Lautlos fiel der Schnee in grossen Flocken vom Himmel und bedeckte die graue
Vorstadt mit einer weissen Decke.Es war der einzige Weihnachtsschmuck, den sich diese Gemeinde leisten konnte. Im Gegensatz zur grossen Stadt, die mit ihren bunten Lichterketten sehr viele Besucher anzog, war der kleine Vorort nicht auf grosse Feierlichkeiten eingerichtet.
Es war ein typischer Abend in der Vorweihnachtszeit und die Aktivitäten der Menschen reichten vom beschaulichen miteinander Singen , bis zum hektischen
Kataloge durchblättern , um die letzten Geschenke beim Weihnachtsmann bestellen zu können. Man munkelte dieses Jahr, dass es dem alten Herrn gar
nicht so gut ginge, weil viel mehr Kinder immer grössere Geschenke von ihm haben wollten. Also blieb ihm nichts anderes übrig, so, wie eigentlich jedes jahr , eine ganze Schwadron fleissiger Hilfskräfte einzustellen. Dieses Jahr jedoch , hatte er ein etwas ungutes Gefühl, als würde ihm etwas aus den Fingern gleiten . Das wäre dann das erste mal gewesen , dass ihm so etwas passiert wäre und davor hatte der weihnachtsmann doch schon Angst. Was würde er dem grossen RAT DER WUNSCHERFÜLLENDEN SAGEN- UND FANTASIEWESEN, kurz RWSF genannt,mitteilen , dessen Vorsitzender er seit ca. 400 Jahren war . Der weihnachtliche
Logistiker, er hiess Konsul Kobold Karl-Fredo der Kältere, hingegen, war sehr
optimistisch , was die Phasen II und III des weihnachtlichen Geschenkeprojekts
anbelangte und strahlte den gütigen alten Herrn mit seinem frechen Koboldgrinsen an . "Euer Exzellenz , Phase II abgeschlossen , bis auf einen Wunschzettel aus Kirgisien , Eurer alten Heimat , den konnte wirklich keiner ent-
ziffern , da musste ich sogar bis nach England... zu Twiggy Toothbrush , der Vorsitzenden der INTERNATIONALEN ZAHNFEEN VEREINIGUNG, kurz IZFV , die hat mit ihrem branntneuen Telepath IV , den Vater ..."
"Mein Lieber Herr Konsul , Ihr Optimismus in allen Ehren , aber ich verstehe von solch einem hochmodernen schnickschnack ohnehin nichts. Also, wie stehts , können wir Morgen mit der Auslieferung der Geschenke beginnen?"

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Kurz vor Weihnachten ging Mr.Jack Miller,er war besser bekannt unter dem Spitz
namen ?Mountain-Jack? , in das kleine , liebevoll dekorierte Spielzeuggeschäft von
Mr. Henry und sprach mit der jungen Miss Short , die mit ihrer Liebe zu den Menschen , besonders zu den Kindern und ihrer Leidenschaft zu Spielzeug , ein
völliger Gegensatz zu dem nur gewinnorientierten Mr.Henry , war . Miss Short war
eine sehr hübsche Person, die ursprünglich aus Deutschland stammte , eigentlich Melanie Kurz hiess und die es als Aupair-Mädchen in die grosse Stadt verschlagen hatte. - Das war einige Jahre her und jetzt hauchte sie ?Henrys-Toy-Paradise? , ein warmes und liebevolles Leben ein.
Die grosse Stadt hiess Anchorage und liegt in Alaska. Mountain-Jack lebte mit sei
-ner kleinen Tochter Cheyenne ca. 15 Meilen nördlich der grossen Stadt entfernt,
in Eagle River. ms. Miller , die Frau von Jack und Mutter von Cheyenne starb bei einem Autounfall als das Mädchen drei Jahre alt war. Damals gab Jack seinen Job
als Musher auf , der idaterod interessierte ihn nicht mehr . Als Musher ,also hunde
schlittenführer , war er auf dem idaterod sehr erfolgreich und seine Husky ? zucht
war weltberühmt. Aber nach dem Tod seiner Frau ,wollte er nur für cheyenne da
sein und zog von Wasilla nach Eagle River. Cheyenne war jetzt acht Jahre alt und
sah garnicht so aus ,wie ihr name es vermuten liess. Sie war ein grosses blondes ,
blauäugiges Mädchen , das immer gut gelaunt , ihrer ganzen Umgebung Freude
bereitete.
Cheyenne konnte sich kaum noch an das alte Blockhaus am See in Wasilla erinnern , in dem sie mit ihren Eltern gewohnt hat . Nur die zahme Eule war ihr
noch im Gedächtnis . Sie hiess Hugo und war eigentlich ein Bartkauz . Cheyenne
liebte dieses Tier und hatte in ihrem kleinen Zimmer ganz viele Poster von Bart-
käuzen und Fotos von Hugo. Es war natürlich nicht möglich , in der jetzigen Umgebung eine Eule zu halten ? und so war ihr sehnlichster Wunsch eine grosse
Kuscheleule , die so aussehen sollte wie Hugo.
Bereits vor fünf Jahren war Mountain-Jack an Parkinson erkrankt und konnte nur
noch wenig arbeiten . Aber cheyenne und Jack waren eine verschworene Gemeinschaft , die trotz des wenigen Geldes , das kaum zum Überleben reichte ,
fröhliche Stunden miteinander verbrachten. Jack kannte den Wunsch seiner tochter und so suchte er Miss Short in ?Henrys-Toy-Paradise? auf.

