Kapitel Am Abend vor meinem Geburtstag

Es wurde an diesen Abend bereits sehr kalt und schnell Dunkel, in einem kleinen Dorf im Allgäu. Große Schneeflocken fielen schon jetzt Ende Oktober vom Himmel und verhüllten alles, in ein frisches, sauberes Weiß. Der Winter wollte diesmal nicht warten und kam mit Riesen Schritten.
Aus dem Schornstein eines Einfamilienhauses kam dunkler Rauch und legte sich auf den frisch gefallenen Schnee, welcher bereits auf dem Dach lag.
Wir wohnten nun schon einige Jahre hier sehr glücklich im Allgäu.
Ein großer Kachelofen verbreitete im Innern des Hauses eine mollige Wärme.
Meine Frau Margit hatte, hinter verschlossener Tür, in der Küche, für meinen morgigen Geburtstag, dem 27.Oktober, einen Frankfurter Kranz, meinen Lieblingskuchen gebacken.
Anschließend holte sie eine kleine exklusive Schachtel aus einem Versteck in einem Küchenschrank und fing an dieses in Geschenkpapier einzupacken. Anschließend verzierte sie mit großer Liebe und viel Geduld, das gerade Eingepackte und versteckte dieses wieder in dem Schrank.
Ich machte gerade Feierabend und kam aus meinem Arbeitszimmer, welches sich im 1.Stock befand.
Dort war ich fast jeden Tag beschäftigt, soweit ich nicht gerade unterwegs war, mit dem Verkauf, der Mitarbeiterführung und Controlling für ein Schweizer Unternehmen.
37 Jahre waren wir bis heute verheiratet und selten, meist beruflich, voneinander getrennt.
Margit und ich haben zudem zwei erwachsene Töchter, die jeweilig gut verheiratet sind und insgesamt 4 Enkelbuben, machen uns viel Freude.
Alle Höhen und Tiefen in einer Ehe erlebten wir wirklich hautnah.
Margit selber hatte sich vor Jahren aus der Geschäftswelt enttäuscht zurückgezogen und führte jetzt nicht nur unseren Haushalt, sondern hatte mit ihrem Hobby, dem Garten, mehr als zu tun.
Schon seit Tagen fühlte ich mich unwohl. Mich plagten laufend starke Kopfschmerzen. So etwas hatte ich noch nie in meinem Leben und kannte dies nur vom Hörensagen. Dazu kam allerdings ein schwer zu beschreibendes Gefühl – eine eigenartige Leere im Kopf. Zudem war ich unkonzentriert, reagierte teilweise sehr gereizt. Das passte so gar nicht zu mir, denn eigentlich bin ich gut gelaunt, selbst wenn große Hektik im Geschäft herrscht, lasse ich mich durch die Arbeit nicht unterkriegen.
Allerdings fragten die Kollegen schon: „Was ist bloß los mit Dir?“ Auch meiner Frau Margit war mein Zustand nicht entgangen. „Geh doch mal zum Arzt!“, sagte Margit mir ins Gesicht. Was sollte ich schon haben? Dennoch machte ich einen Termin aus. Der Arzt fragte nach meinen Beschwerden und hat den Blutdruck gemessen. Das Ergebnis war besorgniserregend: 220 zu 120 – ein viel zu hoher Wert.
