''X-Files - Das Unfassbare'' (Staffel 3) (Episode 3/10)

"X-Files - Das Unfassbare"
Staffel 3 - Episode 3: Ein Monster im Spiegel

Als ich den Hörer auflegte, machte ich mir richtige Sorgen um meine beste Freundin. Ich musste sofort zu ihr. So wie sie am Telefon geklungen hatte, ging es ihr richtig schlecht. Sie hatte schon länger Probleme mit der Psyche, aber sie war deshalb schon lange in Therapie. Meiner Meinung nach brachte das nichts. Es ging ihr immer schlechter. Früher hatte sie sehr viel Wert auf ihr Äußeres gelegt und war lange Zeit auch als Model tätig. Sie war bildhübsch - auf all ihren Fotos. Es gab keines, dass sie irgendwie von einer schlechten Seite zeigen konnte. Sie war einfach makellos. Doch wie das eben so ist, vergeht die perfekteste Schönheit irgendwann und dann fällt man in ein Loch. Wie sie jetzt.

Ich machte mir auf der Fahrt zu ihr immer größere Sorgen. Am Telefon hatte sie hysterisch geschrien und geweint. Seit Wochen ging das schon so. Sogar ihren Beruf hatte sie an den Nagel gehängt und ging nicht mehr vor die Tür. Letzte Woche sollte ich sogar ihre Einkäufe für sie erledigen und alle Spiegel im Haus abhängen. Nur keine Spiegel, sagte sie immer wieder. Ich fragte mich warum? Sie war so schön wie eh und je. Natürlich war sie älter geworden, aber das konnte man doch kaum sehen. Ich wäre froh, ich würde so aussehen. Aber sie war nicht zufrieden. Sogar die Rollläden ließ sie meistens unten, damit sie niemand so sehen konnte. Doch außer zerzaustem Haar konnte ich nichts an ihr bemängeln. Sie hatte weder Falten noch irgendwelche Alterserscheinungen. Doch das klang am Telefon eben ganz anders. Sie hatte sich selbst schon öfters als "Monster" bezeichnet. Sie sei völlig entstellt und deshalb müsse ich auch alle Spiegel abhängen. Ich wusste einfach nicht mehr weiter. Wie konnte ich ihr klar machen, dass sie wunderhübsch war und dies nur reine Einbildung von ihr war? Sie war doch kein Monster! Weit entfernt davon. Aber sie sah es immer wieder im Spiegel. "Da ist ein Monster in meinem Spiegel, wenn ich hinein sehe! Ich will, dass du alle Spiegel im Haus abhängst! Wie sehe ich nur aus!". Doch heute klang sie anders. Sie war panisch. Sie hatte richtige Angst. Irgendwas war in ihrem Haus. Sagte sie.

Als ich klingelte, dauerte es ewig, bis sie mir endlich die Tür öffnete. Sie sah völlig übermüdet und zerzaust aus, aber ansonsten immer noch bildhübsch. Das Licht von draußen blendete sie und ich musste die Tür sofort wieder hinter ihr schließen. Nur kein Licht reinlassen. Sie war fürchterlich am Weinen und rieb sich die Augen. "Wie ich aussehe! Ich sehe aus wie ein Monster!". So fing sie immer an. Wie ein Monster. Da konnte einem wirklich der Kragen platzen. "Du siehst wunderhübsch aus! Dir spielt die Psyche einen Streich! Du bildest dir einfach nur ein, du sähest so aus! Du siehst für mich wie immer aus! Es hat sich nichts geändert!". Doch das beruhigte sie nicht. "Da ist ein Monster im Spiegel, wenn ich hinein schaue!". Das sagte sie immer wieder. Und jetzt reichte es mir aber auch. "Ich hole jetzt einen Spiegel und schaue mit dir gemeinsam rein! Dann werden wir ja sehen, was darin zu erkennen ist!". Sofort schrie sie laut auf und bat mich, dies nicht zutun. "Bitte nein! Keinen Spiegel! Ich sehe darin aus wie ein entstelltes, hässliches Vieh!". Langsam machte ich mir wirklich Sorgen. Sie musste die Therapie öfters besuchen. Das konnte so ja nicht mehr weiter gehen. Irgendwann würde sie sich das Leben nehmen. Doch von meinem Vorhaben ließ ich mich nicht abbringen. Ich nahm einen großen Spiegel aus dem Bad und brachte ihn ins Wohnzimmer. Als ich hinein sah, konnte ich nur mich selbst sehen und niemanden sonst. Da war kein Monster. So ein Quatsch aber auch....

"Jetzt komm schon! Schau hinein! Ich bin ja bei dir! Wenn da ein Monster erscheint, dann verscheuchen wir es eben! Wir packen das zusammen! Komm schon!". Es dauerte wirklich ewig, bis sie sich traute. Soviel Überzeugungskunst hätte ich mir gar nicht zugetraut. Und dann war der große Moment gekommen. Sie traute sich endlich in den Spiegel zu schauen. Nur langsam kam sie näher und wir beiden warteten irgendwie auf den Moment, bis ihr Gesicht im Spiegel auftauchen würde. Doch das, was ich dann zu sehen bekam, war kein Gesicht. Es war eine hässliche Fratze mit zwei riesigen Glupschaugen. Sofort schreckte ich zurück und ließ einen kurzen Schrei von mir. Was war denn das gewesen? Als ich sie wieder anschaute, sah sie wie immer aus. Im Spiegel hatte ich sie allerdings nicht gesehen. Das, was ich dort gesehen hatte, war eine widerliche Kreatur mit zerfetzter Haut und ausfallenden Haaren gewesen. "Wir legen den Spiegel wieder ins Bad und fahren sofort zu deinem Therapeuten! Vielleicht kann der uns weiterhelfen!". Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, aber hier bleiben konnte ich selbst nicht. Und als ich sie im Auto von der Seite betrachtete, kam mir immer wieder das Bild von diesem schrecklichen Monster in den Sinn. Es saß gerade neben mir. Was auch immer Besitz von meiner Freundin ergriffen hatte, würde sicherlich nie einen Schönheitswettbewerb gewinnen. Unauffällig drehte ich den Rückspiegel nach unten, als ich das entstellte Gesicht plötzlich darin erblickte. Ich konnte mir das nicht erklären. Was war hier nur geschehen....

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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