, wie hinter einem scheuen Wild, in den, noch nicht abgeholzten, Natur-Paradiesen, oder dem Yeti, in luftiger Höh‘. Das sieht uns ähnlich! Immer schön locker bleiben…

Auf geht’s, die Pisten erwarten uns noch, auch wenn der Schnee künstlich und die Grasnarbe abgeschrammt ist. Wer mit dem Rubel nicht rollt, ist von Gott nicht gewollt. Dafür arbeiten wir doch schließlich! Wir pendeln kilometerweit in die Fron, die Partner sind auf ewig getrennt. So zelebriert man Familie! Der Nachwuchs wartet bereits in der Besenkammer auf den erforderlichen Samenraub für seine Entstehung. Anders ist ihm ja nicht beizukommen.

Nur der Glaube dämmert, in seiner goldigen Monstranz, beharrlich in die Zukunft hinein, als sei er ein vergammeltes Knochen-Bruchstück aus dem Ur-Zustand des Universums. Die Gesamtheit seiner Artefakte ergäbe, bei genauem Hinsehen, ein riesiges Ungeheuer, gebastelt aus höllischen Grausamkeiten, oder einen Lavastrom, der sich, lauthals lachend ergießt, in ein bleiernes Flussbett, am Rand des Schlaraffenlandes: Das wiederum ist ein großes Schauspiel für geistig Minderbemittelte. Denn ihrer ist die Kraft und die Herrlichkeit, in Bequemlichkeit – Amen!

Was soll man da sagen?! Es bedarf keiner Zustimmung, keiner reiflichen Überlegung und keines Enthusiasmus mehr, in dieser, unserer Epoche der Vertraulichkeiten. Nichts muss mehr ein Geheimnis bleiben, aber wir tun, der Spannung zuliebe, so, als seien, unter anderem, sogar Geheimdienste notwendig. Wir wissen immerhin sehr genau, wohin die Schose geht, wir hören die Nachtigall ganz deutlich trapsen, aber wir tun es doch so gerne: mit verdeckten Karten spielen.Oder denken wir etwa nicht, dieses Etwas, das wir generell ablehnen, könne uns nicht sehen, wenn wir das Blatt nur ganz fest vor‘s Gesicht halten, wir Schlawiner.

Deshalb rufen wir ja demonstrativ schelmisch: „Kuckuck, wo bin ich?“ Die erwachsene Eigendynamik, welche die Aufsicht hat, über all unsere dreisten Spielchen, wird uns, so nehmen wir glücklich an, dann schon auf den Arm und uns die Entscheidungen abnehmen, liebend, wie sie nun mal ist. Und wisst ihr was?! Das geschieht uns recht! Oder kann der Mensch doch nichts für seine Geburt?


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der Mensch an sich"

Re: Der Mensch an sich

Autor: noé   Datum: 27.01.2014 11:23 Uhr

Kommentar: Alf, Deine Begriffs-Spielereien sind atemberaubend. Diesen Text darf man sich gerne auch mehrmals zu Gemüte führen, er bleibt ein Genuss!
Allerdings einer mit einem bitteren Beigeschmack - dem Thema angemessen -, einer, bei dem ein Mundwinkel immer unten bleibt.
Aber dennoch ein Genuss!
Frucht Deiner gestrigen krankheitsbedingten Auszeit, "Bruderherz"?
BS noé

Re: Der Mensch an sich

Autor: Pacaveli   Datum: 27.01.2014 11:43 Uhr

Kommentar: Dein Stil bzw. deine Ausdrucksweise sind echt der helle Wahnsinn. Normalerweise hab ich, mit meinem Aufmerksamkeitsdefizit, meine ersten (Konzentrations)Probleme spätestens ab der zehnten Zeie.

Aber hier. War ich wie angeklebt mit den Augen. Obwohl der Inhalt eigentlich absolut unerfreulich ist, vor allem über das letzte Thema (das vorletzte, wenn du die Frage nach der Geburt einrechnest) habe ich mir in letzter Zeit öfter mal Gedanken gemacht, auch und vor allem über die Versteckspielchen.

Nach dem dritten "irgendwie komisch" wird's "merkwürdig". Nach der sechsten Unklarheit zu "da ist doch was faul". Und Spätestens nach der neunten reicht ne Kleinigkeit und du hast nen "WUSSTICHSDOCH!", dass sich gewaschen hat.
Und zur Not: Könnten sie ja einfach die entsprechende Seite oder wegen mir auch ein paar Zeilen Code aus eigener Feder hinzufügen, wenn sie einen wirklich schuldig aussehen lassen wollten.
Da sind die amerikanischen Geheimdienste ja nicht so, wie spätestens seit dem Irak jedem klar sein dürfte...

Wenn's hart auf hart kommt. Hast du da im Zweifelsfall keine Chance, denke ich. Weil die dann schon dafür sorgen, dass es diesen Zweifelsfall erst gar nicht geben wird, denke ich.
Wer wollte da das Gegenteil beweisen, gerade, wenn man noch verstecken spielt...

Das alles rein hypothetisch natürlich... Ich muss allerdings zugeben, dass es mir schon passiert ist, dass ich diese "ichhaltmirdiehandvorsgesichtundkeinersiehtmich"-Naivität leider öfter mal an den Tag gelegt habe, gerade im Internet.

Aus purem Trotz (womit es natürlich trotzdem saudämlich bleibt). Aber naja, mir sind da einfach die Pferde durchgegangen, wenn man sich überlegt, dass du dich mit jemandem zusammen tun könntest, überlegtest mit ihm. Wie du diese Welt zu einem besseren Ort machen könntest.
Und dafür härtet, wahrscheinlicher, eher bestraft wirst. Als die Amerikaner, die diese ganze Welt ja nur abhören, damit sie eben genau dieses nicht wird.
Eher als die Amerikaner, die die ganze Welt... Die die... Und... Krieg... und....

Der Gedanke ist einfach derart pervers. Inzwischen ist das Thema ja schon fast banal, aber mir bleibt da jedesmal die Spucke weg, wenn ich die "Moral von der Geschicht" wirklich auf's wesentliche runterbreche...

Peace

Re: Der Mensch an sich

Autor: Alf Glocker   Datum: 28.01.2014 14:17 Uhr

Kommentar: Hallohallo
@ noè
nein,das hatte nichts mit meiner Schwächeperiode zu tun - außer ich bezeichne die TZeit meines Daseins als solche...harharr. Es war mal wieder dieses inner Bedürfnis.
CB Alf

@Pacaveli
Diese Welt zu einem besseren Ort machen würde ich sehr gerne. Und zusammentun mit Leuten, die das auch möchten, würde ich auch. Sie sind halt meist selten und nicht selten ohne geeignete Mittel, wobei diejenigen, welche über die Mittel verfügen, nicht damit umgehen können/wollen. Hab ich jedenfalls schon erlebt.
Danke für Deinen interessanten Kommentar!
Grüße, Alf

Re: Der Mensch an sich

Autor: noé   Datum: 28.01.2014 14:32 Uhr

Kommentar: Alf, ich dachte weniger an die Schwäche als mehr an die "gewonnene" Zeit, Scherzkeks! Gut, dass es Dir wieder besser zu gehen scheint.
Harharr!
BS noé

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