Die Abenteuer von Miezi und Schnuffi


Der Bauer Kunze, aus Pflaumenhausen, hatte viele Tiere auf seinem Hof. Bei ihm lebten auch die Katze Miezi und der Hund Schnuffi. Die Beiden hatten eine Sonderstellung auf dem Bauernhof. Der Bauer hatte
einen Jungen und ein Mädchen, sie heißen Timo und Susi.
Die beiden Kinder liebten ganz besonders Miezi und Schnuffi.
Es beruhte auf Gegenseitigkeit, denn Miezi und Schuffi liebten die Kinder auch. Die Beiden bekamen von den Kindern besondere Leckerli.
Miezi war eine aufmerksame Katze. Ihr Fell war bräunlich und ein weißer Fleck zierte ihre Brust. Alle Tiere auf dem Bauernhof brachten ihr eine große Achtung entgegen, denn sie war sehr schlau und gelehrig.
Schnuffi war ein kleiner, schwarzer Hund. Er hatte Dackelbeine und einen Stummelschwanz. Schnuffi war auch gelehrig, und außerdem war er ein guter Ratten- und Mäusefänger. Viele Dorfbewohner nannten ihn
abfällig „ Dokö“, was schlechthin Dorfköter bedeutet.
Eines Tages trafen sich Schnuffi und Miezi, rein zufällig, in der Scheune des Bauern. Sie unterhielten sich und schütteten sich gegenseitig ihr Herz aus. Beide hatten den gleichen Gedanken sowie
den gleichen Wunsch. Sie wollten beide Abenteuer erleben und auf Wanderschaft gehen. Sie verabredeten sich für den nächsten Morgen.
Es war noch sehr zeitig, als sich die Beiden auf den Weg machten.
Der Mond stand noch am Himmel, und der Hahn Ferdinand hatte noch nicht gekräht.
Doch sie kamen nicht so recht voran, da Miezi ständig nach den Mäuselöchern sah, die rechts und links der Straße reichlich vorhanden waren. Schnuffi ärgerte sich über das Verhalten der Katze. Er sagte wütend: „ Wenn du weiter nach Mauselöchern schaust, da können wir ja gleich wieder umkehren“. Miezi ließ danach von den Mauselöchern ab, und sie kamen zügig voran.
Plötzlich und unerwartet stand der Zwerg Schnuckiflink vor ihnen.
Der Zwerg hatte ein verweintes Gesicht und er zitterte am ganzen Körper. Schnuckifink hatte in der rechten Hand sein rotes Zwergenmützchen, und in der linken Hand hielt er eine Angelrute.
Er rief: „ Helft mir, schnell, helft mir“, danach drehte er sich wieder um, und verschwand im nahe gelegenen Schilfgürtel. Miezi und Schnuffi rannten dem Zwerg hinterher. Sie erreichten einen großen Seerosenteich. Mitten im Teich, auf einem Seerosenblatt, saß ein kleines Kätzchen und es hielt sich krampfhaft am Blatt fest. Das Kätzchen maunzte ganz kläglich.
Schnuffi sprang mit einem Riesensprung ins Wasser. Er nahm den Stängel der Seerose in sein Maul, und er schwamm mit dem Kätzchen ans rettende Ufer.
Dort warteten schon ganz aufgeregt Mieze und der Zwerg. Miezi hielt in ihren Pfoten einen großen Strauß Klettenblätter. Die beiden Ausreißer trockneten mit den Klettenblättern das nasse Kätzchen ab. Der Zwerg tanzte derweil fröhlich singend um die Drei herum. Als das kleine Kätzchen trocken war, bedankte es sich bei den Dreien, und verschwand flugs im Unterholz.
Der gute Mond stand schon am Himmel und im Unterholz rief ganz
schaurig das Käuzchen. Es war Zeit um Schlafen zu gehen. Sie hatten
aber kein Quartier zum Übernachten. Zwerg Schnickiflink riet den Beiden
ins nahe gelegene Dorf zu gehen, dort würden sie schon eine Bleibe finden.