Der Arzt fragte ob ich Rauche oder viel Alkohol trinken würde. Beides konnte ich mit guten Gewissen verneinen. Nun meinte der Arzt, dass meine Beschwerden mit dem Blutdruck zusammenhingen, vermutlich mein Übergewicht daran schuld sei. Er verschrieb mir ein blutdrucksenkendes Medikament und bestellte mich am 4.November zu weiteren Untersuchungen.
„Margit, Schatz bist Du in der Küche?“, fragte ich durch einen Schlitz in der Küchentür blickend.
„Bleibst Du draußen, Schatz, ich bin gleich fertig und komme dann rüber ins Wohnzimmer!“, rief Margit durch die Tür mir zu.
„Gut, dann mache ich es mir mal vor dem Fernseher gemütlich“, und ging ein paar Schritte in unser Wohnzimmer und nahm auf einen violett schimmernden Leder Sofa platz.
Per Fernbedienung schaltete ich den Fernseher an, denn gleich würden auf einen Sender die Tagesnachrichten kommen.
Margit kam aus der Küche und hielt zwei Gläser Sekt in der Hand und lachte „Schatz, stoßen wir gemein an, wir feiern heute schon in deinen Geburtstag rein.“ Ich gab Margit einen Kuss, nahm das angebotene Glas und wir tranken uns zu.
„Das wird morgen sowieso etwas länger“, sagte ich etwas später, „Bin mal gespannt, wie viel Gäste kommen, weißt Du, wie viel der Achim eingeladen hat?“ „Nein, Lara hat nur gesagt, dass sie morgen gegen Mittag zu uns kommen. Dann will der Achim mit uns ins Ristorante Bella zum Essen gehen. Lara sagt, wenn schon Du und Achim gleichzeitig an einem Tage Geburtstag haben, dann müssen wir dies auch ausnutzen. Ich glaube erst um achtzehn Uhr hat Sie die Gäste eingeladen.“ „Na dann, auf morgen!“, sagte ich und prostete meiner Frau zu.
Im Fernsehen zeigte die Uhr neunzehn Uhr an und die Nachrichten, begannen über das Tagesgeschehen zu berichten.
Plötzlich …
Bekomme ich heftige Kopfschmerzen. Es fühlte sich an, als würde mir jemand auf der rechten Seite eine lange Nadel in den Kopf stechen. Ich massierte mir den Nacken, weil die Schmerzen bis dorthin ausstrahlten. Doch die Schmerzen wollten nicht verschwinden; stattdessen drehte sich alles um mich herum. Dann verspürte ich ein Krippeln im linken Arm, als wenn dieser eingeschlafen wäre. Ich wollte zu meiner Frau etwas sagen, konnte aber nicht, da mein Mund ebenfalls nicht mehr meinen Kopfbefehlen gehorchte. Ich wollte aufstehen, konnte mich kaum auf den Beinen halten. Mein Bein, begann taub zu werden. Koordinationsprobleme machten sich bemerkbar. Ich konnte nicht mehr sitzen, merkte nur, dass ich auf dem Sofa zur Seite rutschte. Es drehte sich alles …

