Es war das Jahr 3 Rohr im 4. Mond am 1. Tag des neuen Zyklus als das Haus der Götter in der Stadt der gefiederten Schlange vollendet war. Bevor die grausamen Opferrituale zu Ehren der großen Drei beginnen konnten, musste Zwei-Eulen-Speer die Zeremonie der Ankunft vollführen, denn so gebot es der Brauch seit Beginn des neuen Zeitalters. Bekleidet mit seinem prächtigen Umhang aus Quetzalfedern und seine Schlangenmaske tragend, trat er vor die Masse der Gläubigen:
„Ich, Zwei-Eulen-Speer, oberster Diener der gefiederten Schlange, des Mächtigsten der Drei, bekenne, dass ich Zeuge war, wie die neuen Götter herniederstiegen und die falschen Alten zerschmetterten. Wie sie sich in schrecklicher Herrlichkeit offenbarten und uns die neuen Rituale lehrten, um ihren Hunger zu stillen. Erzittern sollt ihr vor ihrer Macht, denn ihr Zorn ist schrecklich.
Im Jahre 1 Tapir im 12 Mond am 24. Tag begleitete ich als einfacher Priester jener falschen Götzen, deren Namen verboten sind auszusprechen, die alljährliche große Prozession mit den Früchten der Felder als Gabe an den Tempel jener Verfluchten. Die rituellen Lieder des Friedens singend, näherten wir uns dem Heiligtum, von wo uns die Hohe Priesterin, wie es die Tradition gebot, aus der Ferne segnete. Da erschien uns ein weißes Licht und ein gewaltiges Gebrüll wie von tausend Jaguaren erfüllte die Luft. Wir sahen das Haus der Götter niedersteigen und die Drei sandten einen feurigen Atem, der alles Leben im Tempel vertilgte, als Strafe für unseren verderbten Irrglauben. Dann setzte sich das Haus der neuen Götter auf den zerstörten Tempel der Verfluchten als Zeichen des Triumphes und der Atem der neuen Götter warf uns zu Boden. Als wir uns erheben konnten, flohen wir voller Angst …“

