Lachend und pitschnass saßen wir am Steg. Die Sonne war kurz vorm untergehn und sie kuschelte sich in mienen Arm. "Für immer?", flüsterte sie leise in mein Ohr. "Für immer", flüsterte ich zurück und küsste sie auf den Hals. Ich weiß das sie es liebte wenn ich das machte. Sie küsste mich zurück und stand auf, reichte mir ihre Hand und ich ergriff sie. Dann hob ich sie auf meine Arme und sie kreischte und lachte als ich so tat als ob ich sie ins Wasser werfen wollte. Leyla McCinsley, meine Freundin.
Händchen haltend gingen wir den kleinen Feldweg entlang. An der großen Eiche, mitten in der Wiese, blieben wir stehen. Ich holte mein Taschenmesser heraus und ritzte in den Baum unsre Inizialien: L+J
Leyla strich mit dem Finger über die Buchstaben. "Ich liebe dich Jason McHartney", sagte sie und küsste mich. Liebvoll strich ich ihr die Haare hinters Ohr. Sie wußte welche bedeutung diese Eiche für mich hatte. Hier hatten auch mal meine Eltern ihren Namen eingeritzt..als sie noch lebten. Sie sind bei einem Autounfall vor 12 Jahren, als ich 4 war, gestorben. Ich kam ins Kinderheim. Leyla kannte ich schon lange. Ich hatte sie im Kindergarten in Montana kennen gelernt.
"Jason!", so fing mein Morgen immer an. Ich wacht in meinem muffigen Zimmer auf, das ich mir mit 5 anderen Kindern teilen musste. Ja das Kinderheim war sehr überfüllt. Müde stand ich auf, torkelte ins Bad, duschte mich und zog mich an. Dann nahm ich mir eine Zigarette aus meiner Schublade und rauchte eine. Eigentlich war es im gesamten Kinderheim verboten zu rauchen, aber es merkte seit Jahren keiner. Als ich die dritte weg hatte, ging ich runter in den großen Speisesaal zum Frühstück. In meinem Alter waren nicht viele Kinder da. 2 Jungs und 5 Mädchen. Ich konnte sie alle nicht leiden. Fals ich mal jemanden zur Beschäftigung brauchte, ging ich zu den Kleinen, denen nie langweilig war. Es kam aber auch nur selten vor das mir langweilig wurde, weil ich hatte ja Leyla. Leyla und ich sind in den gleichen Kindergarten gegangen und wir haben uns von Anfang an verstanden.
Ich weiß noch genau wie wir uns kennengelernt haben:
"Ich..Du..Ich.. Du.. Ich.. Du..", mein Gestotter ging eine ganze Weile so bis Leyla sagte: "Du bist lusitg!" und mich anstrahlte.
Da waren wir erst 4 Jahre alt und seitdem gehen wir durch dick und dünn.
Als ich mit dem essen fertig war, ging ich nach draußen und umarmte Leyla lässig, die schon auf mich wartete. "Alter du stinkst schon wieder nach Rauch", sagte sie angeekelt uund ich hielt sich die Nase zu. Ich lachte und hauchte sie an, wobei sie husten musste, ich ihr auf den Rücken klopfte und sie Schluckauf bekam. Wir beide lachten los. "Gehn wir in die Richtung von meinem Haus? Meine Mam ist total schlecht drauf und sie will nicht, dass ich solange weg bin" sagte Leyla und ich nickte und ging vorraus. Ein paar 100m vor ihrem Haus setzten wir uns auf die Straße. "versprichst du mir was?", fragte sie nach einer Weile."Was denn?",entgegnete ich. "Das wir für immer Freunde bleiben?" "Ich verspreche es", sagte ich in einem Tonfall wie wenn man bei heiraten, 'ich will' sagt. Sie lachte und schubste mich leicht. "Ernsthaft Jason?" "Ja..Ich könnte sowieso nich ohne dich du verrücktes kleines Mädchen", sagte ich teils scherzhaft, teils ernst. Sie lächelte mich lieb an und drückte mir einen Kuss auf die Backe.