Im Dorf angekommen, bekamen sie gleich eine Unterkunft beim Bauern Wachenbrunner. Er war ein gütiger Bauer, der immer für alle herumziehenden Gesellen eine Übernachtung hatte.
Der Bauer sagte: „ In der Scheune ist viel Platz für euch, da könnt ihr gleich die Ratten und Mäuse verjagen.“ Am nächsten Morgen wurden sie durch die Kühe geweckt, die vor Hunger mit ihren Ketten rasselten.
Sie frühstückten ausgiebig beim Bauern und machten sich erneut auf
den Weg.
Schnuffi und Miezi waren schon zwei Stunden unterwegs, als sie an einen Fluss kamen. Am Ufer des Flusses stand eine schwarzweiße Kuh,
die laut muhte. Ihre Schwestern waren auf der anderen Uferseite und fraßen dort genüsslich Gras. Die Kuh hatte Angst ins Wasser zu gehen.
Schnuffi sagte zur Kuh: „ Höre auf zu muhen, wir helfen dir den Fluss zu überwinden. Er suchte sehr lange am Ufer bis er eine flache Furt fand. Er watete bis zur Flussmitte und rief dann die Kuh, die sich nur zögerlich ins Wasser begab. Schnuffi wartete bis die Kuh bei ihm war, und dann wateten beide bis zur Uferböschung. Die Kuh war überglücklich, denn sie wurde von ihren Schwestern freudig, muhend,
begrüßt. Alle schwarzbunten Kühe bedankten sich bei Schnuffi und Miezi und sie blökten im Chor: „ Wenn ihr wieder bei uns vorbei kommt, könnt ihr frische Milch „ in Hülle und Fülle“ bekommen. Von der dargebotenen Milch nahmen sie nur einige Schlucke, da sie in großer Eile waren.
Es wurde schnell dunkel, und da sie kein Quartier hatten, mussten sie
im dunklen Wald übernachten. Miezi legte sich unter eine kleine Tanne. Die Zweige der kleinen Tanne reichten bis zum Waldboden. Miezi schlief geschützt und sicher ein. Schnuffi nahm unter einer kleinen Buche sein Nachtquartier. Er schlief aber nicht ein, weil er große Angst hatte.Die nächtlichen Geräusche und das Rufen der Eulen erschreckten ihn sehr. Der Hund kroch unter die Tanne zu Miezi. Miezi schlief aber sehr fest und sie wurde nicht wach. Der Hund legte seine linke Vorderpfote über die Katze, und er schlief im Nu ein.
Am anderen Morgen kämmten sie sich mit Tannenzweigen und wuschen sich an der Quelle. Anschließend setzten sie ihre Reise fort. Sie waren schon ein gutes Stück gegangen als sie ein Klagen und Jammern hörten. Mitten auf einer bunten Wiese stand ein alter Brunnen. Um diesen saßen einige Ziegenkinder und weinten bitterlich. Die beiden Abenteurer erkundigten sich nach dem Grund des Traurigseins. Das kleinste Ziegenkind meckerte leise: „Uns ist unser Spielball in den Brunnen gefallen, und wir kriegen ihn nicht raus.“
Miezi sagte: „ Seid nicht traurig, ich hole euch den Spielball.“
Sie nahm eine Efeuranke, die sie dem Hund gab. Schnuffi nahm die Ranke in sein Maul und hielt diese fest. Die Katze kletterte an der Efeuranke in den Brunnen. Sie erreichte den Ball und warf ihn auf die Wiese.
