Der Mond steht direkt über mir. Er spiegelt sich im Wasser wieder und lässt dieses im Gold erstrahlen. Hier habe ich sie zum ersten Mal gesehen. Ich kenne nicht ihren Namen, doch ich nenne sie Luna. Sie war wunderschön. Ihre weiße Haut mit den strahlend blauen Augen. Ihre langen blonden Haare, die im Mondlicht golden erstrahlen. Ihr Lächeln. Einfach alles an ihr. Sie war so schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht ist.
„Timo!“, höre ich Inas Stimme erschallen. „Was machst du denn hier draußen?“
Ina liebt mich von ganzem Herzen und das weiß ich auch, aber meine Gefühle für Luna haben sich seit Jahren nicht geändert.
„Jedes Jahr dasselbe mit dir! Bitte komm rein, Timo! Es wird kalt“, versucht sie mich umzustimmen. Ich kann nicht gehen. Ich muss auf Luna warten. Jedes Jahr an diesem Tag.
Ich bin 23 Jahre und studiere Jura. Ich versuche es zumindest, weil ich nur an das eine denken kann.
Luna.
Immer und zu jeder zeit bin ich in Gedanken bei meiner wunderschönen Luna.
Also das ganze begann so:
„Ach nein! Schön euch alle wiederzusehen!“. Clara, die alte Schleimschnecke grinstb breit. Ich konnte sie noch nie leiden. Es ist ein Klassentreffen im Winter und ich habe überhaupt keinen Bock. Ina sieht mich von der Seite an.
„Hey.“, lächle ich sie an. Sie wird rot und versucht es mit ihren dichten, langen, pechschwarzen Haaren. Sie schaut mir ins Gesicht, ihre Smaragdgrünen Augen blitzen auf. Sie war der Jungenschwarm unserer alten Klasse und scharf ist sie immer noch. Auch meine alten Kumpels Daniel und Jan sind da und reden munter mit allen anderen.
Klassenzicke Vanessa und ihre Gang die aus Lia und Dora besteht sitzen zusammen und lästern wahrscheinlich über Emelies Klamotten. Unglaublich, sie hat immer noch denselben Geschmack wie damals. Niemand scheint sich verändert zu haben, alle sind noch sie selbst, in großformat eben.
Nachdem wir allerhand Sekt und Wein getrunken haben, beschließe ich spazieren zu gehen.
Das Grundstück, das Claras Großeltern gehört, ist riesig. Eine Menge beete in denen Rosen mit den verschiedensten Farben wachsen befinden sich hier. Ein sehr romantischer Ort, wenn ich nicht solo und alleine mit einer Bierflasche, die ich Jenny genannt habe, hier wäre. An einem Brunnen lege ich eine Rast ein. Der Mond scheint direkt ins Wasser, was es zum glitzern und funkeln bringt. Ich stelle Jenny ab und betrachte es. Ich bin leicht angetrunken und stoße gegen sie. Sie rollt mit leisem Geräusch weg.
„Jenny! Lass mich nicht allein!“, schreie ich und drehe mich dann wieder zum Brunnen um, weil ich zu faul bin, Jenny wiederzuholen. Plötzlich stand sie vor mir. Wie ein Engel. Ihr blondes Haar schimmerte im Mondlicht. Sie trug ein weißes Gewandt und sah bezaubernd aus. Sie lächelte mich an und in diesem Moment fing mein Herz an lauter als je zu vor an zu pochen.
„Wer-wer bist du?“, fragte ich sie verträumt. Bevor sie antworten konnte, wurde die Stille unterbrochen.
„Timo! Was machst du denn hier draußen!“ Ina lief auf mich zu und rutschte beinahe auf Jenny aus.
„Ich unterhalte mich mit dem schönsten Mädchen, das ich je gesehen habe.“
Ina errötete. Ich glaube, sie hat das falsch verstanden. Ich erzählte ihr von Luna, aber sie glaubte mir natürlich kein Wort. Ich habe weder Jenny noch Luna je wiedergesehen.


Ja, und seitdem komme ich jedes Jahr an diesem Klassentreffen um dieselbe Uhrzeit hierher, in der Hoffnung Luna wiederzusehen.
„Du glaubst, doch nicht immer noch das >>Luna<< wiederkommt oder?!“, fragte Ina entsetzt und gleichzeitig enttäuscht.
Ich starre weiter ins schöne Wasser. „Doch sie ist die liebe meines Lebens“
Tränen bilden sich in Inas Augen. Sie wendet sich ab und rennt weg. Das ist mir egal, ich will Luna sehen.

Später starre ich immer noch auf das Wasser. Als plötzlich Clara die liebliche Stille unterbricht.
„Oh mein Gott, Timo! Komm schnell mit! Ina ist- sie ist…“


© Nikki


0 Lesern gefällt dieser Text.


Beschreibung des Autors zu "Der Engel im Mondlicht"

Jedes Jahr trifft sich eine alte Klasse auf einem Anwesen. Jedes Jahr will Timo sie wiedersehen. Er gibt dem seltsamen Mädchen den Namen Luna.

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Der Engel im Mondlicht"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Der Engel im Mondlicht"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.