*

Auszug aus dem Computertagebuch Captain William Blighs vom Frachtschiff H.M.S. Bounty, das mit 10000 Überraschungseiern, 20000 Elfendritschen und 5000 Affenbrotbäumen auf dem Weg nach Sirius B war:
13151004121609130F1200080F13040E130308040913130412 (…)
Da ihr vermutlich kein Wolperting könnt – oder doch? – transkribiere ich im Anschluss diesen hochkomplexen Text; der wird bei der deutschen Flugsicherung ebenfalls gerne im Ursprungssinn verwendet! Unser Kapitän und seine Crew gehörten nämlich der unendlich überlegenen Spezies der Wolpertinger an, die große Teile der bekannten Galaxien besiedelt hatten.
Nun aber die Transkription:
Sternzeit 123456789: Dieser verdammte Porky war wieder völlig stoned und hat es tatsächlich fertiggebracht, mit Warp 3 in das SBG 305 einzufliegen und dort den Autopiloten einen ‚Low Approach‘ ausgerechnet auf den einzig bewohnten Planeten machen zu lassen. Der-großen-Wildsau-sei-Dank hatte ich mich gerade von meinem Trip erholt und beabsichtigte, diesen Idioten im Kontrollraum abzulösen. Es gelang mir noch rechtzeitig, einen ‚Emergency Descend‘ nach Annex 10 der Charta betreffend ‚Notlandungen auf für die Kontaktaufnahme gesperrte Planeten‘ einzuleiten. Wir sind zwar in einem besiedelten Gebiet gelandet, aber das wird nur von primitiven Maisbauern und Jägern ohne Schriftsprache bewohnt. Zu allem Überfluss vernichteten unsere Bremsraketen wohl eine kleinere Ansammlung von Lehmhütten inklusive deren Bewohnern. Wenn TRAMON das mitgekriegt hat, dann gibt es richtig Ärger; für solche Kollateralschäden schickt die Alienschutzbehörde einen neuerdings in den Knast. Warum muss ich eigentlich mit den drei größten Pfeifen der gesamten Sternenflotte auf diesem Seelenverkäufer durch das Universum schippern? Mein erster Offizier, Mr. Porky, ist dauernd zugedröhnt, der Schiffsarzt, Dr. Eberle, kuriert sogar völlig Gesunde zu Tode und mein Bordingenieur, Chief Wutzche, ist einfach nur zu dumm zum Brunzen. Ich bete darum, dass die Automatik auf diesem Schrotthaufen noch lange funktioniert, denn sollte sie jemals ausfallen, bringe ich mich besser um. Das geht schneller und ist weniger schmerzhaft, als sich von diesen inkompetenten Versagern ins Jenseits befördern zu lassen. Als Klassenbester an der Sternenflottenakademie hätte ich nie gedacht, dass ich einmal ein marodes Billigraumschiff mit einer selbst für diesen Schiffstyp völlig unterirdischen Crew kommandieren würde. Es ist einfach nur ungerecht! Captain Iglo, der Klassenclown, ist jetzt Kommandant eines hypermodernen Containerschiffs und darf sogar Fischstäbchen nach Aquarius transportieren; während ich hier den letzten Ramsch herumschippere. Mein alter Freund, Captain Ahab, kommandiert sogar ein Kometenfangschiff und jagt damit den berühmten, weißen Kometen. Meine-große-Wildsau, ich brauche bald wieder einen Schuss. Leider haben die Triebwerke bei der Landung etwas abgekriegt und die Instandhaltungsroboter benötigen einige Stunden, um den Schaden zu beheben; solange halte ich es ohne Stoff nicht aus! Mit Grausen denke ich daran, was meine drei Helden der Raumfahrt hier noch alles anstellen werden, wenn ich weggetreten bin; aber man muss Prioritäten setzen. Vielleicht nützt ja ein Briefing hinsichtlich unserer delikaten Situation etwas, obwohl ich sehr daran zweifle (…)
*