Plötzlich kamen meine Bros um die Ecke. Schnell stand ich auf und lief ihnen entgegen: "Ey maan Fabi. Waas geht?" fragte ich Fabi und begrüßte alle. "Alles easy.. Willste Kippe? Hab neue aus Holland", sagte Fabi. Ich nahm ihm die Schachtel weg und zündete mir gleich 2 auf einmal an. "Oa Jason du Sack gib mir die Kippen wieder", rief Fabi und gab mir nen leichten Schlag, der trotzdem etwas wehtat. Ich zeigte ihm den Mitelfinger und ging zurück zu Leyla. Sie war inzwischen auch aufgestanden, hatte die Arme verschränkt und sah mich böse an. Sie konnte es gar nicht leiden wenn ich rauchte. "Was?!?!" blöffte ich sie an. Jetzt war sie es die mir den Mittelfinger zeigte, ihre Jacke vom Boden aufhob und sich verzog. "Dann lauf halt weg bitch!", rief ich ihr hinterher und erntete Gelächter von meinen Kumpels. Hätte ich damals gewusst wie sehr sie deswegen geweint hat, hätte ich es nicht gesagt.
Niemand begrüßte mich, niemand fragte wo ich gewesen war und niemand fragte wie es mir ging als ich das Kinderheim am Abend betrat. Eigentlich müsste ich es gewohnt sein, aber irgendwie tat es immer wieder aufs neue weh. Als ich in mein Zimmer kam und in den Spiegel sah, sah ich einen krank aussehenden Jungen, die dunklen Haare zerzaust, rote Augen,trotz der dunklen Haut blass und zitternd. Schnell wand ich mich von dem Spiegelbild ab. Ein kleiner Junge, Kaan, lag auf seinem Bett und weinte. Leise setzte ich mich an seinen Bettrand. Es war nicht meine Art zu trösten, aber der kleine 6 jährige Türke, tat mir leid. "Was ist los mit dir?" fragte ich vorsichtig. "Die haben mich.." "Was?" "Die haben mich geschlagen", schluchzte er. Ich strich ihm ungeschickt über den Rücken und wartete bis er sich beruhigt hatte. "Ich zeig dir was", sagte ich dann und nahm ich ihn an der Hand, brachte ihn in die geheime Speisekammer der Betreuer des Heims. Dort waren Süßigkeiten und viele weitere Sachen versteckt. Ich gab dem Kleinen eine Tafel Schokolade und er rannte mit ihr zu den anderen kleinen Kindern um sie mit ihnen zu teilen. Lächelnd sah ich ihnen zu wie sie sich gierig die Schokolade teilten. "Jason was hast du in unsrer Essenskammer zu suchen?" fragte mich Anna, eine der Betreurinnen. Ich schaute sie kurz an und verschwand dann in meinem Zimmer.
Am nächsten Morgen wurde ich von Kaan geweckt, der mir ein Gummibärchen in den Mund schob, obwohl ich schlief. "Was machst du da?" lachte ich und aß das Gummibärchen schnell bevor er es noch wo anders rein schob. Kaan lachte und legte mir die restlichen Gummibärchen nebens Bett und rannte aus meinem Zimmer. Stöhnend stand ich auf holte mein Cap und einen Pulli aus dem Schrank. Als ich mir eine Zigarette aus meinem Versteck holen wollte, stockte ich plötzlich. Meine Kippen waren weg. Voller Panik durchsuchte ich mein ganzes Zimmer, fand sie aber nicht. Ich rannte die Treppen runter und sah die kleinen Kinder am Essenstisch sitzen, und was war in Marks Hand? Meine Zigaretten die er gerade in Wasser ertränkte. Wütend ging ich auf ihn zu, bereit ihn zu schlagen. Doch plötzlich stand Kaan vor mir und hielt meinen Arm fest. "Nicht schlagen Jason". Ich blieb stehen und sah Kaan böse an und zögerte kurz, ging aber dann wütend nach draußen.
Auf dem Weg zu Leyla rauchte ich mein letztes gramm weed. Als ich vor ihrem Haus stand wurde mir ganz schlecht weil ich daran dachte, dass ich meine beste Freundin bitch genannt hatte. Ich klingelte. Die Sprechanlage surrte und Leylas Stimme sagte: "wer da?" "ich" sagte ich und wartete. Als sie beim Gartentor stand und mich ansah und ich die Traurigkeit in ihren wunderschönen blauen Augen sah, wurde ich selber traurig und senkte den Blick. "Du hast wieder gekifft", stellte sie trocken fest. Wahrscheinlich sah sie es an meinen roten Augen. Leyla war die letzte die einen Joint auch nur anfassen würde. "Sorry" murmelte ich. Dann fing Leyla an zu weinen "Arschloch, Wixxer, Hurenkind" warf sie mir an den Kopf. Solche Phasen hatte sie öfter. "verdammter Penner, geh auf die Straße, verschissener Motherfucker" sagte sie leise und dann öffnete sie das Tor und umarmte mich mit Tränen in den Augen. "Entschuldigung", sagte ich nochmal. "ich hab doch