Just another love story

Irgendwann im Juni 2016 entschied ich mich dazu meinem jahrelangen Singledasein aktiv ein Ende zu bereiten. Aber wie? Wie macht man das aktiv? Und warum sollte es jetzt eigentlich plötzlich anders laufen als sonst? Wir kennen eigentlich alle die Antworten auf diese Fragen: wenn es bis jetzt immer schlecht lief, muss man etwas anders machen, und wie macht man es aktiv? Man geht einfach raus und lernt Menschen kennen. Ganz einfach. Das erhöht den Bekanntenkreis und dadurch auch die Zahl der potentiellen Partner. Die Rechnung ist einfach: wenn man null Männer kennt, kann man auch null Männer daten.

Nun zu dem aktiven Teil. Ich bin 31 und einfach mal nicht aktiv. Ich mag es einfach nicht mehr auf Partys zu gehen und mich sinnlos zu betrinken und mich von besoffenen Männern antanzen zu lassen oder mich überhaupt in einer Menge betrunkener Menschen zu befinden. Und das auch noch, um dann mindestens einen, meistens zwei, Tage des Lebens im Bett zu verbringen, weil man sich nach dem Alkoholkonsum fühlt als wäre man 100 Jahre alt und hätte fünf Tage am Stück auf dem Acker geschuftet. Ich habe keine Zeit, um wöchentlich zwei Tage meines Lebens zu vergeuden. Warum keine Zeit? Zum einen quäle ich mich seit Jahren durch das blöde Masterstudium, was ich niemals hätte anfangen sollen, weil einfach unnötig und zum anderen, um das Studium zu finanzieren, habe ich eine Teilzeitstelle. Auch wenn es bloß eine Teilzeitstelle ist, hindert sie mich am Schreiben meiner Abschlussarbeit (naja, dazu kommt auch, dass meine Motivation dafür sich vor zwei Jahren verabschiedet hat). Das Studium wiederum hindert mich daran eine Vollzeitstelle anzunehmen, weil irgendwie will man doch schon zu Ende studieren. Dazu kommt, dass man als Single in den 30ern ja irgendwie noch gut aussehen möchte und deshalb fast täglich eine bis zweieinhalb Stunden ins Fitnessstudio rennt. Es ist keineswegs so, dass ich dadurch nur annähernd so aussehe, als würde ich irgendeinen Sport betreiben. Frustrierend. Naja gut, ich glaube einfach nicht an die 70% -30% Theorie. Von wegen, man muss zu 70% auf die Ernährung achten. Sorry, aber als Single, der nicht ausgeht, will ich mir die Freude am Essen nicht auch noch nehmen. Deshalb esse ich wirklich viel und wirklich sehr sehr gerne!

Auch wenn sich das alles nach einer verzweifelten Single Frau Anfang 30 anhört, das bin ich keineswegs. Also Single ja, aber nicht verzweifelt. Jahrelang habe ich an mir und an meiner Persönlichkeit gearbeitet, sodass ich mich tatsächlich einen glücklichen Menschen nennen kann. Das war nicht immer so, auf keinen Fall, aber gehört jetzt nicht in diese Geschichte.

Kommen wir jetzt so langsam zu dieser Geschichte, nach der kurzen Biografie (ja, sie ist wichtig fürs Verständnis). Wieso habe ich mich dazu entschlossen, endlich aktiv einen Partner zu suchen? Weil ich glücklich mit mir bin! Ja, das ist tatsächlich der Grund! Ich persönlich glaube, dass das die absolute Voraussetzung dafür ist, eine Partnerschaft einzugehen. Das Wort ist bewusst gewählt. Denn das, was ich suche, ist keine Beziehung, die hatte ich schon. War nicht so meins. Ich suche nach einem Lebenspartner, mit dem ich alles teilen kann, der meine Macken akzeptiert (und bei Gott, da sind so ein – zwei… Tausend), ehrlich ist, Humor hat, smart ist und natürlich gut aussieht! Klar, noch viele andere Eigenschaften, aber ich hatte jetzt nicht vor einen 1000 Seiter zu verfassen.