Aus purer Dankbarkeit leckten die Ziegenkinder den Hund und die Katze ab. Den beiden Rettern gefiel das gar nicht, denn die kleinen Ziegenbärtchen kitzelten sehr. Die Ziegenkinder nahmen Miezi und Schnuffi mit in ihr Ziegenhaus. Dort angekommen, wurden beide von den Ziegeneltern herzlich begrüßt. Die Retter wurden reichlich bewirtet und die Nacht verbrachten sie im Ziegenhaus. Der gute Mond schaute durch einen Dachsparren zu ihnen herab.
Am nächsten Morgen wurden Schnuffi und Miezi von der Ziegenfamilie herzlich verabschiedet. Vorher gab die Ziegenmutter den Beiden zwei Kannen mit Ziegenmilch mit. Die Milch sollte den Hund und die Katze vor quälendem Durst schützen. Schnuffi und Miezi liefen zügig los, wobei die Katze Mühe hatte, Schnuffi zu folgen.
Nach kurzer Zeit fing es heftig zu regnen an. In kurzer Zeit waren die beiden Ausreißer pitschenass. Schnuffi konnte gar nicht mehr richtig gucken. Seine Fellzotteln hatten ihm fast die Augen verklebt. Er hielt von Zeit zu Zeit an, und er streifte sich die Zotteln aus seinem Gesicht.
Miezi ging es aber noch viel schlechter. Der starke Regen hatte ihr Fell bis auf die Haut durchgeweicht. Man sah überall ihre freien Hautstellen.
Sie ereichten zum Glück eine alte Feldscheune. Beide Scheunentore hingen halbschräg in den Angeln. In der Scheune lagen etliche Strohballen. Schnuffi baute sich aus diesen ein Lager. Miezi kletterte bis unter das Scheunendach. Dort oben legte sie sich auf das Stroh. Es fehlten einige Dachsparren, so daß die Katze einen guten Ausblick hatte.
Die beiden Freunde schliefen schnell ein. Gegen Abend wurden sie durch leises klägliches Piepsen geweckt. Im Scheunengang waren zwei kleine Entchen zu sehen. Die beiden Entchen waren zerzaust und
sehr mit Lehm beschmiert. Als sie den Hund und die Katze sahen erschraken sie gewaltig. Langsam und vorsichtig ging Mieze zu den beiden Entchen. Das kleinere Entchen berichtete folgendes: „ Wir saßen am Ufer, nach dem wir schwimmen waren. Da kam unerwartet der Trunkenbold Pfennigklau und fing unsere Mutti mit einem Kescher.“ Das Entchen erzählte weiter: „ Der Trunkenbold steckte unsere Mutti in einen Jutesack und ging nach Hause.“ Das größere Entchen meinte, wir wissen gar nicht, ob ihre Mutti noch lebt. Schnuffi kam noch hinzu und sie berieten, wie man die Sache zum Erfolg bringen könnte.Dann machte er den Vorschlag, Trunkenbold Pfennigklau zu Hause aufzusuchen.
Die Vier machten sich auf den Weg zu Pfennigsklau. Sie versteckten sich im Wald, der bis an das Haus herreichte. Von dort beobachteten sie das Haus. Nach kurzer Zeit kam der Trunkenbold aus seinem Haus. Er ging in den Schuppen und kam mit seinem Moped heraus gefahren.
Als er weggefahren war, gingen die Vier zum Haus. Aus dem Schuppen, der neben dem Haus stand ertönte ein leises Klagen.
Sie gingen in den Schuppen und in einer Box sahen sie, die zerzauste Entenmutti.
Schnuffi öffnete das Vorhängeschloss, die Entenmutti kam raus, und nahm ihre beiden kleinen Entchen unter ihre Flügel. Es spielten sich eine ganze Reihe von Freudenszenen ab. Die Entenfamilie schnäbelte abwechselnd liebvoll, die Katze und den Hund ab.