gesagt ich will nicht mehr das du kiffst", schluchzte sie. "Ich hab Angst um dich Jason", flüsterte sie, ganz nah an meinem Ohr. Ich senkte den Kopf, roch ihr Parfum. "Du riechst gut", flüsterte ich. Leyla ließ mich los und sah mich an. "Gibts was neues von der Pflegefamilie?", fragte sie. Ich schüttelte den Kopf. Vor ein paar Wochen hatte sich eine Familie gemeldet, die vor hatten mich zu adoptieren. "Wenn die weiter als 10km von hier wegwohnen, bleibst du hier ja?", fragte sie und diese Traurigkeit in ihren Augen kam zurück. "Ich hab doch gesagt ich werde dich nie verlassen" sagte ich. Sie nickte, umarmte mich und sagte, dass sie jetzt wieder reinmusste. Ich sah ihr nach bis die Haustüre zu gefallen war und ich nichts weiter hörte als den Wind, der durch die Blätter wehte. Leyla hatte mich noch nie in ihr Haus gelassen. Ich hatte sie auch nie danach gefragt. Ich war nicht der Typ, der sich selbst einlädt.
Ich stöpselte mir meine Kopfhörer in die Ohren und ging langsam zum Kippenautomat, in der Hoffnung, dass ich genug Geld eingesteckt hatte. Ich kaufte mir 2 Schachteln und hockte mich an die Straße, an der auch ich und Leyla gestern gesessen waren. Ich sah ihr Haus. Eine ganze Weile saß ich da und wartete. Auf was wusste ich selber nicht. Vielleicht darauf, dass sie mich von ihrem Balkon aus sah. Aber ich wartete vergebens, sie sah mich nicht, oder wollte mich nicht sehen. Ich ging zurück ins Heim, begrüßte Anna flüchtig mit einem 'Hallo' und wollte an ihr vorbei gehen, doch sie hielt mich fest. Sie war gut 3 Köpfe größer als ich. Manchmal fand ich, dass sie aussah wie ein Baum, nur die grünen Haare fehlten. Bei der vorstellung musste ich grinsen. Doch ihr Blick ließ mich ernst werden. "Mark hat vorher mit einigen Zigaretten gespielt. Als ich ihn gefragt hab von wem er die hat, hat er gesagt von dir. Stimmt das?" "Ne", sagte ich und stellte mich aufrecht hin um nicht eingeschüchtert zu wirken. Sie zog voll durch und meine rechte Backe fing an zu brennen. Ich tat so als spüre ich nichts und bewegte mich keinen Centimeter. "Sag mir die Wahrheit Jason", sagte Anna drohend. Ich formte mit den Lippen ein: "Leck mich"
Anna war gut im Lippenlesen, es dauerte keine 2 sekunden und es klatschte erneut. Ihre Finger bohrten sich in meinen Arm, an dem sie mich immernoch fest hielt. "Du bist eine Schande für das ganze Dorf. Ein Wunder, dass dich jemand adoptieren will. Aber wahrscheinlich werden deine zukünftigen Pfelgeeltern es sowieso nicht länger als 2 Tage mit soeinem wie dir aushalten" Ich hatte so einen Hass auf sie. Ich riss mich los und spuckte ihr auf die Füße und lief so schnell ich konnte in eins der Jungen Klos und sperrte mich ein. Langsam setzte ich mich an die Tür und hielt zitternd meine Backe. So fest hatte sie noch nie zugeschlagen. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte stand ich auf und wusch mein Gesicht ab. Etwas rotes Wasser floss den Abfluss runter. Als ich in den Spiegel sah um zu sehen wo ich blutete, sah ich, dass ich mir vor lauter Wut die Lippe aufgebissen hatte. Meine Backe war immernoch total rot, etwas angeschwollen und man erkannte leicht einen Handabdruck. Ich fuhr mir mit meinen nassen Händen durch die Haare und zerstrubbelte sie.
"Leyla?", flüsterte ich leise in das alte Kabeltelefon unseres Heims. "Ja?", murmelte sie verschlafen. "Kannst du rauskommen? Bitte..",fragte ich so leise, dass ich mich fast selber nicht mehr hören konnte. "Jay es ist 3 Uhr", stöhnte sie, murmelte aber danach ein verschlafenes: "Ja in 10min am spielplatz"
