Zwei dicke Narben prangten auf dem Unterarm der Kranken. Sie saß meistens auf dem Bett, streifte mit den Füßen den Fußboden und sah aus dem vergitterten Fenster. Sie fühlte sich schrecklich allein, doch Besuch war nicht besser. Niemand verstand sie, niemand dachte auch nur daran, dass sie nicht reden wollte.
Ständig versuchten Terapeuten sie zum reden zu bringen. Doch das was sie ihr erzählten interessierte sie meist kaum.
dennoch hörte sie zu.



An einem Tag war alles anders. Der Terapeut wollte und wollte nicht kommen und das verwirrte sie. Jetzt saß sie nicht mehr nur im Bett, sondern lief im Zimmer herum. Als sie es nichtmehr aushielt, wanderte sie durch die verlassenen Gänge.Es war wie ein Traum. Immer dieselben Türen, immer derselbe weiße Korridor. Es war seltsam still und alles wirkte so sauber und steril.



Dann veränderte sich das Bild. Ein Junge kam ihr entgegen, lächelte sie zaghaft an. Doch als sie näher kam, sah sie dass es kein junge war, sondern beinahe schon ein Mann.
Er griff nach ihrer Hand und fuhr über dieNarben.
Einmal.Zweimal. Es war ein beruhigendes Gefühl.
"Woher hast du die?", seine Stimme war klar und wirkliche Neugier schwang in ihr mit.
Sie antwortete nicht, starrte ihn nur mit großen Augen an.
Er ergriff ihre Hand und zog sie in ein verlassenes Sprechzimmmer.
Dort setzte er sich auf ein Stuhl, stellte beide Ellenbogen auf dem Tisch ab und stützte seinen Kopf in seine Hände.
"Ich heiße Deam. Meine Eltern haben mich nach dem englichen Redeemer benannt. Es bedeutet Erlöser, Retter."
Das Mädchen kam wie ein scheues Tier auf den Tisch zu und setzte sich ihm gegenüber.
"Wie heißt du ?"
Sie antwortete nicht gleich.
Dann: "Sophia"
Es war kaum mehr ein Krächtzen und Deam lächelte mitleidig.
Sie erstarrte, wollte aufstehen.
Er griff nach ihrer Hand. "Bleib bitte. Es tut mir leid!"
Sie blieb.



Am Abend war sie wie berauscht. Lange hate er über sich gesprochen, über seine Familie.dann hatte sie es versucht, doch ihre Stimme hatte man kaum verstanden. Also hatte sie ihren Zeichenblock hervorgeholt.
Sie hatte alle gezeichnet: Ihre Mutter, Ihren Vater, Ihren Bruder.
Und dann hatte sie geweint. Auf dem Papier sahen sie so lebendig aus, doch sie waren tot.
Alle.
Jetzt lag sie in ihrem Bett, über ihr an der Wand ihre Bilder.
Deam tat ihr gut, deam verstand sie.
Er hatte ihr etwas über Politik erzählt, und über die Schule.
Sie wollte auch zur Schule gehen.
Sie wollte ein Leben haben wie er, den Himmel sehen und andere Menschen treffen. Menschen, die zu Freunden wurden, die sie so mochten wie sie war.
Beim nächsten Treffen mit Deam würde sie ihn fragen, ob er mit ihrem Terapeuten reden konnte.




Drei Monate später durfte sie die Klinik verlassen.
Zweimal in der Woche musste sie mit ihrem Terapeuten reden, durfte jedoch bic 13 Uhr in die Schule gehen.
Sie war glücklich, traf sich mit Freunden von Deam, lachte mehr, und schließlich verliebten sie sich ineinander.
Sie redete zwar leise und selten, doch hatte sie sich verändert,
sie war fröhlicher und riss auch den einen oder anderen Witz.



