Wenn sich die „Normative Kraft des Faktischen“, also das allgemeine Rechtsempfinden, immer häufiger den Urteilen der Spruchkammern kopfschüttelnd beugen muss, sollte nachhaltiger über die Dritte Gewalt im Staat, hinsichtlich ihrer großen Verantwortung gegenüber den Schicksalen aller Beklagten, gesprochen werden.
Müssen nicht wenige von ihnen aufgrund von Fehlurteilen (man nennt das vornehm Irrtümer) nach Jahren erbitterten Ringens mit Ämtern, Behörden und Gutachtern, schließlich doch freigesprochen werden, nachdem das Wiederaufnahmeverfahren endlich erstritten werden konnte, stehen sie danach oftmals vor dem persönlichen und finanziellen Ruin.
Andererseits wird den zu Recht verurteilten Straftätern in der Regel intensive therapeutische Unterstützung zu teil, um sie wieder zu „nützlichen Gliedern der Gesellschaft“ werden zu lassen; die posttraumatischen Syndrome der Opfer (dazu zählen natürlich die zu Unrecht jahrelang Eingesperrten) bleiben staatlicherseits unbeachtet. Um sie kümmern sich vielleicht noch private Organisationen. Was für ein Skandal: die Verfasser des Grundgesetzes würden sich im Grabe umdrehen…

Jüngste Beispiele: Horst Wörz, Horst Arnold, Gustl Mollath, Ulvi K. u v a m.
(Quelle: Spiegel online)

©HF 2013


© Hans Finke


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Kommentare zu "Justitia, Justitia, quo vadis…?"

Re: Justitia, Justitia, quo vadis…?

Autor: Karsten Stapelfeldt   Datum: 04.02.2014 19:11 Uhr

Kommentar: Leider sind Recht und Gerechtigkeit immernoch zwei verschiedene Dinge. Ich habe meine Zweifel, ob es jemals ein System geben kann, in dem die zwei Begriffe hunderprozentig dasselbe sind. Dennoch sollte man grade nach einem solchen Zustand streben.

Re: Justitia, Justitia, quo vadis…?

Autor: axel c. englert   Datum: 04.02.2014 20:14 Uhr

Kommentar: Da besteht in der Tat eine drastische Schieflage – wobei
natürlich die Vorgabe der Resozialisierung nicht allein
eine gesetzliche, sonder durchaus eine sinnvolle Maßnahme
darstellt.
Noch weit sinnvoller wäre es, nicht an kargen Sozialpädagogen –
Gehältern zu sparen – um einige Jahre später Riesensummen
in Polizeiarbeit, Strafverfolgung, kostspielige Haftstrafen
(mit direkt anschließender Knast – „Karriere“)
sowie dann wirklich sündhaft teure Eingliederungsprogramme
zu investieren.

Und da Justitia ja blind ist, sucht sie häufig den richtigen Weg...

Lieber Hans, du hast da (wieder einmal) ein brisantes und interessantes Thema angestoßen!

LG Axel

Re: Justitia, Justitia, quo vadis…?

Autor: Hans Finke   Datum: 04.02.2014 20:20 Uhr

Kommentar: Danke für eure Meinungen; sie sind natürlich richtig: Ich hoffe nur, dass Justitia blind bleibt und nicht doch hin und wieder ein wenig schielt..., denn Recht haben und Recht bekommen sind nicht immer ein Paar Schuhe. LG Hans

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