„Mr. Porky, wo ist Wutzche?“
Leicht entnervt sah Captain Bligh seinen ersten Offizier mit den spitzen Ohren an, dessen glasige Augen und konfuser Blick nichts Gutes versprachen.
„Faszinierend Chefchen! Im Nirvana, wir sind alle im Nirvana. Alles easy, Mann.“
„Mr. Porky, Sie erscheinen mir erregt, soll ich Ihnen ein Beruhigungsmittel verabreichen? Ich hätte da noch etwas Laudanum oder auch andere Opiumderivate.“
Besorgt blickte Dr. Eberle mit fachmännischer Miene seinen potentiellen Patienten an, während die Augen des Kapitäns mit Sicherheit zwei Leichen produziert hätten, wenn ihnen nur das Töten möglich gewesen wäre.
„Ruhe jetzt! Meine-große-Wildsau, warum habe ich meine Metzgerlehre nicht beendet und bin Entertainer geworden? Ah, da ist ja das verlorene Hornvieh. Schön, dass Sie uns auch mit Ihrer Anwesenheit beehren Chief Wutzche!“
„Danke, sehr freundlich von Ihnen Herr Kapitän. Ich war wohl zuerst im falschen Zimmer. Ich habe mich schon gewundert, dass wir einen neuen Briefingraum haben und da sogar rosa Klosetts eingebaut worden sind. Aber ich bin ja ein Fuchs! Als dann niemand kam, habe ich den gerade reinigenden Raumpflegekyberneten gefragt und der hat mir den Weg hierher gezeigt!“
„Sie waren auf der Damentoilette, Sie Genie. Wie auch immer, wir sind jetzt vollzählig. Aufgrund unserer momentanen Lage halte ich es für notwendig, kurzfristig ein Sicherheitsbriefing durchzuführen. Äh, ja Chief Wutzche?“
„Ich verstehe das mit der Lage nicht so richtig, Herr Kapitän! Was ist denn jetzt so besonders daran?“
„Das diese Frage von Ihnen kommt, war mir schon klar Sie Intelligenzbolzen. Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen sein sollte, wir sind in ein Sonnensystembegrenzungsgebiet eingeflogen und auf einem von halbintelligenten Wesen bewohnten Planeten mit Kontaktsperre notgelandet. Haben Sie das jetzt verstanden, Herr Ingenieur?“
„Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube ja. Danke Herr Kapitän!“
„Oh Mann! Was wollen Sie denn jetzt Eberle?“
„Dr. Eberle bitte, so viel Zeit muss sein; ohne den Titel fühlt man sich so nackt. Ich hätte da noch einen Vorrat an Präservativen, die ich gegen einen kleinen Obolus herausgeben könnte! Wer weiß, was die Eingeborenen für Geschlechtskrankheiten übertragen?“
„Das ist doch nicht wahr! Meine Herren, halten Sie jetzt einfach den Mund. Dem Protokoll für ‚security briefings‘ folgend, zeige ich Ihnen jetzt eine multimediale Präsentation in 3-D mit den relevanten Informationen hinsichtlich der semi-intelligenten Aliens sowie der Flora und sonstigen Fauna rund um unsere Landezone. Computer: Film ab. Ähm, Computer: Film ab. Spiel schon diesen verdammten Film ab, Du Scheisskiste! Verdammt, ist denn auf diesem Kack-Kahn alles nur Schrott.“
Derweil zog sich der erste Offizier unbemerkt eine weitere Partie von den lustigen, bunten Pillen rein und blickte seinen Kommandanten hernach beruhigend lächelnd an.
„Faszinierend mon capitáin! Relax, don’t do it! Der große Demiurg hat seinen Masterplan!“
„Wenn der Herr Kapitän erlauben möchten, ich kann mir das Problem einmal ansehen.“
„Lieber nicht Wutzche, Sie Zierde der Ingenieurswissenschaften. Wenn ich mich recht entsinne, haben Sie die Lebensmittelversorgung für drei Tage lahmgelegt, als Sie erfolglos versuchten, die Kaffeemaschine zu reparieren. Einem bleibt aber auch nichts erspart! Also machen wir es ‚old school‘. Ich fasse die wichtigsten Informationen zusammen: Die dominante Spezies auf diesem Planeten sind Säuger, die von Primaten abstammen. Sie haben etwas zu bemerken, Herr Dr. Eberle? Erfreuen Sie uns mit Ihren Weisheiten!“
„Das ist ja widerlich! Ich möchte noch einmal an die Kondome erinnern!“
„Faszinierend! Auch diese armen Kreaturen sind Kinder der großen Wildsau!“
