Da sitz ich nun, am Abgrund und weiß nicht genau wo hin es geht. Ich sehe den steilen Weg hinab, und weiß, dass ich einmal unten angekommen, alle Möglichkeiten offen hab.
Doch ist es der Weg der mich fürchtet, der Abstieg in die dunkle Schlucht. Hinter mir geht kein Weg zurück, ich habe nur zwei Möglichkeiten. Ich kann am Rande der Schlucht wandeln, immer in der Angst, der schmale Grat bricht und lässt mich in die Tiefe stürzen. Ständig auf der Suche nach einem lichten Pfad der in die Tiefe führt, doch weiß ich genau, diesen Weg wird es niemals geben. Ich kann nicht in eine Finsternis hinabsteigen, ohne durch die Dunkelheit zu schreiten.
Die zweite Möglichkeit ist Mut zu haben und den Abstieg zu wagen.
So setze ich einen Schritt vor den anderen, mein Auge immer auf der Suche nach der Gefahr, die in jedem Schatten auf mich warten kann. Das eisige Gefühl, das Unwohl ständig in meinem Bauch.
Dort, da hat sich etwas bewegt, oder war es nur wieder die Vorstellung dessen, was man mir die ganze Zeit erzählte. Meine Phantasie und meine Konditionierung lassen meine Angst aufflackern, bei jeder Biegung bei jedem unklaren Lichte. Doch wer bin ich? Warum hab ich diese Angst? Vor was hab ich Angst? Die Schatten sie tun mir nichts, sie beißen nicht, sie ziehen mich nicht in die Tiefe. Jeden Schritt den ich auf diesem Weg tu, jeden Stein den ich unter meinen Füßen spüre, ist für mich eine Qual. Je tiefer ich gehe, umso Dunkler wird es auf meinem Wege, je weniger nehme ich alles mit meinen Augen wahr. Meine Gefühle sind der Schlüssel, so taste und lausche ich mich weiter zum Ziel. Mit jedem Stolpern mit jedem Straucheln kommt der Wunsch in mir hoch umzukehren, wieder zurück ins Licht zu gehen. Doch ist der Weg genau so beschwerlich und der Wunsch endlich unten anzukommen einfach zu groß.
Ein Strauch zerreißt mir meine Kleider, ich wandle nun nackt und frierend durch das Dunkel, hinter mir nichts als Schwärze, vor mir regiert das Dunkel, hilflos und verloren komme ich mir vor. Doch habe ich jetzt Mut gefasst, denn ich spüre, es ist nicht mehr weit. Jeden Augenblick kann da sein, das Ende des Wegs. Doch was ist das, ich stehe mit dem Gesicht vor einer Wand, meine Finger tasten den feuchten Stein entlang, auf der Suche nach einem Ausweg.
Ich kann die Wand nicht erklimmen, so feucht und schroff wie sie ist. Panik macht sich in meinem Geiste breit, Was soll ich denn nun tun? War der Weg doch eine falsche Entscheidung? Ist alles doch nur eine Illusion?
Krampfhaft suchen meine Finger den Stein nach einer Lösung ab, dann endlich stoße ich auf eine Lücke, ich finde sie auf höhe meiner Knie, ein leichter Lufthauch strömt stätig hindurch. Ich lege mich auf den kalten Stein und fange an zu krabbeln, immer tiefer in den nassen Spalt. Die Wände kommen immer nähr und meine Furcht davor nicht ans Ziel zu gelangen wird immer Stärker, das ist ein Weg auf dem niemand mir helfen kann ich bin auf mich allein gestellt. Die spitzen Steine bohren sich in meine Haut und Blut quillt auf den kalten Boden.
Es ist unerträglich eng geworden, doch wird der Lufthauch immer wärmer. Ich beginne meinen Körper zu mobilisieren, mit aller Kraft ziehe ich mich über das Gestein. Die Schmerzen sie werden jeden Augenblick immer blasser, mit jedem Zug meiner Arme verblasst ein Stück von dem was hinter mir liegt. Und da ein Lichtschein, so groß wie eine Münze, ich kann das Ende sehen. Noch zwei drei Züge, dann bin ich am Ziel.
Doch meinem Körper entgleitet die Kraft. So lieg ich da und sehe das Ziel vor Augen, doch ist mein Leib das was versagt. Ich fange an ein Gebet zu raunen, all die Energie aus meinem Geist zu ziehen, und da es strömt ein Funken in den Leib und da ein zweiter, ich spüre wie das Feuer beginnt zu lodern, ja ich will Leben um meiner Selbst, ich will meinen Weg zu Ende gehen und nicht vorm Ziel verharren bis meine Lebensgeister scheiden. So zieh ich mich weiter bis meine Finger den Rand des Spalts erreichen. Warmes Licht durchströmt meinen geschundenen Körper, und ich weiß, ich bin zu Hause.


© Oliver-Patrick Stelzmann


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Beschreibung des Autors zu "Hinab in die Seele"

Es beschreibt eine innere Suche ... die jeder von uns macht.

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