Es schellte. „Bringst du mich zur meiner Klasse?“, fragte Lisa mich fröhlich. „Ja klar“, ich ging neben ihr her. An sie geklammert. „Wollen wir nach der Schule in die Stadt?“, fragte sie mich. Ich hob den Kopf, „Können wir.“ „Wie immer“, lachte sie, „Zuerst zu Rewe, dann in die Bücherei lesen, zeichnen und schreiben.“ „Jop“, meinte ich, „Wie immer.“ Wir erreichten Lisas Klassenzimmer. „Hast du eigentlich wegen dem Pulli nachgefragt?“, Lisa ergriff meine Hände. „Ja“, bedrückt sah ich zu Boden, „Mein Vater hat gesagt, dass wir später darüber reden und meine Geschwister sind fast ausgetickt.“ „Ey Kopf hoch. Warte auf die Pause und du wirst deine Sorgen im nu Vergessen. Glaub mir“, munterte Lisa mich auf und sah über meine Schulter, „Da vorne kommt Frau Brügge. Ich sollte in die Klasse.“ Sie umarmte mich und verschwand im Klassenraum. Ich sollte mich eigentlich auch beeilen. Ich ging den Flur zu meiner Klasse runter und dachte nur noch an heute Nachmittag. Ich stellte meine Tasche auf den Boden und zog meine Jacke aus. Einige aus meiner Klasse stand auch vor der Klasse und unterhielten sich über irgendwelche Fußballergebnissen. Ich wollte gerade meine Tasche aufheben, da wurde Michael aus meiner Klasse gegen mich geschubst. Obwohl ich es nicht sah, merkte ich, dass sie wieder einmal die Berührungen von mir hassten.

Um es euch mal kurz zu erklären. Meine Klasse mobbt mich. Sie versuchen hauptsächlich mich oder meine Sachen nicht zu berühren. Wenn sie jedoch mich oder meine Sachen berührt haben, haben sie die Pest. Zumindest tun sie so. Sie „impfen“ sich indem sie sich mit einem Finger berühren und sagen „geimpft“. Die Person, die die Pest hat, versucht die Pest an Ungeimpfte weiter zu geben.

Ich versuchte es zu ignorieren und griff meine Tasche. Die Jungs wichen mir großzügig aus, als ich in die Klasse ging. Ich steuerte sofort meinen Einzelsitzplatz an, da keiner neben mir sitzen mochte. Ich holte mein Buch aus der Tasche und versuchte mich auf die Story zu konzentrieren. „Ey Mina!“, brüllte einer der Jungs, „Was liest du denn da?“ Anna erkannte de Einband. „Herr der Ringe, Die Gefährten“, sagte sie laut. Ich seufzte. „Wenn sie mich schon nicht akzeptieren, warum müssen sie mich immer damit aufziehen?“, fragte ich mich. Ich schlug mein Buch zu, packte es weg. Ich stand auf und verließ eilig die Klasse. Sollen sie doch mit ihren dummen Sprüchen und ihren Mobbing dableiben. Tränen schossen mir in die Augen. „Warum? Warum ich?“, fragte ich mich und ging in der Schule umher, „Bin ich so ein Monster? Was mache ich falsch?“ Ich lehnte mich in der Aula an eine Heizung. Ich verschränkte meine Arme, legte sie auf meine angezogenen Beine und weinte in meinen Pullover. Ich war glücklich, dass ich heut morgen einen schwarzen Pulli angezogen hatte. So sah man es wenigstens nicht. Ich stand auf und machte mich auf den Weg zu den Toiletten. Ich sah keinen. Weder Lehrer noch Schüler. Und ich war froh drum.

Erschöpft spritze ich mir kaltes Wasser ins Gesicht. Ich sah in den Spiegel. Die Tränen waren verschwunden. Dennoch sah man, dass ich nicht besonders gut drauf war. Ich lächelte mich an. In einer Zeitschrift hatte ich gelesen, dass das Gehirn so Endorphine ausschüttet.
Ich stand Minutenlang vor dem Spiegel, doch ich wurde nicht fröhlicher. Ich holte tief Luft und machte mich auf Streifzug durch die Schule. Es war angenehm. Überall war es in den Klassen leise. Ich setzte mich vor einem Biologieraum auf die Bank und zog die Beine an. An eine Säule gelehnt wartete ich und genoss die Ruhe. Den Frieden. Die Einsamkeit.
Irgendwann sah ich auf die Uhr, die mir sagte, dass gleich Pause ist. Ich stand auf und ging, schweren Herzens in Richtung meiner Klasse.