„Danke meine Herren für diese äußerst erbaulichen Worte. Ich möchte Sie aber bitten, mit Ihren sinnfreien Fragen und Kommentaren bis zum Ende meines Vortrages zu warten oder meine Zeit überhaupt nicht zu verschwenden. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja! Wir haben es hier mit einer frühneolithischen Zivilisation zu tun, deren Domestizierung der lokalen Flora und Fauna nicht sehr weit fortgeschritten ist. Das Pantheon dieser Wesen zeichnet sich nicht durch komplexe Strukturen aus und wird von pazifistischen Vegetationsdivinitäten dominiert. Oh verdammt, das habe ich mir gedacht! Wutzche, Sie sehen mich an wie die Katze den Kalender, offensichtlich hat der Sinn meiner Worte sich für Sie nicht so ganz erschlossen. Also, damit auch Sie das verstehen und nicht nur Dr. Eberle: Die Typen leben in der Jungsteinzeit und sind primitive Maisbauern mit wenigen Viechern. Außerdem beten sie irgendwelche Pflanzen an und davon nicht viele. Im Großen Ganzen sind diese schlauen Affen recht friedlich; womit wir beim nächsten Punkt sind. Außenaufenthalte sind nach den Richtlinien der Alienschutzbehörde strengstens untersagt. Sollten Sie durch einen Notfall doch gezwungen werden, das Raumschiff zu verlassen, sind ihre Transformerschutzanzüge von ‚Squawk Standby‘ auf ‚Camouflage‘ zu kalibrieren, damit Sie für die Eingeborenen unsichtbar werden und so ein Kontakt vermieden wird. Ein Tipp am Rande: Falls der wahrscheinliche Fall eintritt, dass einer von Ihnen den vorgeschriebenen Modus vergisst, sollte er tunlichst vermeiden, auf ‚transparent‘ umzuschalten, da unser äußeres Erscheinungsbild dem von jagdbarem Wild in der Gegend ähnelt. Bevor Sie fragen Wutzche: Wenn einer dieser Affen Sie in voller Schönheit sieht, könnte er auf die Idee verfallen, Sie zu verspeisen! Das war alles, noch irgendwelche Fragen?“
Hier sei angemerkt, dass unsere Wolpertinger eine große Ähnlichkeit mit Pekaris (Nabelschweinen) besaßen, die die ansässige Bevölkerung zum Fressen gern hatte. Bei den erwähnten Schutzanzügen handelte es sich um wahre Wunderwerke der unübertrefflichen Schweinetechnik, die neben klassischen Funktionen über ein den jeweiligen Bedürfnissen entsprechendem Waffenarsenal verfügten und das Erscheinungsbild des Users je nach gewählten Modus für etwaige Beobachter modifizierte – sozusagen von unsichtbar über naturalistisch bis schlimmster Alptraum.
„Herr Kapitän, kann man diese fürchterlichen Kannibalen nicht zu Veganern umerziehen?“
„Nein, kann man nicht! Außerdem fressen Kannibalen ihre eigene Art und die allenfalls einen schwachsinnigen Raumfahrer. Nächste Frage!“
„Darf ich einen für medizinische Experimente fangen?“
„Nein, dürfen Sie nicht. Bevor Sie auf dumme Gedanken kommen Dr Eberle: Das Entführen eines geschützten Aliens gilt als Kapitalverbrechen und wird mit mindestens 20 Jahren Verbannung in die Bergbaukolonien von Moria geahndet.“
„Schade!“
„Faszinierend! Eine seltsame Fresskultur haben diese Bananenbeißer!“
„Leider muss ich die Fragestunde beenden, da ich jetzt wirklich wichtige Transportunterlagen in meiner Kajüte zu bearbeiten habe. Damit ich mich besser konzentrieren kann, werde ich meine Tür verriegeln und Kopfhörer aufsetzen. Ich bin also für die nächsten 3 Stunden nicht erreichbar. Als meinen Vertreter ernenne ich ..mmmh…“
Die Auswahl zwischen Pest, Cholera und Typhus fiel Bligh nicht leicht. Schließlich entschloss er sich doch für letzteres.
„Dr. Eberle. Tun sie nichts was ich auch nicht tun würde, aber ich glaube, mein Rat dürfte vergeblich sein.“
„Faszinierend! Gerade ist mir so ein Fress-Alien erschienen.“
„Mr. Porky, wenn ich noch einmal dieses Wort von Ihnen höre, dann schwöre ich bei der großen Wildsau, schlage ich Ihnen den Schädel ein!“
„Faszinierend! Der phago pongo.“
„Ich glaube, Sie würden das sowieso nicht mehr spüren. Zeit für mich zu gehen!“
Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend verließ William Bligh seine illustre Crew und flüchtete in seine tägliche Portion des synthetischen Glücks.

