Meine sehr geehrten – zu meinem großen Bedauern muss ich leider hinzufügen – „egozentrischen“ Damen und Herren, heute werde ich Ihnen eine schrecklich detaillierte, breitgefächerte Präsentation über die Vielfältigkeit der Alternativen für die Behebung von seelischen und geistigen Problemen vorstellen.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie mir zuhören werden, auch wenn mir auffällt, dass Sie gerade ziemlich apathisch wirken und dies alles wohl für irrelevant zu halten scheinen.
Aber seien Sie unbesorgt: die heutige Veranstaltung ist keine Indoktrination oder dergleichen – ich werde Ihnen also keine Ideologie aufzwingen.
Nun, falls Sie unter einer Phobie, hinsichtlich in Bezug auf die Bibliophobie, leiden, können Ihnen Aphorismen, egal, von wem sie sind, ob es Goethe ist, Novalis oder auch Konfuzius, nicht behilflich sein. Das wäre eher kontraproduktiv, würde also nur den Gegeneffekt bewirken, als zur Besserung des Ganzen beizutragen, denn Sie müssten ja ein Buch aufschlagen, um es zu lesen. Ein wenig grotesk also.
Sie könnten jetzt natürlich einen Exorzisten oder wenn es Ihnen beliebt, einen Guru aufsuchen, der Ihnen diese furchtbar absurde Phobie austreiben könnte, doch ich bezweifle eigentlich, dass es ein erfolgreiches Resultat geben wird.
Viel mehr glaube ich – und ich versichere Ihnen, ich bin nicht zynisch – dass es letztendlich zu einer Depersonalisation Ihrer Selbst führt; nicht gerade sehr erbaulich, meinen Sie nicht?
Ich hoffe, dass wir jetzt keinen Dissens haben. Wenn dies jedoch der Fall sein sollte, dann wäre es dennoch kein Grund in einen Disput zu geraten;
Ich werde sowieso Recht behalten.
Wenn Sie sich aber einfach assimilieren, werden wir keine Komplikationen haben.
Doch nun habe ich eine weitere Philosophie für Sie auf Lager:
Sie sind unerträglich faul, haben keinen Funken Ehrgeiz und Sie leiden des Öfteren unter selektiver Erinnerung?
Dann versuchen Sie doch mal, sich mit exaltiertem Eifer oder wenigstens mit Euphorie in die Arbeit zu stürzen! Glauben Sie mir, das wird funktionieren.
Vielleicht aber haben Sie hin und wieder keinen blassen Schimmer, wie Sie an etwas herangehen sollen oder Sie haben manchmal nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, was Sie überhaupt tun sollen!?
Das ist wirklich recht unkompliziert: Vertrauen Sie Ihrer Intuition, seien Sie doch einfach mal impulsiv! Dies ist zwar nicht immer besonders adäquat, aber ich denke, es hat seine Vorteile.
Nun, meine Damen und Herren, am Ende dieser meiner Rede, bitte ich Sie ganz galant, die Dinge zu forcieren und diesen Saal zu verlassen.
Sie waren wirklich ein wundervoll euphorisches Publikum, doch nun verdünnisieren Sie sich...


© Poetro


0 Lesern gefällt dieser Text.




Kommentare zu "Eine sinnlose Rede"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Eine sinnlose Rede"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.