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? Mel , hast Du Deinen Chef mal gefragt, wo die grosse Stoffeule geblieben ist,
die bis gestern im Schaufenster lag ?? ? Ja Jack - Henry hat sie mit nach Fort
Richardson genommen und seinem ungehobelten Neffen Maurice geschenkt?
?ist das etwa dieser dicke,freche Junge , der in den Ferien hier war und cheyenne
immer geärgert hat ?? ? ja , Henry wollte die Eule loswerden ? er hasst Stofftiere,
sagt , das seien alles Staubfänger .? ? Aber das ist ja eine Katastrophe .? sagte
Jack . ?Cheyenne hofft , dass der Weihnachtsmann Ihr die Eule bringt . Es ist ihre
Wunscheule...? ? Weisst du was Jack , ich habe eine Idee .... vielleicht klappt das ja
noch mit Deiner Wunscheule?

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Konsul Kobold Karl-Fredo der Kältere hatte auf dem fliegenden Weihnachts -
schlitten jede Menge Elektronik verbaut , die bei der Geschenkverteilung nichts
dem Zufall überlassen sollte .... Allein sein chef , der Weihnachtsmann ,kam mit
diesem riesigen Cockpit nicht zurecht. Der Telepath IV mochte ja eine hoch
moderne Erfindung zum Aufspüren und Umtauschen falsch ausgelieferter geschenke und dem Last Minute Beschenken nicht bedachter kinder sein , aber er
verliess sich lieber auf seine 500 jährige Erfahrung. - wie immer begann der alte
Herr am nördlichen Polarkreis , denn hier war es um diese Jahreszeit immer be-
sonders kalt und dunkel und er gab die vielen Geschenke in die obhut der Eltern
und Verwandten , damit diese die guten Gaben am Morgen des ersten Weihnachts
tages , so , wie es in nordamerika Tradition ist , unter den christbaum legten.
Das ungute Gefühl , dass etwas nicht ganz in Ordung sei , beschlich ihn beim Flug
über Alaska. In einem kleinen Vorort der grossen Stadt , Fort Richardson meldete
sich der Telepath IV.
?eure Exzellenz , ich habe hier eine stoffeule , ein Plüschtier in der leitung , die
will unbedingt mit euch sprechen - Aber ich habe Sie nicht als gabe oder Geschenk registriert ... soll ich trotzdem ?? Kuno der Kältere war sehr aufgeregt.
?natürlich , dafür sitz ich ja auf meinem Schlitten . Stell durch.? und dann war die
Stoffeule Hugo in der Leitung : ?Weihnachtsmann ,euer exzellenz , ich bin hier bei
einem jungen eingesperrt . Er heisst Maurice , er will mir Morgen die Flügel rausreissen und hat mich in die unterste Schublade verfrachtet , Hilfe , ich krieg
keine Luft mehr , dabei weiss ich , dass ich eine Wunscheule bin , hilf mir ...?
?der Weihnachtsmann blätterte in den Listen für Alaska. ?tja , da kann ich nichts
machen , du gehörst Maurice Steel , ein Geschenk von seinem Onkel Mr. Henry.
? nein ,schrie Hugo , ich spüre genau , dass sich jemand genauso eine eule wünscht ,wie ich eine bin . Eigentlich bin ich ja ein Bartkauz...? der Weihnachtsmann überlegte . Es gab Zusammenhänge , die kann man nicht durch
Elektronik erkennen und auch nicht erklären . Hugo meldete sich erneut ? wir eulen haben von allen Tieren die beste Sehschärfe , ich könnte dir bei Deinen
Problemfällen helfen.? Mit seinem Realisator ?stream and beam? holte er die eule
kurzerhand auf seinen schlitten, lautlos und ohne eine Schublade zu öffnen .
?Danke ,Weihnachtsmann , du wirst es nicht bereuen.? Hugo plusterte sich auf und
sah aus wie ein grosser Bartkauz , der einst am See in Wasilla auf dem Veranda-
geländer der Familie Miller gesessen hat...
Hugo leistete gute Arbeit . Was dem Telepath IV entging , spürte er mit seiner Sehschärfe auf . Alle kinder , die das christliche Weihnachtsfest feierten ,wurden
bedacht . Hugo spürte selbst in Eritrea , Afrika , einen kleinen Jungen auf ,den der
Telepath nicht mit erfasst hatte. Ebensolche Erfolge hatten der Weihnachtsmann
und Hugo auf den Phillipinen , in Südamerika und in Neuseeland . ?wir sind durch , wir haben es geschafft . An unserem Ausgangspunkt in Alaska ist es jetzt
der 24.dezember , 23:55 h.