Aber wie findet man denn einen Mann, wenn man nicht ausgeht? Na klar! Es muss eine Online Dating Seite her!!! Lange Zeit habe ich diese Seiten verurteilt, sie als eine Plattform für solche Menschen abgestempelt, die es einfach nicht persönlich schaffen jemanden kennen zu lernen, die vielleicht unattraktiv sind oder zu schüchtern oder geschieden oder sonst was. Also alles was ich für mich nicht haben wollte. Aber mal ehrlich, ist das denn so? Wir leben in einer Gesellschaft, in der die meisten unter einem gewissen Leistungsdruck leiden, lange arbeiten müssen und vielleicht auch so wie ich, keine Lust mehr haben so oft in die Clubs zu rennen. Die digitale Welt gehört außerdem auch schon lange zu unserem Alltag dazu, also was ist daran so verwerflich diesen Channel als Möglichkeit zu nutzen? So ganz easy ist dieser Weg natürlich auch nicht, denn es gibt bei weitem mehr Creeps als Männer, die wirklich nach etwas Ernstem auf der Suche sind. Oder überhaupt auf der Suche sind. Ja, man sollte meinen auf einer Single Dating Seite, sind alle tatsächlich Single. Weit gefehlt! Und nennen wir es mal beim Wort, die meisten Mitglieder sind auf solchen Seiten auf der Suche nach einer schnellen/einfachen Nummer. Dieser Fakt ist mir natürlich bekannt, da ich vor Jahren auch schon mal auf der einen oder anderen Seite angemeldet war. Man glaubt gar nicht, wie schnell man Dickpics bekommt. Oft sogar noch vor einem Hallo! Vor allem glauben Männer, warum auch immer, dass ihr Teil das Schönste sei. Und dass uns das so dermaßen anturnt, dass wir nicht anders können, als uns denen völlig hinzugeben. Mal ehrlich Männer, also falls das irgendwelche Männer hier lesen, wir stehen WIRKLICH NICHT auf eure Dickpics! Wirklich! Keine einzige Frau und niemals! Und es wird sich niemals etwas daran ändern!

Im Gegensatz zu Lovoo und Co., wo man alle direkt anschreiben kann und Fotos schicken kann, kann man es bei Tinder nicht. Was das absolut ausschlaggebende Argument für mich war, mich da anzumelden. Ja ich weiss. Das ist das oberflächlichste Portal von allen und ich habe wundervolle Freunde, die dort einfach keine Chance haben, weil ihre selbstdarstellerische Ader nicht so ausgeprägt ist. Aber seien wir offen, für eine Frau ist es ganz angenehm nicht direkt von einer Masse an Nachrichten und „netten Fotos“ überflutet zu werden.

Also legte ich los mit Tinder. Meine schönsten Fotos hochgeladen, einen ziemlich coolen Text verfasst und am Ende sogar einen Satz eingefügt, den der Mann vervollständigen konnte, um die Startschwierigkeiten zu umgehen. Man weiß ja, wie schwierig das ist jemanden anzuschreiben. Ein „Hallo“ ist meist echt etwas mager. Der Satz kam mega an! Kann euch den gerne verraten: „Vervollständige diesen Satz: ‚Die Welt ist voller…‘“ Sobald jemand „Idioten“ oder „Clowns“ geantwortet hat, habe ich ehrlich gesagt den Match ganz schnell aufgelöst. Ich brauche keine Negativität in meinem Leben.

Mit einem netten Kerl, habe ich mich lange unterhalten. Es war super witzig und ich dachte „Bäm, vielleicht kommt es bald tatsächlich zu einem Date! Voll aufregend“. Bis er mir schrieb, dass er es cool fand mit mir zu quatschen und wenn es mir nichts ausmachen würde, dass er eine Freundin hat, dann könnten wir gerne weiter kommunizieren. Und tschüss! Zum „Kommunizieren“ habe ich genug Freunde. Idiot! So. Weiter gings. Irgendwann mit einem echt attraktiven Spanier gequatscht, der erst zwei Jahre in Deutschland war und echt sehr schnuckelig. Sogar Nummern ausgetauscht. Aber irgendetwas fand er komisch an mir und hat meine Nummer gelöscht, ich schrieb ihm aber auch nicht mehr. Schwamm drüber. Next. Irgendwie schon wieder ein Spanier. Auf Anhieb mega gut verstanden! Geiler Humor, tatsächlich Single, süß. Nummern ausgetauscht und nun der Haken. Irgend so ein super Businessman aus Miami, der in Deutschland einen zweiten Standort aufmacht. Also schon deutscher Herkunft mit spanischen Wurzeln, aber nicht in Deutschland lebend. Man Leute, hört doch auf Leute zu matchen, in euren Urlaubsorten. Uff. Egal, trotzdem cooler Typ. Wir sind sogar zufällig im Juli zum gleichen Ort in Asien auf einen Businesstrip geflogen und wollten uns da treffen. Was für ein cooler Zufall? Leider wurde ich da ziemlich krank und es hat einfach nicht geklappt. Und seitdem haben wir auch keinen Kontakt mehr. Ist aber echt halb so wild, denn uns war beiden klar, dass das bloß eine oberflächliche „Bekanntschaft“ war. Wie Tinder halt so ist.