In der Klasse waren die meisten meiner Klasse beisammen und sprachen über irgendwelche Sachen. Ich ging zu meinen Platz, ergriff meine Tasche und verließ den Raum so schnell ich konnte.
In der Aula angekommen, hoffte ich schon, dass Lisa schon da war. Leider war sie noch nicht da und ich setzte mich an unseren Stammplatz. Irgendwann kam sie schließlich und setzte sich neben mir. „Und wie schlimm war es?“, fragte sie mich und kramte in ihrer Tasche herum. „Naja. Was soll man sagen?“, sagte ich, „Wie immer halt.“ Geknickt saß ich da. „Ich hab was für dich. Dann wird es dir im nu wieder besser gehen“, sagte Lisa mit Vorfreude in der Stimme. Aus einer Mappe holte sie ein Papier heraus und gab es mir. Ich sah es an. Ein kleiner Dino war darauf. Er hielt ein Taschentuch oder ähnliches in der Hand und lächelte mich an. Ohne zu wissen warum lächelte ich zurück. „Wusste ich es doch“, freute sich Lisa, „Es gefällt dir!“ „Danke“, ich lächelte sie an. Ich legte das Papier zur Seite und nahm sie in den Arm. Ich atmete ihren Duft ein. Er sagte mir immer: „Schön, dass es dich gibt. Du brauchst keine Trauer in dir tragen. Ich bin für dich da. Wir haben uns.“
Ich löse mich aus der Umarmung und sah mich um. „Wo ist eigentlich Sarah?“, fragte ich. Lisa sah mich an und antwortete mir:“ Sie ist heute Krank. Sie kommt die ganze Woche nicht.“ „Aso“, sagte ich und sah zu wie Lisa ihre Zeichnungen rausholte und weiterzeichnete. Ich bewundere sie. Wie sie zeichnen konnte. Es war einfach der Hammer.
Schweigend saß ich da und sah zu, wie sie mit ihren verschiedenen Bleistiften, ihre Zeichnung von Zwei Mädchen zu perfektionieren.
Ich konnte ihr stundenlang zusehen. Doch irgendwann ertönte die Schulglocke, die das Ende der Pause ankündigte. „Was hast du jetzt?“, fragte ich Lisa. „Ich hab jetzt Musik. Und du? Was hast du?“, Lisa sah mich mit ihren klugen dunklen Augen an. „J’ai français“, lachte ich und stand auf. Ich begleitete sie zum Musikraum. Nachdem ich mich verabschiedet hatte ging in die Richtung des Französischraumes.
„Bonjour“, meinte meine Frau Meiners, meine Klassen- und Französischlehrerin, „So… Erstmal möchte ich von euch einen Vokabeltest. Also Zettel raus und Stifte bereit.“ Ein Stöhnen ging durch die Klasse. Das Geräusch von Seiten, die umgeblättert und Stifte, die aus Mäppchen gekramt wurden.
Ich schrieb meinen Namen auf einen Zettel und versuchte die schwierigen Vokabeln, die Frau Meiners uns vorlas ins französische zu übersetzten.


© Mitu Miazaki


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Beschreibung des Autors zu "Immer wieder das Gleiche III"

Hey Leute,
ich hab weitergeschrieben. Ich hoffe es gefällt euch und ich schreibe es nicht zu übertrieben.
Schönen Tag noch
Mitu Miazaki




Kommentare zu "Immer wieder das Gleiche III"

Re: Immer wieder das Gleiche III

Autor: Emi Takara   Datum: 18.11.2014 16:46 Uhr

Kommentar: Also mir gefällts :D
die Amre Mina. Ich würde mich auch nicht wohl fühlen, enn ich für meine Klasse die Pest wäre :C

Mach weiter so Mitu!
LG
Takara

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