Als beide mit der Schule fertig waren, kniete Deam vor Sophia nieder und sie heirateten. Viele waren nicht da, nur ein paar Freunde und Deans Eltern. Sophia lud keinen ein, und niemand fragte.
Sie lebten gemeinsam in einem altem Backsteinhaus das einmal Deams Großeltern gehört hatte.
Dean studierte und Sophia suchte sich einen Job.



Im November starb Deam.
Es ging schnell.
Er starb während eines Autounfalls.
Doch starb auch etwas in Sophia.
Sie brach zusammen, ihr Leben schien vorbei zu sein.
Sie weinte, und irgendwann hatte sie keine Tränen mehr.
Sie fiehl zurück - schlimmer noch.
Sie starb ab.
Jeden Tag saß sie einfach nur da , starrte in die Luft.
Manchmal lächelte sie, fing an zu jammern, rief seinen Namen, um dann histerisch zu werden und zusammenzubrechen.
Sie kam zurück in die KLinik.
In diesen Ort voller Erinnerungen, Schöner, Schlimmer, Tötlicher.
Sie wollte sterben, was hatte das Leben nochfür einen Sinn?



Dann stellte sich heraus, dass Sophia von Deam schwanger war.
Sie bekam ein Mädchen.
Sie sah Deam so ähnlich ,dass Sophia es zuerst nicht haben wollte,
dann jedoch erfüllte es ihr Leben mit neuer Freude und Liebe.
Immer wenn sie in ihre Augen sah, die gleichzeitig seine Wahren erfüllte sie Schmerz.
Doch dann sah das Leben der Kleinen Mia, als Tausch gegen das von Deam, und obwohl es so traurig und schmerzlich war, zog sie das Kind groß.



Tagebucheitrag von Sophia:

Immer wenn die Sonne aufgeht
und der Tag zum Leben erwacht,
denke ich n dich.
An deine Augen, in die ich versank,
an deine hand die mir zärtlich übers Gesicht streicht.
Und an deine Worte, lieblich und rein:
"ICH LIEBE DICH!"

Auch ich habe dich geliebt,
doch graute mir vor dem Moment,
als ich dir Lebe wohl sagen musste.
Denn ich ahnte,
ich würde dich nie wieder sehen.

Doch wenn die Sonne untergeht,
unter Tag zur Ruhe geht,
denke ich an dich.
Und mir wird klar, dass du mich nie allein gelassen hast.
Da ist eine Erinerung an dich:
Sie spricht wie du,Sie sieht aus wie du,
doch ist sie nicht du.
Und dennoch liebe ich sie.


ENDE


© Nein


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Beschreibung des Autors zu "An Angel"

Teilweise sind das eigene Erfahrungen.
Es gab eine sehr schlimme Zeit in meinem Leben.
Andererseits sind es Träume und Ängste, die mich dazu bewegt haben, diese Gescgichte zu schreiben.
Ich habe ihn in einem Moment der Schwäche geschrieben.
Vielleicht gefällt es euch, vielleicht nicht.
Sagt es mir ehrlich.




Kommentare zu "An Angel"

Re: An Angel

Autor: Uwe   Datum: 11.11.2014 20:11 Uhr

Kommentar: Bin beeindruckt.

Re: An Angel

Autor: Fone   Datum: 17.11.2014 22:13 Uhr

Kommentar: Die Geschichte ist traurig und schön zugleich.
Was hast du nur durchgemacht????
Weisst ja, PN

Re: An Angel

Autor: Nelya   Datum: 18.11.2014 14:28 Uhr

Kommentar: Hey Fone,
danke für deine Meinung.
Ich will dich beruhigen,
nie bin ich annähernd so weit gekommen wie Sophia.Immer dachte igh daran, dass es zu viele Menschen gibt, die mir wightig waren ,die ich nicht herletzten konnte.
Aber war es teilweise Erlösung, sich 'tod' zu fühlen. Es ist ziehmlich schwer zu beschreiben.
Bald schreibe ich mehr,
Nelya

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