Am Ufer des Meeres saß jemand zusammengekauert und allein, den Jackenkragen aufgestellt zum Schutze vor dem Wind. Der Wind heulend vom Meer gen Ufer kommend, Sand umher schmeißend und eine scharfe Kälte mit sich bringend, wälzte sich immerfort am kleinen Mann vorbei. Mit stoischer Ruhe harrte das kleine Männlein aus, den Witterungsverhältnissen zum trotz. Er wusste, dass er der letzte Verbliebende war, der das Ufer bewachte. Er war der einzige der übriggeblieben ist, alle anderen sind fort. Haben sich vom Meer abgewannt. Desertierte des Wartens, dem verharren müde geworden. Das Meer, auch an diesem stürmischen Tag, eine klare Schönheit in sich tragend, hat die Einsamkeit bemerkt. Vielleicht gerade deshalb ist das Meer an diesem Tag so stürmisch. Es ist sich bewusst, dass nicht mehr viele ihm treu sind. Der kleine Mann versucht im steten sanddurchzogenen Wind einen Punkt am Horizont zu fixieren, es ist ein Lichtfleck der aus der dunklen Wolkendecke bricht und an dieser Stelle das Meer zum strahlen bringt. Es donnert, dann stille – in der Ferne schlägt ein Blitz ins Meer. Der kleine Mann beobachtet diese Szene mit wachsender Erregung. Wellen türmen sich auf zu immer höher werdenden Gebilden, die fast seine Füße erreichen. Der kleine Mann erhebt sich. Regen setzt ein und große Tropfen schlagen im Gesicht des Mannes ein. Der Wind wird stärker. Gewaltiger Donner untermalt diese Szenerie in laut scheppernder Gewaltekstase. Darauf folgend, der Blitz ein spektakuläres grell: Den Himmel erhellend nur für einen Augenblick. Der Mann von Angst und Erregung, gleichzeitig zum rennen und Schreien ihm zu mute, fällt langsam auf die Knie. Er verharrt mit diesem gemischten Gefühl in gebeugtem Kniefall fast in gebetsähnliche Position, eine sehr lange zeit die Augen auf den Boden gerichtet. In Seinem Kopf geht der Kampf weiter, in immer extremer werdenden Ekstase. Als er sich nach langer Zeit aufrichtet, sieht er die unglaubliche Schönheit des Meeres. Vor ihm liegt die unendliche Weite, ohne Regung fast. Der Himmel klar, am Horizont die aufsteigende Sonne das Meer in tiefes Rot tauchend. Der Mann mit geschlossenen Augen nun, die Sonne sehend, spürt die Last der Welt von seinen Schultern gleiten. Eine Träne schleicht sein Gesicht hinab und er bei sich in voller ruhe denkend, es gibt noch Hoffnung. Es gibt sie noch.


© Laurenz S.


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