Also swipe ich weiter, meistens nach links… Nach rechts habe ich nur geswiped wenn entweder das Gesicht richtig hübsch war oder das Gesicht ok, aber etwas Cooles in der Beschreibung stand. Aber nie, wenn kein Foto da war oder man kein Gesicht erkennen konnte. Gesicht finde ich ziemlich wichtig. Ich wurde zu so einer richtigen Tinderella. Aber alles blieb digital.

Und dann kam ein Profil, wo so ein Typ, wir nennen ihn man Diego (meine Schwester sagt auch gerne José), auf einem Brunnen mit dem Rücken zur Kamera sitzt und total komische Beschreibung hatte. Irgendwas mit Latino, verschmust, einen an der Klatsche. „Einen an der Klatsche“ ist ja schon mal nicht schlecht. An sich. Aber sonst klang alles super kitschig. Normalerweise sofort links, da kein Gesicht. Aber irgendwas hielt mich davon ab. Ich hing irgendwie ewig auf diesem Profil und hab weder nach links noch nach rechts gewischt. Das ging bestimmt fünf Minuten so. Irgendwann dachte ich „ach was solls, wenn er doof ist, kann ich den Match ja immer noch auflösen“ und habe nach rechts geswiped. Und es gab tatsächlich direkt einen Match. Und er hat auch geschrieben, auf meine Frage geantwortet. Leider weiss ich nicht mehr, was er geschrieben hat (Mist, ich hätte es alles screenshotten sollen), aber es hat mir gefallen. Entweder war es „Überraschungen“ oder „schöner Begegnungen“ oder ähnliches. Wir schrieben ein paar Mal hin und her, ziemlich belanglos, bis er mich gefragt hat, ob wir auch mal telefonieren könnten. Meine Reaktion darauf war wie die, dieser Katze, der man eine Blume auf den Kopf legt, kennt ihr die? Völliges Erstarren. Was für ein Telefonieren? Nach ein paar Sätzen und ohne, dass ich weiss wie er überhaupt aussieht. Ich gebe doch nicht einem wildfremden Mann meine Nummer! (Ich weiss, die anderen waren auch fremd, aber da gab es wenigstens ein Gesicht zu!). Also sagte ich ihm, dass ich es hasse zu telefonieren (was absolut der Wahrheit entspricht). Ich meinte „stell dir vor, ich finde dich total doof, dann kann ich den Chat einfach auflösen aber am Telefon ist es nicht so einfach. Da hatte man schon eine persönliche Interaktion. Das geht nicht so einfach.“ Er war leicht irritiert und meinte, ich könne ihn ja mit ausgeblendeter Nummer anrufen, wenn es mir unangenehm ist. Ich dachte so „Ja blabla“ und meinte „kannst mir ja deine Nummer schicken“. Hat er tatsächlich auch gemacht und ich habe eeeewig hin und her überlegt. Bestimmt eine halbe Stunde. Und dann sagte ich mir „hör zu Lena, wozu bist du überhaupt auf dieser Seite? Um zu Chatten? Nein! Um nette Männer, bzw. einen netten Mann kennenzulernen! Und wenn du nie mit einem telefonierst, triffst du auch nie einen. Also komm mal klar und ruf jetzt diesen strangen Latino an!!!“ Und ich rief an…

Wir telefonierten über anderthalb Stunden! Über alles Mögliche! Das war leicht abgefahren. Er kommt aus Venezuela, aber in Deutschland aufgewachsen zum größten Teil, spielt gerne Gitarre (wie heiß ist das?), tanzt gerne (da war ich eher raus, was laut ihm ein großer Minuspunkt war) und was mir einfach am Meisten imponiert hat: er guckt gerne Schnulzen! Welcher Mann gibt denn das bitte zu? Dieser Typ ist total locker drauf (bestimmt schon hunderte Frauen gedated), hat eine schöne Stimme und ist super witzig. Aber auch irgendwie leicht asi. Wie er geredet hat. Kann es gar nicht beschreiben. So ein leichter Hauch von Straßenjargon. Aber gut, was erwartete ich denn auch von einem Tinderer? Einen extrem gebildeten und intellektuellen Arzt oder was? (Ja, ich gebe zu, meine Vorurteile sind noch nicht ganz eliminiert.)