Margit sah fassungslos zu mir herüber. Aber sie begriff schnell das hier mit mir, was nicht in Ordnung war. „Andreas, Andreas, was ist los!“, rief sie erregt zu mir hin. Ich wollte ihr was sagen, mehr als „Aaagg, aaa!“, kam nicht aus mir heraus.

Kapitel Hilfe ist da!
„Andreas ich rufe jetzt den Notarzt an!“, rief meine Frau entsetzt, griff zum Telefon und rief die Rettungsleitstelle an.
„Ja hallo, hier ist Margit Lohmann aus Truilz, ich brauche schnellstens einen Notarzt!“, kam es erregt aus meiner Frau gesprudelt.
„Ja, einen Notarzt! Mein Mann ist auf dem Sofa zusammengebrochen.“ „Nein, außer Aaagg, aaagg gibt er nichts von sich, was soll ich machen? Was, ob er noch atmet? Ja, er atmet. Gut ich lege Ihn mit dem Oberkörper höher! Aah, der Notarzt ist schon raus. Danke!“, und beendete das Gespräch. „Andreas, ich habe den Notarzt gerufen! Der kommt so schnell wie möglich bei diesem Wetter. Schatz halte durch! Ich bin bei Dir, wenn ich nur wüsste, was ich machen kann, um Dir zu helfen?“
Ich versuchte wieder etwas zu sagen, aber nichts ging, da auch meine linke Gesichtshälfte nicht mehr funktionierte.
„Aaagg, aaagg.“, mehr war von mir nicht zu hören. Die unerträglichen Kopfschmerzen wurden immer schlimmer.
Meine Frau versuchte nun, mich hochzulegen, was ihr nach gefühlten Stunden auch gelangt.
„So und jetzt benachrichtige ich unsere Tochter, bevor der Notarzt kommt, damit Sie Bescheid weiß“, sagte Margit und wählte eine Telefonnummer. „Ja, hallo, ich bin es Mama nur ganz kurz, der Papa ist zusammengebrochen. Ich musste die Rettung alarmieren. Was? – Ja, die sind unterwegs. Ich melde mich noch mal, wie, nein hier zu Hause, tschüss!“, sagte es und legte auf.
„Andreas geht es noch?“, kam es nun ängstlich von meiner Frau. „Das dauert aber lange, bis die Rettung kommt!“
Das war das Letzte, was ich von meiner Frau hörte, bevor es von einer Sekunde zur anderen schwarz wurde.
Plötzlich …
Wurde ich wie mit einem Magneten aus meinem Körper gezogen und fand mich unter der Zimmerdecke schwebend wieder. Ich sah unter mir mein Sofa und, das mein Körper auf diesen seitlich lag. Meine Frau Margit stand neben mir und fing an zu weinen, ja, ich hörte sie auch weinen.
Ich merkte, dass meine Frau zum Fenster heraus sah und zur Haustür ging. Sie öffnete und unser Nachbar Herr Stein stand mit einer roten Einsatzjacke des Roten Kreuzes und einem Aluminiumkoffer in seiner Hand, in der Tür und sagte: „Hallo Frau Langhorn, mir wurde ein Notfall gemeldet!“ „Ja, hallo Herr Stein, ja der Notfall ist mein Mann, der liegt im Wohnzimmer auf dem Sofa, folgen Sie mir bitte!“ und beide eilten zu meinem Körper auf dem Sofa.
Ich bekam alles mit, klar und deutlich wie in einem Film.
Der Sanitäter schaute in meinen Mund, setzte mir eine Atemmaske auf und schloss diese an eine kleine Flasche vermutlich Sauerstoff an. Dann begann der junge Mann auf meinen Brustkorb eine Herzdruckmassage im Wechsel mit 30 Kompressionen.
Meine Frau weinte nun unaufhörlich. Sie ging wieder zur Haustüre, als es dort klingelte.
Sanitäter vom Roten Kreuz stürmten in das Wohnzimmer mit einigen Geräten und Koffern. „Der Notarzt kommt aus Bad Waldsee und braucht noch etwas bei diesem Wetter!“, sagte einer der beiden Sanitäter. „Das war auch der Grund, warum wir fünfundzwanzig Minuten zu ihnen brauchten! Aber sei Dank, Herr Stein war schnell hier!“ „So nun mal zum Patienten!“
Ich sah das alles, wie man in meinem Arm eine Dauernadel legte und mich mit vielen Elektroden an eine Art Computer anschloss. Anschließend holten sie einen Infusionsbeutel und schließen diesen ebenfalls an die Dauernadel an.
Wieder schellte es und meine Frau eilte zur Haustür.
Der Notarzt kam ins Wohnzimmer geeilt. Er hatte ein EKG-Gerät und einen Defibrillator in seinen Händen. Er prüfte kurz meine Funktionen setzte den Defibrillator ein. Ein anderer Helfer gab mir gleich mehrere Spritzen, die er über die Dauernadel tätigte.
Das Wohnzimmer war nun voll mit Rettungskräften, die alle zu tun hatten.
Ich spürte, wie ich in meinen Körper regelrecht zurückgezogen wurde.
„Wir haben Ihren Mann wieder zurück, Frau Langhorn!“ Dies war der erste Satz, den ich hörte, als ich meine Augen langsam öffnete.

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Was Herr Langhorn noch alles erlebt und wie es weitergeht erfahren sie unter:

http://www.neobooks.com/werk/20065-die-pruefung.html

Viel Spass beim Lesen

Thomas Arndt


© Thomas Arndt


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Beschreibung des Autors zu "Zwischenebene Acht"

Ein Mensch ist für eine gewisse Zeit tot. Er erlebt dort eine Wahrnehmung der Superlative.

Ein Mann, Mitte 50, erleidet einen Schlaganfall, ist zuerst gelähmt und bricht dann ohnmächtig zusammen. Durch etwas Mächtiges, Unbekanntes, wird er von dem Ort des Zusammenbruches weggezogen. Er schwebt in eine andere Dimension! Dort erreicht eine Ebene und erlebt eine unfassbare Überraschung! Ich bitte um eure Bewertung bzw. Meinungen und Berichte über ähnliche Erlebnisse!

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