Das Forum des Tand und Tinnef

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Das Forum des Tand und Tinnef...(nach einer wahren, aber fiktiven Begebenheit)

Es war einmal ein kleiner, unscheinbarer Mensch, der in seinem Wesen recht frohgemut und offen übers Land zog.
Nichts konnte seines Geistes blauer Himmel trüben, kein noch so winzig graues Wölklein schob sich vor seine sonnigen Gedanken.
Und so kam es eines Tages, da schlenderte er über ein weites Forum, auf dem fliegende Händler all ihre Waren feilboten und der allgemeinen Anschauung zur Verfügung stellten. Interessiert ob der augenscheinlichen Vielfalt verlangsamte er seine Schritte und hielt inmitten des Platzes inne. Die Augen weit geöffnet. Die Sinne am Wetzstein geschärft. Voller Erwartung und Verlangen steuerte er auf den ersten Stand zu, bei dem eine ebenso unscheinbare Person wie er selbst, lediglich wenige Werke ausgelegt hatte. Ein leiser Laut der Bewunderung kam über seine Lippen und wie er da stand, mit dem Kleinod in Händen, vergaß er die Zeit. Er war verzaubert.
Sachte legte er das Werk wieder zurück, dankte der unscheinbaren Frau und zog weiter. Als er schon einige Schritt weit gegangen war es ihm, als hallte eine sanfte Stimme in seinen Gedanken nach: “Geh nicht auf diesen Platz…das Chaos gebietet dort…” Doch warhaben wollte er diese Worte nicht, so lief er blind hinein.

Was sich ihm nun offenbarte, überstieg sein frohes Wesen und schon bald entledigte er sich seiner neutralen Ausdrucksweise. Es kam so: zunächst war Platz, Platz zum Atmen, zum Nachsinnen und es herrschte weite Übersicht.
Doch urplötzlich drängte sich ein Stand an den nächsten und hinter jedem hockte ein Gockel, der aus vollster Kehle und Überzeugung krähte:”SCHAUT HEER! SCHAUT HEER! SEHT AN MEIN WERK! SEHT AN MEIN WERK! SO VIELE HAB ICH HIER NUN AUSGESTELLT! SO VIELE! SO VIELE!” Dem kleinen Menschen graute es nun und eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken, als er die ausgestellten Werke näher betrachtete. Tand und Tinnef sprangen ihm bei jedem Blick beinahe ins Gesicht, so vollgeladen waren die Stände der Gockel. Billiger Glitzer reihte sich ohne Punkt und Komma an fehlerhafte geistige Erzeugnisse und nötigten ihn, schnellen Fußes das Weite zu suchen. Aber ihm kam es nunmehr vor, als sei der Ausgang in ungreifbare Ferne gerückt. Schwer zog und quetschte er sich durch das Getümmel und die erdrückende Enge, erhaschte hier und da kurz ein wahres Aufblitzen irgendeines vergrabenen Werkes, das alsbald aber wieder wie vom Erdboden verschluckt war. So eng ging es auf diesem Forum zu.
Nach und nach, es war ihm nicht bewusst, legte er sein frohgemutes Wesen ab und schaute böse drein. Nun stampfte er auch zusehends mit schwerem Absatz auf und donnerte gummelnd hie und da vorbei. Was für widerwärtiges Zeugs hier auch ausgestellt werden darf! Er verstand es nicht.
Da tauchte vor ihm unvermittels ein klappriger, hoppla-hopp zusammengezimmerter Stand auf, den er beinahe und ohne Rücksicht überrannt hätte. So gingen nur einige Werke zu bruch, die aber bei näherem Betrachten sowieso nur den üblichen Schundcharakter besaßen. “HEDA!” rief ihm ein Gockel über die Schultern, der das Geschehen beobachtete und nun lautstark zu schimpfen begann. Flügel flatterten, heiße Luft wurde kreiert und dem kleinen, zornigen Menschen platze der Kragen: “Ja wisst ihr denn nicht, welchen Schund ihr dem gemeinen Volk anpreist? Erkennt ihr denn nicht die Fehlerhaftigkeit eurer eigenen Werke nicht? Welcher Schund, welcher himmelschreiende Schund!” Dies sagte er aber mit ruhiger Stimme, deren tiefes Brummen dennoch weit über den Platz vibrierte. “Sch..SCH…SCHUND?! WIE KANNST DU WAGEN, MEINE WERKE SO ZU BEZEICHNEN? ICH LEBE IN FREIER ENTFALTUNG MEINER KUNST! DU.. DU.. FASCHO!” war die erboste Erwiederung des Gockel zu seiner linken. Und mit diesem erhob sich nun eine wahre Kakophonie: “FASCHO! FASCHO! ER WILL DIE FREIE KUNST BESCHNEIDEN!”
“Meine lieben Leute! Hört ihr denn richtig zu?….” aber seine Gegenfrage ging im allgemeinen Geplärre unter.
Er zog seines Weges weiter, und weiter. Manches Mal versuchte er, den Gockeln hinter ihren Ständen ihre Fehler zu erläutern und sie aufmerksamer für Ideen zu machen, jedoch waren all seine Versuche, zu Helfen, nun schon von Vornherein zum Scheitern verurteilt.