Danach haben wir ca. eine Woche hin und her geschrieben, aber auch nicht täglich und irgendwann hat er mich gefragt, ob wir uns treffen könnten. Puh. Jetzt schon? Ohne ewiges hin und her und alles totschreiben? Geht das einfach so? Okay, los jetzt, paar Grenzen überschreiten muss man schon…

Ich musste am nächsten Tag zu meinen Eltern fahren und seine Stadt lag quasi auf dem Weg. Also habe ich gesagt, könnte ich auf ein Kaffee am Bahnhof aussteigen und habe gefragt, wo ich hin soll.

Er: Bahnhof.

Ich: McDonalds oder was?

Er: Zum Beispiel.

Ich direkt mit einer Freundin beraten, dass ich ein Date am Bahnhof total doof fände. Sie meinte ich soll absagen, denn es sei tatsächlich leicht asi. Also schrieb ich ihm, dass ich mir ein erstes Date anders vorgestellt habe und lieber doch nicht komme.

Er schrieb dann sofort zurück: „Wir würden doch nicht am hbf bleiben... :-/ sondern wo hin gehen... ... ich bin echt geknickt n bischen... ich hab mich wirklich gefreut...“ Dann etwas später: „Natürlich werde ich dich nicht überreden zu etwas was du nicht magst... ich will vor allem eins: gewollt sein...“ What?!?! Was ist denn bei dem los? Wie kitschig? Ich meine ok, ich habe ihn offensichtlich falsch verstanden, aber welcher Mann sagt sowas zu einer Frau, die er nicht kennt? Sind alle Latinos so? Keine Ahnung. Ich kannte bis dato keine. Er rief dann auch wenige Minuten später an, als ich leicht beschämt dasaß und nicht wusste was ich antworten soll und er war echt sweet am Telefon (ja ja, so sind die alle am Anfang). Er sagte er wolle mich da doch nur abholen und wir gehen dann einen Kaffee trinken. Ich habe eingesehen – ich bin ein Psycho. Und so haben wir uns für den nächsten Tag verabredet.

Es war Samstag, der 6. August. Ich war gespannt, aber leider null aufgeregt. Ich hatte nicht diese Vorfreude im Bauch, die man vor dem ersten Date hat und ich kann mir nicht erklären wieso. Ich stand am Bahnhof und wartete auf ihn. Da ich bloß ein Duckfaceselfie mit dem Gesicht halb verdeckt vor einem Spiegel von ihm hatte, war es für mich quasi ein Blinddate. Auf diesem Bild sah er einfach mal aus, wie ein Holzrusse (Ich darf es sagen, denn ich komme aus Russland)! Er rief an und fragte wo ich ungefähr stehe und dann sah ich ihn auf mich zukommen. Er sah aus wie ein typischer Südländer. Bart, schwarze Cap, enges helles Shirt und Jeans. Er hatte ein hammer Lächeln und roch fantastisch als wir uns zur Begrüßung umarmten. Und er sah so viel besser aus, als auf diesem grässlichen Foto, dass ich mir dachte „Ist ja doch ganz passabel. Vielleicht wird es ja ganz nett“.

Wir sind dann an die Promenade gefahren und waren da erst einen Kaffee trinken und dann ein Bierchen. Also ich ein Bier (nein, wir trinken nicht immer nur Wodka) – er eine Apfelschorle. Ich fand ihn süß. Zwischenzeitlich etwas zu voreilig und direkt. Zum Beispiel, als wir uns über Skiurlaub unterhalten haben und ich sagte ich stehe voll auf Schnee und Skifahren, fragte er, ob ich dieses Jahr mit ihm in den Skiurlaub fahre. Uhm… hallo? Das ist unser erstes Date. Komm mal runter. Ich sagte „Jo, morgen.“ Er: „Du kannst ja auch einfach ‚nein‘ sagen, morgen kann ich nicht“ und lachte. Solche Sachen brachte er aber auch schon vorher, hat mich noch vor unserem Treffen „Mi Amor“ genannt. Später stellte ich fest, dass er das auch zu Kellnerinnen sagt und dass es für ihn keine Bedeutung hat, aber wir Frauen, egal wie gebildet, verlieren ja bei Männern geringfügig unseren IQ und werden leicht naiv.