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Miss Short hatte eine gute Idee ,um an die Stoffeule heranzukommen. Ihre Mitbewohnerin , Elsa , studierte in Anchorage an der University of Alaska , ihre
Freizeit verbrachte sie jedoch in der Heilsarmee . Die dort tätigen Damen und Herren sind mit schicken blauen Uniformen ausgestattet , - und so beschloss Mel Short , sich die Uniform Ihrer besten Freundin kurzerhand einfach auszuleihen.
Sie steckte ihre haare hoch , verzichtete aber auf das zur Uniform dazugehörende
Hütchen , setzte sich statt dessen die alte Hornbrille auf und heftete sich einen
Button mit der Aufschrift : LOCAL HEALTH DEP: DESEASES CAUSED BY PARASITES;
was ungefähr so viel heisst wie : örtliches Gesundheitsamt , Abt.Krankheiten, die
durch Parasiten verursacht werden. Am Morgen des 24.Dez. Wird in Amerika nor-
malerweise noch gearbeitet und so fuhr Mel mit ihrem alten Beetle nach Fort Rich
-ardson vor das haus der Familie Steel. ?gestatten , Melanie Waters , vom LHDDP:
Wir müssen leider alle Stofftiere einsammeln ,auf gefährliche Milben untersuchen,
desinfizieren und wenn das nicht mehr möglich ist , verbrennen? ? IIIgiitt .? schrie
ms. Steel , sie war genauso widerlich wie ihr Bruder ,Mr. Henry, ?Das ist ja ekelhaft
kommen sie rein , junge Frau , die Viecher fass ich nicht mit der Kneiffzange an...
Maurice , öffne alle deine Schubladen und lass die Gesundheitsbeamtin ihre arbeit
verrichten.?
Mel kramte aus ihrer Aktentasche ein paar weisse Handschuhe , einen Mund -
schutz und eine riesige schwarze Mülltüte hervor und stopfte in windeseile alle
vorhandenen Stofftiere in den müllsack ? 49 stück insgesammt. ?mss. Steel , ich
bringe sie ihnen nach der Untersuchung wieder ...? ?hähä , nein ,um Himmels willen , wenn sie damit durch sind ,spenden sie die Viecher einem Waisenhaus -
auf Wiedersehen ? föhliche Weihnachten.? und knallte die Tür zu . -das ging ja
einfach -, dachte mel , - da kann ich heute Abend in aller Ruhe die Eule raussuchen , ein bischen frischmachen und den nächsten morgen bei den Millers
auftauchen . Mel mochte die kleine Cheyenne und besonders deren lieben Papa.
Sie war Weihnachten auch allein und da kam ihr die Geschichte mit der Eule gerade gelegen.
**************

