Susannes Weihnachtsgeschenk…

Eine Geschichte für Emily


Susanne war acht Jahre alt, sie ging in die dritte Klasse der Kopernikus- Schule. Ihre Freunde nannten sie aber Susi. In ihrer Freizeit ging sie zum Reitunterricht nach Hirschhausen. In Hirschhausen befand sich eine neu erbaute Reithalle, und alle Mädchen der umliegenden Dörfer besuchten sie.
Zu Hause, in ihrem Zimmer, hatte Susi alle Wände mit Bildern und Wimpel vom Pferdesport geschmückt. Sie besaß auch schon eine Plakette „Goldene Reiterin“, die für eine gewisse Ausbildungsstufe, im Reitsport für Kinder, verliehen wurde.
Susanne wünschte sich schon lange ein eigenes Pferd, doch ihre Mutter war strikt dagegen, und ihr Vater hatte nicht „ das Sagen.“
Ihre Mutter sagte immer, wenn die Sprache auf ein Pferd kam: „Susanne, du hast einen Hamster, einen Wellensittich und eine Schildkröte und wir müssen täglich deine Tiere versorgen, sollen wir denn jetzt auch noch ein Pferd versorgen?“
Susannes Familie trug den Familienname Kupfer. Mutter Kupfer wischte sich ihre Hände an ihrer Kittelschürze ab und sagte noch: „ Schlage dir diese Flausen aus deinem Kopf !“ Vater Kupfer fragte Susanne, ob sie nicht am Heiligabend mit nach Hirschhausen kommen wolle, denn da hätte er Zeit, und eine Monatsrechnung wäre ja noch offen. Susanne sagte kurz und bündig: „ Papa, was soll ich in Hirschhausen, an diesem Tag ist doch kein Reitunterricht.“
Die Zeit verging wie im Fluge, und es war schon der 24.Dezember.
Am Heiligabend war an allen Jahren bei der Familie Kupfer große Hektik. Tante Ingrid Blei war auch noch zu Besuch gekommen, und sie hatte ihre Schulfreundin, Hellen Keller, mit gebracht. Die Situation bei der Familie Kupfer glich einem Pulverfass. Mit diesem Besuch hatte keiner in der Familie gerechnet.
Es war Heiligabend gegen 14 Uhr als es erneut zu schneien begann.
Susanne und ihr Vater schaufelten den Weg zur Garage frei. Doch , oh Graus das Garagentor war eingefroren! Der Vater werkelte am Garagentor herum, aber es gelang ihm nicht, es zu öffnen. Mutter Kupfer übergab „ das Gänsebraten“ der Tante Ingrid, und sie rannte wutentbrannt zur Garage.
Sie sagte zu ihrem Mann: „ Du stellst dich immer sehr intelligent an, warum hast du die Lötlampe nicht genommen, das Garagentor ist doch vereist.“ Vater Kupfer und Susanne wechselten viel sagende Blicke. Danach ging der Vater die Lötlampe holen. Das Garagentor ließ sich nach kurzer Zeit problemlos öffnen.
Natürlich hing der Haussegen schief, und alle löffelten wortlos ihre Kartoffelsuppe.
Nach dem Kaffeetrinken, am frühen Nachmittag, machte die Mutter den Vorschlag, gemeinsam zur Reithalle nach Hirschhausen zu fahren.
Sie stellte die Terrine mit der Kartoffelsuppe auf den Herd und sagte dabei: „ Nicht umsonst haben wir einen geräumigen Fünfsitzer.“
An dem Reitstützpunkt angekommen, schauten sich alle die Reitställe und die Pferde an. Tante Ingrid meinte abfällig, dass es aber hier überall nach Pferd stinkt, und ihre Freundin bestätigte das Gesagte natürlich.
Im Reitstall „ drei“ waren fünf Langstände mit Pferden nicht besetzt. Vielen Eltern war die monatliche Gebühr von 400,-Euro zu hoch, bzw. nicht erschwinglich. Diese Gebühr garantierte die Unterstellung und die Fütterung der Pferde.
Im Reitstall „ drei“ stand unter anderem eine Blauschimmelstute.
Susanne sagte verwundert: „ Die Stute kenne ich nicht, die haben sie neu eingestallt.
Ja, eine Blauschimmelstute ist schon etwas ganz Besonderes!
Blauschimmelpferde entstehen in der Natur durch eigenartige Kreuzungen. Diese Pferde gibt es nicht als Rasse. Bei diesen Pferden sind die unteren, kurzen Grannenhaare blau. Die oberen Haare sind leicht hellgrau oder weißlich. Bei einem gewissen Abstand wirkt dann das Pferd bläulich.
Susanne drehte die Stallplakette um, die über dem Eingang zur Box hing. Auf der Plakette stand der Name der Stute „ Isabella“, weiterhin waren beide Eltern der Stute angegeben. Das Alter der Stute war auch ablesbar. Und als Besitzerin war der Name Susanne Kupfer angegeben. Bei Susanne wechselten die Gesichtsfarben zwischen rot und weiß. Sie sprang freudig ihren Vater an, der fast das Gleichgewicht verlor. Die beiden Besucherinnen der Familie Kupfer riefen wie aus einem Mund, das ist aber ein teueres Geschenk!
Mutter Kupfer kamen die Freudentränen. Vater, Mutter und Susanne umarmten sich. Isabella schien das alles nicht zu interessieren, denn sie hämmerte mit ihren Vorderhufen an die Holzplanken.
Susanne begann die Blässe der Stute zu streicheln, und das Pferd hielt still. Susanne war von ihrem „ Weihnachtsgeschenk“ nicht weg zu bekommen. Tante Ingrid und ihre Schulfreundin tänzelten wie zwei junge Pferde hin und her, denn sie froren mächtig.
Susanne und Isabella wurden gute Freunde und beide gewannen viele Preise.

Als Susanne Oma war, erzählte sie ihren Enkelkindern viele Geschichten von ihrer Stute Isabella.




1. Advent 2018 von Deinem Opa Klaus-Jürgen


© Jürgen


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Beschreibung des Autors zu "Susannes Weihnachtsgeschenk"

Auch unsere Enkeltochter Emily bekommt vom Opa eine Weihnachtsgeschichte




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