Leider würde dieses Date bei nur einem Date bleiben, denn er sagte mir ziemlich zu Beginn, dass er bald in eine andere Stadt ziehen wird, die ziemlich weit weg ist, um die 500 km. Ich kann mich total erinnern, wie ich dann von ihm weg und auf den Fluss geschaut habe und mir dachte „Was zur Hölle? Wieso triffst du dich dann mit mir hier? Was für eine Zeitverschwendung für mich. (Heute weiß ich, ich hätte mir das nicht nur denken, sondern auch wirklich ansprechen sollen.) Aber gut. Ich sagte zu mir: entspann dich. Du wolltest gucken was auf dem Markt so los ist und ist doch klar, dass es nicht mit dem erstbesten klappt. Wäre ja auch viel zu einfach.“

Nach ein paar Stunden begleitete er mich zum Bahnhof und wir haben uns verabschiedet. Ich saß im Zug und holte mein Handy raus, um Musik anzumachen und siehe da – eine Nachricht von ihm: „Winken“. Ich schaue raus, er sitzt in der Hocke vor dem Wagon und lächelt mich an. Ich schmelze halb, grinse und winke. Was macht er daraufhin? Kommt in den Zug rein und sagt: „Ich dachte mir, man muss doch winken, wenn man sich verabschiedet“ und dann ist er noch sogar eine Haltestelle mitgefahren. Also wenn das nicht seine Masche war. Hat bei mir allerdings völlig funktioniert. Ich fand es so mega sweet. Schon fast peinlich, dass ich auf sowas reinfiel. Aber egal, ich wollte ihn ja eh nicht wiedersehen und da irgendwas investieren, da er eh bald weg wollte. Für solche Romanzen bin ich nicht zu haben und hab da auch irgendwie keine Zeit für.

Als ich abends im Bett lag, haben wir noch etwas geschrieben (das ist eine Originalunterhaltung):

Er: Du sag mal… kannst du auf den Rückweg morgen nich wieder hier halten?

Ich: Ich habe keine Wechselsachen mitgenommen und bin unter den herbsten Regen geraten. Wollte morgen eigentlich keinen Menschen begegnen. :D

Er: Kriegstn shirt von mir…

Ich: Sehr lieb, vielen Dank :D

Er: Also… jaaa. Hey sehr schön.

Ich: Ich guck was sich machen lässt und wie lange ich hier noch brauche

Er: Nahain ich rechne morgen fest mit dir… bin morgens aufm umzug also lass dir zet

Ich: Mit etwas rechnen, bringt doch nur Enttäuschungen. ;) Ich kann es dir nicht verprechen

Er: Wenn man etwas wirklich will… Nein spass, alles gut… du schaust ma

Ich: Quatschkopf. Ich melde mich morgen, bin am Einschlafen. Wünsche dir sweet dreams später.

Er: Si, schlaf gut

Wie hätte es auch anders sein sollen? Selbstverständlich haben wir uns auch am nächsten Tag getroffen. Was ich, wir erinnern uns, auf gar keinen Fall wollte. Es war ein sonniger Tag und er meinte, wir könnten zum Salsa Open Air gehen. Ich? Mit Laptop im Schlepptau und tanzen? Wir erinnern uns, ich + tanzen = nein. Ich natürlich direkt wieder keine Lust und habe mir schon eine Ausrede überlegt. Aber als ich dann absagen wollte, sagte ich mir: „Lena, du bist doch diejenige, die allen immer predigt, man muss aus seiner Komfortzone austreten, um Glück zu finden. Jetzt sei mal nicht so ein Feigling und befolge das auch gefälligst selbst!“ Und so tat ich es. Ich ließ ihn zwar merken, dass ich da wirklich zu null Prozent Lust drauf habe, aber dass ich mitkomme. Es kam von ihm noch ein „Witz“ von ihm bezüglich des Laptops: „Tanzen mit Laptop... Das doch dann quasi ein Lapdance, right?“ Haaahaaahaaa! Vielleicht ist er doch nicht so witzig, wie ich es eingeschätzt habe.

Auch dieses Date lief gut. Zig Menschen haben einfach mitten auf der Straße lateinamerikanische Tänze getanzt und er hat mir den Unterschied zwischen Bachata, Salsa und Merengue erklärt. Habe von zwei von den drei Worten vorher nie etwas gehört. Er fragte mich mehrmals, ob es wirklich nichts für mich ist – dieses Tanzen. Und irgendwann packte er mich einfach und hat angefangen mit mir Bachata zu tanzen. Ein Mann kann doch eine Frau nicht einfach so packen? Ich hatte nicht mal Zeit den Bauch einzuziehen! Ich hatte wieder den Blick der Katze mit der Blume auf dem Kopf und ähnliche Anspannung. Aber er fühlte sich so gut an, so nah an mir. Unsere Wangen berührten sich und ich konnte ihn riechen. Ich schloss meine Augen.

Und ab da wurde es gefährlich…

© Lena Lo, 2016, all rights reserved

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Beschreibung des Autors zu "Just another love story"

Eine unerwartete Romanze zwischen einer eher kühlen Russin und einem tempramentvollen Latino. Eine Liebesgeschichte voller Gefühl mit einem Ablaufdatum, oder doch nicht?

Kommentare zu "Just another love story"

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