Die Fünf beeilten sich danach weg zu kommen, denn sie wollten nicht dem Trunkenbold begegnen. Sie gingen gemeinsam ein großes Stück des Weges. Der Weg gabelte sich. An der Gablung stand ein Straßenschild. Der rechte Weg führte nach Sperlingshausen und der linke nach Apfelstädt. Die Entenfamilie wohnte in Sperlingshausen,
und die beiden Abenteurer wählten den Weg, der nach Apfelstädt führte.
Nach kurzer Zeit wurde es schon dunkel, Miezi und Schnuffi wählten eine alte Feldschmiede, die halbzerfallen und einsam am Weg stand.
Sie machten sich in dieser ihr Nachtlager zurecht. Sie waren gerade beim Einschlafen als über ihren Köpfen ein Kumit, Kumit erklang.
Es war das nächtliche Rufen eines Käuzchens.
Schnuffi flüsterte der Katze zu, das Rufen des Käuzchens sei ein sicheres Zeichen, das keiner die alte Schmiede aufsucht. Sie schliefen
aneinander gekuschelt ein.
Am nächsten Morgen standen sie früh auf, und sie machten sich erneut auf den Heimweg. Sie waren schon ein gutes Stück des Weges voran gekommen, als Miezi erneut über Fußschmerzen klagte. Sie machten Halt und setzten sich auf eine Milchrampe, die gerade am Weg stand. Beide ließen ihre Füße baumeln und dösten vor sich hin.
Sie wurden durch ein Rattern und Quietschen hellwach. Ein Bauer
fuhr mit seinem Ochsenkarren des Weges. Er hielt sein Ochsengespann bei den beiden Ausreißern an. Er fragte: „ Was seid denn ihr zwei für welche.“
Sie gaben beide dem Bauern auf seine weiteren Fragen die richtigen Antworten.
Der Bauer wollte zu Bauer Kunze und von diesem Haferstroh holen.
Bauer Kunze war ja ihr vertrauter Lehnsherr, ja ihr zu Hause.
Die Katze und der Hund freuten sich riesig, dass sie auf dem Ochsenkarren mitfahren durften, und sie dann wieder bald zu Hause waren.
Der Ochsenwagen hatte eine Plane und auf dem Karrenboden lagen mehrere Jutesäcke übereinander. Die Beiden legten sich auf die Jutesäcke und schliefen schnell ein.
Das Rattern und Schlingern des Karrens störte sie nicht. Die Sterne und der Mond schauten auf das Gefährt herunter und mussten herzhaft schmunzeln. In der Nacht wurden Schnuffi und Miezi wach.
Sie froren mächtig, denn ein kalter Wind blies über den Ochsenkarren.
Sie schmiegten sich noch enger aneinander und türmten die Jutesäcke um sich herum. Die Straße wurde immer schlechter, und das Rattern und das Holpern der Räder ließ sie nicht wieder einschlafen. Sie lagen auf dem Karrenboden und blickten zu den Sternen. Irgendwann schliefen sie wieder ein.
Ein schmetternder Krähruf weckte sie. Der Ruf kam von Fridolin, dem Hahn vom Bauern Kunze. Hurra, hurra sie waren endlich wieder zu Hause. Die Katze und der Hund sprangen von der Karre, und da kamen schon die Kinder des Bauern Kunze angerannt. Susi nahm Miezi in ihre Arme,und Timo streichelte Schnuffi, und beiden liefen Freudentränen über ihre Gesichter. Alle Tiere des Bauernhofes sammelten sich um die beiden Ausreißer. Es war ein gackern, muhen, schnattern und wiehern zu hören. Die Tiere freuten sich auch alle. Bauer Kunze meinte beiläufig,
jetzt geht es bestimmt auch Großmutter Trude wieder besser.
Auf dem Bauernhof des Bauern Kunze nahm alles wieder einen normalen Verlauf.
Zur Abendzeit versammelten sich alle Tiere in der alten Scheune. Miezi und Schnuffi erzählten dann von ihren vielen Abenteuern. Der Mond schaute dann immer vom Himmel zu.


© Jürgen


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