*

„Voller Angst und Verwirrung rannten wir zum Dorf Fünf-Schildkröten-Hain. Dort hatte Der-mit-dem-Jaguar-tanzt bereits die Männer vom Friedvollen-Krieger-Orden versammelt. Der-mit-dem-Jaguar-tanzt kam einst aus dem Osten zu uns und war ein machtvoller Schamane und Anführer der friedvollen Krieger. Alle fürchteten und bewunderten ihn, da die falschen Götter ihn mit großer Macht gesegnet hatten. ‚Warum flieht ihr wie ein Kostner vor dem Wolfe?‘, so fragte Der-mit-dem-Jaguar-tanzt. Ich erzählte dem Günstling der mächtigen Yucca-Palme von der wundersamen Niederkunft des Hauses der Götter. ‚Diener des Friedens!‘, so rief der unbesiegbare Schamane feierlich, ‚Lasst uns der dunklen Bedrohung durch die Siths (huch, bin ich wieder im falschen Film?) Einhalt gebieten. Tanzen wir den Tango der friedvollen Verteidigung und tilgen die grausamen Eindringlinge vom Angesicht der Erde.‘ Also tanzten wir und gingen dann voller Einfalt unserem Schicksal entgegen …“

*

„Meine Herren, ich habe Sie hierhergebeten, weil wir eine wissenschaftliche Mission höchster Priorität zu erfüllen haben!“
Dr. Eberle betrachtete seine Schiffskameraden, die wie er in vollen Außeneinsatzmontur am Fuße des notgelandeten Frachters standen, mit heroischem Forscherblick.
„Als kommissarischer Oberbefehlshaber der H.M.S. Bounty habe ich beschlossen, dass wir das Terrain nach der ‚eitrigen Todesmorchel‘, einer seltenen Heilpflanze mit endgültiger Wirkung, durchsuchen. Das ist ein großer Schritt für mich und ein kleiner Sprung für die Wolpertingheit. Sie sollten sich der Relevanz unserer Aufgabe ständig bewusst sein.“
„Faszinierend Professörchen! Hier soll es auch tolle Pilze geben, die das Wohlbefinden erheblich steigern. Bio ist sowieso gesünder! Ich bin dabei!“
„Warum sollen wir in diesem schrecklichen Dschungel mit all diesen Wolpertinger fressenden Aliens herumstapfen? Nein, da gehe ich bestimmt nicht hinein!“
Quengelig, aber entschieden, schüttelte Chief Wutzche sein wenig weises Haupt.
„Bedenken Sie den immensen Nutzen für mich und die ganze Wolpertingerheit! Falls Sie bei unserer gewaltigen Aufgabe mehr oder weniger grausam sterben sollten, werden Sie bestimmt als einer der Märtyrer der Wissenschaft auf dem Weg zum Ruhm des berühmten Dr. Eberle in die Annalen eingehen. Außerdem, Sie Geistestitan, bin ich jetzt der Kommandant und befehle Ihnen, Ihre Pflicht zu erfüllen!“
„Okay, okay. Ich meinte ja nur wegen der Fressaffen.“
„Machen Sie sich um die Wolpertingerphagiten keine Sorgen! Die fressen Sie erst, wenn Sie tot sind. Haha!“
„Na dann ist ja alles in Ordnung!“
Leidlich beruhigt lächelte Wutzche seinen Gegenüber selig an.
„So meine Herren, ist ihre Ausrüstung vollständig? Haben Sie Ihre Kondome dabei? Gut! Dann man los!“
„Verzeihung Herr Doktor, da war doch noch etwas mit den Transformerschutzanzügen?“
„Richtig Chief Wutzche, also wir stellen jetzt den Modus, ähm? Was war das noch einmal? Camus, Camel, Cappuchino, oh jetzt habe ich es: Combat! Also alle Anzüge auf Combat-Modus! Vergessen Sie nicht, danach ihr Intercom zu aktivieren.“
Nachdem der neue Modus Operandi eingestellt war, veränderte sich das Äußere unserer Pioniere der extra-wolpertingischen Planetenforschung in recht drastischer Weise.
„Mein Gott Wutzche, Sie sehen aus wie eine Kreuzung zwischen Papagei und Blindschleiche. Mr. Porky, Sie haben eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Stadtstreicher, den man nach Afghanistan in den Krieg geschickt hat.“
Dr. Eberle, dessen Gestalt die Form einer überdimensionalen, einheimischen Raubkatze annahm, beäugte die restlichen Expeditionsteilnehmer kritisch und schaltete sein Intercom an, damit seine geschätzten Gefährten seine nachfolgenden Worte auch vernehmen konnten.
Porky hingegen testete seine Ausrüstung glücklich lachend durch allerlei Bewegungen und löste durch den erhobenen Daumen an der rechten Hand versehentlich einen Schuss seiner automatischen Phaserkanone aus. Angesichts des großen Lochs, dass der Plasmastrahl in einem der gigantischen Urwaldbäume hinterließ, kicherte der erste Offizier drogentrunken.