Der anfangs so frohgemute kleine Mensch, der rechtes Interesse an Kunst und Werke besaß wurde in den Augen der Gockel so zum rechten Mensch, dem also nur kleines Interesse an Kunst und Werke innewohnte und kritisieren durfte er schon überhaupt und gleich zweimal nicht mehr. Denn dies passte nicht hierher, auf das Forum des Tand und Tinnef…


© :D ICH


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Beschreibung des Autors zu "Das Forum des Tand und Tinnef"

hahaha :D
Meine Seele lacht, mein Auge weint...vor Lachen!




Kommentare zu "Das Forum des Tand und Tinnef"

Re: Das Forum des Tand und Tinnef

Autor: Ronia Tading   Datum: 10.09.2015 21:27 Uhr

Kommentar: Hallo :)

eine sehr passende, metaphorische Erklärung der gegebenen Situation (auf die ich im Übrigen nicht weiter eingehen brauche, denn das liegt auf der Hand :) )!!!

Tatsache ist, dass grobe Fehler, die aus mangelnder Kenntnis der Sprache entstehen als "Kunst" betitelt werden, was in diesem Fall sogar noch grauenhafter ist, als die Fehler selbst!

Sehr schön dargestellt :) Auch das "auf sich aufmerksam machen" in Form von lautem Krähen spiegelt sehr gut das penetrante, tagtägliche, häufige Posten der eigenen Werke wieder.

Alles in Einem eine sehr nette bildliche Zusammenfassung der Lage! :)

Liebe Grüße


R.T.

Re: Das Forum des Tand und Tinnef

Autor: Stefan S.   Datum: 10.09.2015 22:22 Uhr

Kommentar: Was für eine Geschichte! Liege immer noch unter dem Tisch vor Lachen! Bin seit 1 Jahr nicht mehr dazu gekommen zu schreiben, aber das was ich heute gelesen habe bestätigt deine Geschichte voll und ganz. Vielen Dank dafür. Stefan S.

Re: Das Forum des Tand und Tinnef

Autor:   Datum: 10.09.2015 22:26 Uhr

Kommentar: Meine Kommentare wurden gelöscht ;)

Ich habe über die Jahre eine Menge Gedichte geschrieben. Nicht täglich, nicht wöchentlich. Aber ich habe vor sie hier regelmäßig zu posten.
Ob mich das jetzt zum Leitwolf macht, mögen andere beurteilen.
Urteilen tun sie eh alle...

Hier ein Beispiel meines Willkommens in diesem Forum:

https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/26/Gedanken/39696/HaluziNation/

Ich bitte dabei nur die Kommentare zu lesen.


Ich habe meine Heimat durch Deutschlands Politik verloren...

Seitdem ich regelmäßig hier alte Sachen reinsetze, mit alternativer Meinung,
fühlen sich Gläubige sehr belastet.
Wie es aber um jene steht, die lebenslänglich umzingelt sind von Symbolen,
von Aufklärern und Bekehrern und von dominanten Gruppen der einzigen
Wahrheit, danach kräht kein Hahn.


Ich hoffe bloß, mein Kommentar wird nicht wieder zensiert.


LG. vom Waldeck!

Re: Das Forum des Tand und Tinnef

Autor: Homo_Ingenuus   Datum: 11.09.2015 17:25 Uhr

Kommentar: Vielen Dank, Freunde des gepflegten Sarkasmus :)
Lasst uns einen Club gründen...den "Club der faschoiden Dichter"!
Ne, mal im Ernst: wer sich über angebrachte, wenn auch sehr sarkastische Kritik aufregt und sogleich mit der "licentia poetica" um sich wirft, der ist meistens im argumentatorischen Hintertreffen angelangt, denn er weiß nicht wirklich, was damit im Endeffekt gemeint ist.