Ich zog mir meine Jacke über und suchte meine Schuhe, konnte sie aber nirgends finden. "Scheiße", fluchte ich, zog meine Socken aus und lief barfuß, mit kurzer Hose, T-shirt und Jacke los. Leyla wartete schon mit halbgeschlossenen Augen, an eine Bank gelehnt. Als ich ihr meine Hand hin hielt um ihr aufzuhelfen, schlossen sich ihre Augen ganz. Ich griff sie mit beiden Armen und hob sie auf den Tisch, wobei sich ihre Augen wieder öffneten. "So schnell schieß los, bevor ich wieder einschlafe",sagte Leyla, gähnte und rieb sich die Augen. Sie saß genau im Mondlicht und mir fiel wieder auf wie wunderschön sie war, auch wenn sie ungeschminkt war und ihre eine blonde Haarsträhne ins Gesicht hing. Ich zog meine Kapuze runter, die ich seit ich losgegangen bin auf hatte und zeigte ihr mein Gesicht. Meine Backe war inzwischen fester angeschwollen. Als Leyla das sah nahm sie ganz vorsichtig ihre Hand und fuhr mit ihrem Zeigefinger über die Schwellung. Ich zog die Luft ein, da es durch die Berührung noch mehr schmerzte. "Wer war das?", sagte sie leise. "Meine Betreuerin" sagte ich und sah zu Boden "Sie hat behauptet dass ich den kleinen Zigaretten gegeben hab" Als ich Leyla wieder ansah, wischte sie sich grad eine Träne aus dem Augenwinkel. "Jason du bist der stärkste Junge den ich je getroffen hab. Du hast so ein Kämpferherz, wie ich es bei noch niemanden gemerkt habe. Ich will dich endlich wieder glücklich sehen. Ich hab dich schon so lang nicht mehr richtig richtig lachen gehört. Ich überlege schon so lang, was ich für dich tun kann, aber ich bin einfach für nichts gut genug, was dich glücklich machen könnte. Manchmal frage ich mich wieso so ein Junge, wie du, sich mit einem Mädchen abgibt, dass so anders ist als er selbst" Sie sah mich nicht an während sie das sagte. "Hey" ich nahm ihren Kopf in meine Hände und drehte ihr Gesicht so, dass sie mich ansehen musste. Eine Träne war genau auf ihrer Nasenspitze. Vorsichtig wischte ich sie mit meinem Finger weg. "Du bist meine beste Freundin. Du denkst vielleicht dass du anders bist als ich, weil du nicht säufst und nicht rauchst, aber eigentlich bist du genauso wie ich. Es ist die Fasade, hinter der ich mich verstecke, die so anders ist als du. Die Fasade die ich immer aufsetzen muss um von meinen Kumpels akzeptiert zu werden. Du bist die einzige bei der ich wirklich so sein kann wie ich bin. Bei dir muss ich mich nicht verstecken." Ich setzte mich neben sie auf den Tisch und sie nahm meine Hand in ihre Beiden Hände. Sie zitterte. Ich zog meine Jacke aus und legte sie ihr um die Schulter. "Danke", flüsterte sie und lehnte sich an mir an. Es dauerte keine 5min da hörte ich ein leises Schnarchen. Vorsichtig stand ich auf und hob sie hoch. Dann brachte ich sie die 500m zu ihrem Haus. Dort setzte ich sie leise ab, wobei sie aufwachte. Verschlafen stand sie auf,drückte sie mir einen Kuss auf die Backe und schloss das Gartentor hinter sich. Wieder sah ich ihr nach.


© Hannah


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Kommentare zu "just life"

Re: just life

Autor: Winnie   Datum: 21.04.2014 14:58 Uhr

Kommentar: Das ist wirklich sehr schön! Will wissen wie es weiter geht ^^

Re: just life

Autor: Mark Widmaier   Datum: 22.04.2014 23:05 Uhr

Kommentar: Geht mir ähnlich. Du schreibst sehr anschaulich und einfühlsam und packst in Deine Geschichte auch tolle Stilmittel ein.
Ich würde mich freuen, wenn Du auch mal auf meiner Seite vorbeischauen würdest. Mein neuestes Gedicht heißt übrigens „die verflixte Waage“ ; habe mal „schwere Kost“ in ein leichtes Gedicht verpackt.( Habe ansonsten natürlich auch anspruchsvollere Texte)
Vielleicht gefällt es Dir ja auch?! Lese und bewerte auch gerne Deine weiteren Gedichte.
Liebe Grüße Mark

Re: just life

Autor: dani   Datum: 30.04.2014 22:47 Uhr

Kommentar: tolle geschichte! würde mich freuen wenn du noch weitere geschichten von dir hinauflädts :)

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