„Passen Sie doch auf, Sie Idiot, Sie könnten mich noch verletzen.“
Die Raubkatze starrte den Stadtstreicher mit dem Stahlhelm böse an.
„Also, werte Forscherkameraden, beginnen wir mit unserer Mission.“
Nachdem Mr. Porky noch einige Bäume durchlöchert hatte, setzte sich die Expedition langsam in Bewegung.
„Du meine Güte Wutzche, quietscht Ihr Schutzanzug. Sie sollten Ihn gelegentlich einmal ölen.“
Circa nach einer Stunde erfolglosen Suchens und einige hundert tote Bäume später sammelte sich unsere muntere Gruppe auf einer kleinen Lichtung.
„Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen, werte Kollegen. Sie könnten sich ruhig ein bisschen mehr bemühen. Wenn Sie, Mr. Porky, nicht dauernd irgendwelche Pilze in sich hineinstopfen würden und Chief Wutzche nicht hinter jedem Baum ein wolpertingerfressendes Ungeheuer sähe, wäre wir vermutlich viel weiter. Aber was ist denn das da?“
Eine Gruppe reich mit Federn geschmückter Eingeborener, die mit primitiven Speeren und Kriegskeulen bewaffnet war, betrat unsicher die Lichtung. Ein hoch gewachsener Mann von edler Statur trat entschlossen aus der Masse heraus und hob, während er Worte in einer unverständlichen Sprache hervorstieß, seinen gewaltigen Speer.
Mr. Porky war der Erste, der sich von der Überraschung erholte oder auch diese aus verständlichen, drogentechnischen Gründen nicht spürte. Jedenfalls realisierte jener vorbildliche erste Offizier einer überlegenen, raumfahrenden Spezies auch nicht so richtig, dass die Aliens ihn nicht hören konnten.
„Faszinierend! Hi Bro, was geht?“
Debil grinsend hob er den Daumen an der rechten Hand und bewegte diese in Richtung des Speer schüttelnden Aliens. Das sank zur äußersten Überraschung Porkies von einem Plasmastrahl getroffen dahin. Inzwischen hatte auch Wutzche die Situation realisiert.
„Oh große Wildsau, die Fressaffen. Sie werden uns töten und fressen, wir werden alle sterben…“ Dabei sprang unser tapferer Bordingenieur wild mit den Armen wedelnd herum, sodass sein Schutzanzug nur umso erbärmlicher quietschte. Hinsichtlich seiner Gestalt als gefiederte Schlange sah dies durchaus bedrohlich aus.
„Porky Sie Idiot, den hätte ich gerne lebend gehabt. Ich werde das Exemplar dank meiner überragenden medizinischen Fähigkeiten retten!“
Dr. Eberle begab sich rasch zu dem tödlich verletzten Mann und wühlte vergeblich mit seinem eilig aktivierten OP-Handschuh in der großflächigen Wunde des Toten herum. Schließlich zog er das Wunderwerk extraterrestrischer Technik aus dem Leib des Mannes hervor und betrachtete erstaunt auf das Organ, das er da unbeabsichtigt in seiner Hand hielt.
Der hysterische Bordingenieur sprang derweil in Richtung des Bordarztes.
„Dr. Eberle, sind Sie irre. Das Ding von dem Fressaffen ist bestimmt verseucht. Wir werden alle elendiglich verrecken …“
Der Meisterchirurg betrachtete den Gegenstand des Entsetzens wortlos und ließ ihn im Probenbrustbeutel unter seinem Schutzanzug verschwinden.
„Faszinierend! Was ist denn mit den Bananenbeißern los?“
Kichernd deutete Mr. Porky auf die Gruppe Eingeborener, die inzwischen auf den Knien liegend ihre seltsamen Häupter senkten.
Dr. Eberle taxierte die Knienden voller wissenschaftlicher Sachkenntnis.
„Vermutlich betteln Sie, damit wir Ihnen etwas zu fressen geben!“
„Das ist ein Trick, damit Sie uns einfangen und lebendig kochen können.“
Der durchdrehende Wutzche hüpfte zwischen seinen Kameraden umher.
„Faszinierend! Ihr Bananenbeißer sollt auch nicht leben wie die Hunde!“
Ungeschickt warf der barmherzige Schweine-Samariter einen Schokoriegel, auf dem das primitive Abbild eines Raumschiffs dargestellt war, in Richtung der Knieenden und traf dabei einen Mann, der einen runden Federschmuck auf dem Kopf trug; der regte sich aber nicht.
„Den könnte ich gut zu Forschungszwecken gebrauchen.“
„Faszinierend! Wir könnten ihm ein rotes Jäckchen, Höschen und Kapüzchen anziehen. Er dürfte dann tanzen und ich spiele den Leierkasten.“
Bevor Doktor Eberle antworten konnte, wurden die drei ausgeschlafenen Forscher vom Leitstrahl der Bounty erfasst und an Bord gebeamt.