am Morgen des ersten Weihnachtstages , sah man früh um sechs Uhr eine junge
Frau , die sich als Weihnachtsmann verkleidet hatte , durch die verschlafenen
Strassen von Eagle River stapfen , mit wut im Bauch und Stofftieren im Sack. Leider war Hugo nicht bei der stofftier ? Versammlung zugegen gewesen und Mel
hatte sich Haareraufend und jammernd durch ihre Wohnung bewegt , war dann aber zu dem Entschluss gekommen , dass 49 andere Stofftiere ein guter ersatz
für hugo seien könnten.
Um zehn vor sieben , betätigte sie den schweren Messingklopfer an dem sonst
sehr schlichten Haus von Jack Miller . - Jack öffnete die Haustür und sah Mel er-
wartungsfroh an : ? und,Mel , hast du hugo bekommen ? Die Kleine redet seit tagen von nicht anderem , als von diesem Bartkauz.? das war zuviel für Mel .sie
begann furchtbar zu schluchzen, der Sack mit den 49 Plüschtieren stand halb geöffnet neben der Eingangstür . Jack nahm sie in den arm und Mel erzählte ihm die ganze Geschichte. Mittlerweile war Cheyenne aufgewacht , einerseits vor Auf -
regung, ob der Weihnachtsmann ihre Wunscheule bringen würde , andererseits durch laute Geräusche vor dem Haus ? es war immer noch dunkel und das Mädchen lugte vorsichtig durch die vorhänge ? nein , das kann doch nicht wahr sein . Ihr papa stand vor der Eingangstür und küsste den Weihnachtsmann ? schnell wieder ins Bett und die Decke über den Kopf...

**************

Der Weihnachtsmann war sehr zufrieden mit seinem gefiederten Helfer - ? gute arbeit , mein Junge ? wir konnten den telepath IV nach halber Strecke ausschalten
Fehlerquote 0,0 % . sagenhaft. Fliegst du nächstes Jahr wieder mit mir , Hugo ?
Du darfst dir jetzt etwas wünschen?. Hugo hatte durch den langen Flug Zeit gehabt , sich auf der Erde umzuschauen und nicht alles , was er sah , hatte ihm
gefallen , aber was ihn zutiefst berührt hat , waren die Strahlenden Kinderaugen , wenn sie sahen ,dass ihre wünsche erfüllt wurden ? auch wenn sie noch so klein
gewesen sein mögen ? ein erfüllter Wunsch ist immer gross ?
und als letztes Kind entdeckte Hugo ein kleines blondes Mädchen , das sich nichts sehnlicher wünschte , als ihn ? hugo ,eine Plüscheule , die eigentlich ein Bartkauz war... ? Halt , Weihnachtsmann , hier , hier muss ich runter ! Dort unten wohnt cheyenne , sie wartet schon auf mich ! Lass mich runter !? ?Dein wunsch , Bartkautz.? ?Lass mich...? ?gut , dann leb wohl . Fröhliche Weihnachten , Hugo.
F L I E G ! - mein Geschenk an dich
Und ehe er sich versah , flatterte Hugo durch die eiskalte Winterluft , aber seine
Flügelchen wollten noch nicht so richtig mitspielen , also stürzte er in hohem
Tempo dem erdboden entgegen.... Plötzlich gab es einen Plumps und es herrschte Stille . Hugo war noch am Leben . Aber wo befand er sich . Als er sich gerappelt hatte ,musste er laut lachen : - ich bin mitten zwischen den Stofftieren von Mau-
rice gelandet . Hugos Lachen hörte sich für die beiden Menschen , die umschlungen neben dem Sack standen an wie : ?kiewitt,kiewitt.? ? nanu , das hört
sich aber genau nach einem jungen Bartkauz an , da kenne ich mich aus - ich hab mal so einen in Wasilla grossgezogen und hab ihn Hugo ? nein ,das ist doch
nicht etwa ? .? in der Zwischenzeit hatte Mel sich die Weihnachtsmannverkleidung
abgestreift , Jack holte den kleinen Kauz aus dem Sack und mittlerweile war auch cheyenne auf den Beinen und tanzte um Mel und ihren papa , der hugo in der Hand hielt ,herum . Seit diesem Weihnachtsfest waren alle vier unzertrennlich -
doch jedes Jahr , kurz vor dem Fest , verschwand Hugo für ein paar Tage , war aber pünktlich zum ersten Weihnachtstag wieder bei seiner Familie.

E-N-D-E


© by hayodelight 2010


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Beschreibung des Autors zu "Die Wunscheule"

für meine luisa heiligabend 2009

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