So, wie ich hier jetzt sitze, wollte ich nie sein, obwohl ich schon oft davon geträumt habe, mal so hier zu sitzen, zu trauern, in Gedanken versunken, mit Tränen in den Augen, in Errinnerungen schweifend.
In meiner linken Hand halte ich ein Medaillon, welches ein Foto meines Sohnes enthält.
Wenn ich ihn nur noch ein mal wiedersehen könnte, damit ich ihm sagen könnte, dass es mir alles unfassbar leid tut, dass ich viele große unentschuldbare Fehler gemacht habe, aber jetzt ist alles zu spät. Ich habe ihn beleidigt, erniedrigt und sogar windelweich geprügelt, obwohl er mein Sohn war. Mein eigener, leiblicher Sohn, doch jetzt ist er weg.
Ich habe ihn verloren, weil ich zu dumm war zu schätzen, was ich liebte, jedenfalls meinte zu lieben, aber so sieht keine Liebe aus, das habe ich eingesehen.
Eine dicke Träne rollt meine errötete Wange hinab und prallt auf den Boden. Ich fühle mich an meine Schulzeit erinnert, in der ich auch oft am Boden in der Ecke saß und heulte wie ein Schlosshund, zu oft, nur, dass damals nicht ich derjenige gewesen war, der zuschlug.
Nun weine ich richtig. Ich schluchze in meine Hände, will es nicht wahrhaben, dass ich für seinen Abgang verantwortlich bin, aber ich bin es. Wegen mir nahm sich mein Sohn Tobi am 21.4. 2004 das Leben, vor meinen Augen. "Da steht "Zugdurchfahrt", du Idiot, komm von den verdammten Gleisen weg!" Es war meine Schuld und ich hasse mich dafür.
Es klopft. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und setze ein Lächeln auf, das mich aber beim Blick in den Spiegel, der an meiner sonst kahlen Zimmerwand hängt, eher an das Gesicht der Jokers in Batman erinnert. Ich muss, obwohl mir überhaupt nicht danach zu mute ist grinsen. Mit dem selbstbewusstesten Ton, den ich aus meiner Kehle zaubern kann, singe ich förmlich "Herein!"
Tina tritt ein. Sie ist hier für das Essen zuständig, beziehungsweise für die Bestellung des Essens. Sie geht durch die Zimmer von Psycho zu Psycho und lässt sie für erst einmal 7 Tage zwischen Fraß 1 und Fraß 2 wählen, dann verschwindet sie mit ihren Notitzen in der so genannten Küche, von der jeder weiß, dass sie aus einer Mikrowelle und einem Herd besteht und rein für die "Herstellung" diverser Fertigwaren bestimmt ist.
Meistens kommt sie danach noch einmal in mein Zimmer. Während wir dann gemeinsam rauchen, erzählt sie mir über ihre Eltern, das Studium, ihre Geldprobleme und alles mögliche, was sonst so um sie herum passiert.
Wir gehen raus, laufen eine Runde auf dem Hof, albern herum, quatschen udn rauchen noch ein wenig. Wenn ich mit ihr zusammen bin, vergesse ich alles um mich herum. Tobis Tod, die Nervenklinik, den Tod meiner geliebten Anna vor 12 Jahren, nach dem ich mich in den Alkohol flüchtete und anschließend meine Agressionen an Tobi ausließ, einfach alles ist dann weg.
Als sie den Heimweg antritt und wir uns mit einer herzlichen Umarmung verabschieden, entscheide ich mich, auf mein Zimmer zurückzugehen und noch ein wenig auf meiner Gitarre herumzuklimpern. Während ich in Gedanken versunken in Richtung meines Zimmers zurücktrabe, stoße ich versehentlich mit Fred zusammen, der obwohl er groß, außerordentlich muskulös und bis zum Abwinken tätowiert, eigentlich ein ziemliches Weichei ist. Sofort beginnt er sich zu entschuldigen, indem er mir aufmunternd versucht die Hand zu schütteln und mir spaßeshalber den Kopf streichelt, mit dem ich gerade gegen seine breiten Schultern gerummst bin. Er ist zwar in Eile, aber anstatt weiter durch die Gänge zu hasten, beginnt er einen Smalltalk, da er, wie ich gerade erfahre, jetzt einen Termin mit Dr. Kramboizer hat, den keiner leiden kann und deshalb jeder durch beispielsweisee absichtliches Zuspätkommen provoziert.
Dann geht alles wieder sehr schnell und die Unterhaltung endet fast so abrupt, wie sie angefangen hat. Ich erwähne mit einem Satz Tina, er pfeift und zwinkert mir zu, wie ein Kumpel, dem anderen, wenn er seinen Schwarm erblickt, ich zeige ihm den Stinkefinger, er lacht und wir gehen unsrer Wege.
In meinem Zimmer angekommen, lüfte ich erstmal ordentlich durch. Ich sollte nur noch draußen rauchen, denke ich mir und reiße die Fenster auf, sodass ein Luftzug entsteht und meien Zimemrtür zuknallt. Falls das jemanden gestört haben sollte, ist es mir egal. Reinkommen tut der hier nämlich nicht, stelle ich gerade fest. Das Schloss klemmt mal wieder, sodass ich wohl mal wieder herumkrakehlen muss wie ein Irrer, aber dafür ist mir meine Stimme, beziehungsweise mein Handyguthaben zu schade. Weil ich keinen Grund sehe, mein Zimmer noch mal zu verlassen, schmeiße ich mich nach einem kurzen Blick, den ich statt auf den Terminkalender, der mir heute einfach egal ist, auf die Uhr werfe, auf das Bett. Ich will einfach nur noch schlafen und träumen. Vor ihr, einem normalen Leben, ohne Verluste, einem normalen Leben mit Tina.
Der Tag ist gelaufen, obwohl es erst 15:30 Uhr ist. Eine vorzügliche Zeit um schlafenzugehen. Gute Nacht.


© Daweed


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Beschreibung des Autors zu "Ein ganz normaler Montag"

Hab das mal für die Schule geschrieben und mich interessiert, was ihr davon haltet. :)
Entschuldigt bitte meine Rechtschreibung, der Text stammt, wie gesagt, aus meiner Schulzeit und ich war jetzt ehrlich gesagt zu faul, ihn noch einmal auf Fehler zu untersuchen. :-D
Das ist alles mehr oder weniger frei erfunden.

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