*
„Wir erreichten die Lichtung der Macht und dort standen sie, die allmächtigen Drei in all ihrer grausamen Herrlichkeit! Es waren die gefiederte Schlange, der untote Gott des Krieges und der gnadenlose Jaguar-Gott. Wir waren alle voller Angst, aber Der-mit-dem-Jaguar-tanzt rief:
‚Fürchtet euch nicht Brüder, folgt mir. Die Kraft von Mutter Erde und die Power der Yucca-Palme wird uns beschützen.‘
So folgten wir dem Schamanen. Fast hatten wir die großen Drei erreicht, da trat Der-mit-dem-Jaguar-tanzt hervor und schrie beschwörend:
‚Ich fordere euch heraus, ihr Dämonen der Finsternis. Zittert vor der Macht meiner Götter, denn nur die Kraft des Blitzes ist mächtiger!‘
Da streckte der untote Gott des Krieges den Frevler mit einem Blitz nieder und Gefiederte Schlange war sehr erzürnt und schrie wie tausend Quetzale. Dann befahl die Gefiederte Schlange dem grausamen Jaguargott, das Herz des Ungläubigen herauszureißen und zu essen. Wir alle wussten, dass die mächtigen Götter uns alle für unseren Frevel töten würden und sanken zu Boden, um unser Schicksal zu empfangen. Aber die mächtigen Drei erwiesen uns Gnade. Der große Quetzalcoatl befahl dem untoten Gott des Krieges einen von uns mit dem göttlichen Siegel des göttlichen Hauses zu erwählen und es traf mich. Dann entrücken die unbezwingbaren Drei in ihr göttliches Haus und fuhren auf gen Himmel auf einer heiligen Feuersäule …“
*

