Der Mann und die Frau sprachen nur bei Tag, immer vor dem grossen
Spiegel. Sobald die Sonne unterging, verstummten sie. Das war ein heiliges Gesetz. Das Licht durfte nie ausgehen, am Tag erst recht nicht. Immer wenn der Mann die Steine in die Scheune geschleppt hatte, legte er sich zu Bett. Er war müde, müde geworden.

Der Mann und die Frau gingen immer früh zu Bett. Eines Nachts stand die Frau auf und ging in den Keller, um ein Loch in die Erde zu graben. Die Frau grub immer tiefer, und als sie ein grosses Loch ausgehoben hatte, stellte sie ein Bett hinunter und schlief jede Nacht einige Stunden in der Erde.

Der Mann hat einen tiefen und die Frau einen ruhigen Schlaf.


© René Oberholzer


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