Stefan S., ja, ich stellte mich auch schon vor die Wahl, nichts mehr zu posten und mich sogar abzumelden. Aber momentan belustigt mich das Geschehen, weil es meine Muse anregt, etwas freizügiger das "böse" fließen zu lassen.

Waldeck: Auch die anderen Kommentare wurden "gelöscht". Ich glaube, das ist ein Fehler im System gewesen.
Leitwolf, nun, es kommt auf die Qualität der Werke an, nicht auf die Quantität, das betonte ich schon immer in meiner Kritik. Ebenso verurteile ich die Überschwemme.
Wenn du kontroverses ansprichst, finde ich das sehr gut, und wäre der letzte, der dich daran hindern würde. Allerdings könnte es mir einfallen, ebensolche Kommentare wie zu devatomm zu schreiben, insofern deine Werke sprachlich-stilistischen Nonsense glichen. :)
Ich finde deine vermittelnde Schreibweise übrigens sehr gut, mal am Rande erwähnt.

Zu deinem Werk, das von Yeah-Sah-Ja kommentiert wurde folgendes: Find ich recht gut geschrieben. Und Yeah-Sah-Ja ist übrigens einer der Scheuklappen-tragenden hier, die sich Autoren schimpfen. Seine Werke und vorallem Kommentare sind in ihrer Art und ihrem Stil schon sowas von festgefahren wie schon lange nichts mehr.
Aber das ist ein anderes Thema...

Grüße an alle
Freigeboren!

Re: Das Forum des Tand und Tinnef

Autor:   Datum: 11.09.2015 20:15 Uhr

Kommentar: Ich finde, sich einiges sagen zu können ohne zur LiteRATTE zu mutieren
sollte möglich sein.

Und ein Forum zu verlassen weil die Dinge nicht so laufen... wo laufen sie denn
anders?
Dieses Forum ist auch nur ein Spiegel der Gesellschaft.

Du kannst ruhig das schreiben wonach dir ist und Kritik an anderen übe ich nicht,
weil es nichts bringt.
Ich habe eben meinen Geschmack und der wird niemals beliebt sein.

Die Gedichte von devatomm erinnern mich sehr an viele in einem anderen
Lande und deren Sprache. Ich mag diesen Stil nicht und der ist nicht schwer
zu bewerkstelligen.
Der Inhalt ist eine andere Sache. Ich habe wegen poetisch guten Ideen auch
von ihm Werke favorisiert. Weil der Stil nicht ausschlaggebend sein sollte,
gute Ideen nicht zu verstehen.
Doch ich spare mit meiner Energie. Ich bin viel zu aktiv gewesen, habe zu viele
Kommentare gegeben und dies werde ich in Zukunft nicht mehr tun.
Es wird einem sogar als dominantes Verhalten ausgelegt.

Die Hintergründe würde ich dir unter Umständen privat erklären.

Ich schreibe deswegen viel, um die Chance auf ein gutes Gedicht zu erhöhen.
Die Suche nach dem Jackpot, der idealen Formel.
Man kann danach leicht süchtig werden.
Und man kann es als Selbstdarstellung missverstehen.

Anhand von Werken auf einen Autoren zu schließen, könnte zu großer
Fehlannahme führen.
Zwischen Fiktion und Wirklichkeit ist wie zwischen Phantasie und Alltag.


Da ich die Edda mag und nordische Mythen müsste ich nur noch Wagner hören.
Oder Rammstein oder irgendwas für den offiziellen
Club der toten nationalen Dichter...

Ich habs: Triarii!!! :D
Das hört sich ziemlich erfolgsversprechend an.


Und nein... noch nie war Quantität auch Qualität.
Hier widerspricht dir bestimmt keiner.



Ich bin der Meinung, dass hier die meisten Leute sich untereinander verstehen.
Und da ich kein Dichter bin, habe ich auch keine Ansprüche an irgendwelchen
Meriten. Ich freue mich aufrichtig für jedes gute Gedicht, auch wenn ich weiß,
dass Literatur nicht die Welt verändert. (Der Meisten...)

Außerhalb dieses Forums lese ich schon lange keine Gedichte mehr.

Da gibt es andere Literatur die meine ganze Aufmerksamkeit genießt.




Grüße zurück an alle hier!

Etwas weniger frei geboren,
aber freiwillig.


sorry, manchmal habe ich eine verdammt gute Laune.

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