Auszug aus dem Computertagebuch Captain William Blighs vom Frachtschiff H.M.S. Bounty:
Sternzeit 2345678901: Das darf doch wohl nicht wahr sein, die-große-Wildsau-sei-verflucht. Als ich mich von meinem Trip gerade erholt hatte, musste ich feststellen, dass die gesamte Crew ausgeflogen war. Mit Hilfe der Sensoren stellte ich dann fest, dass diese drei Schwachköpfe circa drei Meilen vom Schiff mit einer Gruppe Eingeborener schäkerten. Sie haben wohl dabei einen von denen umgelegt und, noch schlimmer, die Ureinwohner auch noch gefüttert. Ich konnte die drei Leerbrenner noch rechtzeitig aufs Schiff beamen, bevor noch schlimmeres passierte. Trotz defekter Triebwerke habe ich sofort einen ‚Afterburner Scramble‘ durchgeführt, dabei aber ein Riesenfeuerwerk angerichtet; die Aliens dürften davon begeistert gewesen sein. Für die ganze Affäre würden wir alle, Dank der neuen Tierschutzgesetze, für Jahre zur Zwangsarbeit aufs Archipel GULAG geschickt. Aber dazu wird es nicht kommen! Ich habe mich nun endlich entschlossen: Ich jage diesen Schrotthaufen mitsamt den drei Vollpfosten in die Luft und haue rechtzeitig mit einer Rettungskapsel ab. Entweder ich verbreite bei meiner Rettung, die Mannschaft wäre von einem eingeschleppten Alien weggefressen worden und ich hätte das Schiff leider sprengen müssen oder – das gefällt mir besser – die drei Knalltüten hätten gemeutert, mich mit der Kapsel ausgesetzt und dann in Gefilde entfleucht, die zuvor nie ein Wolpertinger betreten hat (…)
*

„Und so erwählte mich der große Quetzalcoatl aus, sein Wort zu verbreiten und seine Wiederkunft vorzubereiten. Siehe, oh du Gott der Götter: Auf dein Geheiß wurde aus dem Orden der friedvollen Krieger die Kriegsgesellschaft Der-blutigen-Jaguarklauen. Siehe stolz, wie wir die Nachbarstämme mit Krieg überzogen und ihre falschen Götter des Friedens vernichteten. Dank Deiner Macht fanden wir zur Weisheit.“
Zwei-Eulen-Speer drehte sich um und deutete auf das neue Haus der Götter.
„Nun haben wir euer Heim für Eure Rückkehr bereitet und bringen euch die Herzen unserer Feinde dar. Lasst die Opferungen beginnen!“
Schon wurde das erste von zahlreichen menschlichen Opfern die Stufenpyramide – eine plumpe Imitation des Aufdrucks des bewussten Schokoriegels – heraufgezerrt und ihm beim lebendigen Leib das Herz herausgerissen.
Passt hier zwar nicht so hundertprozentig, aber ist trotzdem gut: Schmetterlinge können bekanntlich eine Sturmflut auslösen, aber Idioten einen Tsunami an unsagbarem, menschlichem Leid.


© 2019 H.K.H Jeub


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Beschreibung des Autors zu "The descending of the gods"

Danke für's Lesen und ein schönes Wochenende

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Kommentare zu "The descending of the gods"

Re: The descending of the gods

Autor: Verdichter   Datum: 01.08.2021 0:43 Uhr

Kommentar: Hat ein bisschen was von Perry Rhodan und Raumschiff Surprise, aber die Fäden liefen zusammen und es war amüsant zu lesen.
Ein "Descending of Gods" stelle ich mir irgendwie erhabener vor, aber warum nicht auch so?

Gruß, Verdichter

Re: The descending of the gods

Autor: Q.A. Juyub   Datum: 01.08.2021 10:26 Uhr

Kommentar: JU bedankt sich herzlich und wünscht ein angenehmes Restwochenende!

Re: The descending of the gods

Autor: Alf Glocker   Datum: 02.08.2021 7:28 Uhr

Kommentar: gar köstlich!

LG Alf

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