Alina saß an ihrem Schreibtisch. Sie war neun Jahre alt und ging in die dritte Klasse. Zu morgen sollten sich die Schüler eine kleine Geschichte ausdenken und aufschreiben. Doch im Geschichten schreiben war Alina überhaupt nicht gut. Nun lag schon fast eine Stunde ein leeres Blatt vor ihr und Alina fiel einfach nichts ein. Sie sank mit ihrem Kopf auf das Blattpapier nieder.
Dann hörte sie plötzlich ein Räuspern. Alina hob ihren Kopf und direkt vor ihr, auf dem Schreibtisch, stand ein kleiner Kobold mit braunen Schuhen, langen blonden Haaren und grüner Kleidung. Alina blinzelte, da sie dachte, dass sie sich den Kobold nur einbildete. Doch auch nach dem Blinzeln stand er noch vor ihr. ,,Wer bist du?´´, fragte Alina vorsichtig. Der Kobold sprang auf Alinas Schulter und sie zuckte zusammen.
,,Ich bin Kobold Naseweis´´, sagte der Kobold mit hoher Stimme. ,,Kobold wer?´´ , fragte Alina. ,,Naseweis´´ , wiederholte er laut und sprang wieder auf den Schreibtisch.,, Ich sehe, dass du bei deiner Hausaufgabe nicht weiter kommst´´ , sagte er dann. ,,Ich habe noch nicht mal angefangen. Mir fällt einfach nichts ein´´, murrte Alina. ,,Aber mir fällt bestimmt was ein´´, sagte Kobold Naseweis sicher. ,,Mal überlegen. Du musst Dir ja nicht unbedingt etwas ausdenken. Schreibe doch irgendetwas auf, was du selbst erlebt hast´´ , fügte er überzeugend hinzu. ,,Oh ja, daran habe ich noch gar nicht gedacht´´ , sagte Alina erfreut.,, Ich glaube, ich schreibe über unseren letzten Urlaub in Frankreich und was wir da Tolles erlebt haben´´, entschloss Alina sich und fing mit Freude an zu schreiben. Was Alina aber überhaupt nicht freute, war, dass Naseweis die ganze Zeit irgendetwas in ihrer Geschichte verbessern wollte.
Dann schrieb Alina ein Wort falsch und Naseweis schnappte sich sofort dass Radiergummi, welches genauso groß war wie er selbst und radierte das falsch geschriebene Wort aus. Dann nahm er den riesigen Bleistift in die Hände und schrieb das Wort richtig hin.
Als Alina fertig war, stellte sich Naseweis direkt auf das Blatt und überprüfte jedes einzelne Wort. Als er fertig war, schaute er zu Alina auf und sagte: ,,Naja, wenn wir uns das nächste Mal sehen, dann möchte ich aber eine sauberere Schrift sehen.´´ Insgeheim hoffte Alina, dass sie Naseweis nicht allzu bald wieder brauchte. Es war gar nicht nicht so einfach mit ihm. Am nächsten Tag gaben alle Schüler ihre Geschichten bei der Lehrerin ab und einen Tag später bekamen sie sie schon wieder zurück. Alina erhielt ihre als letztes. Die Lehrerin kam zu ihr an den Tisch und legte die Geschichte darauf. Dann zeigte sie auf das Wort, was Naseweis verbessert hatte und sagte leise: ,,Diese Schrift kommt mir bekannt vor. Kobold Naseweis hat mir schon zu meiner Schulzeit bei den Hausaufgaben geholfen.´´ Mit einem Lächeln ging sie nach vorne an die Tafel.
Am darauffolgenden Tag, als Kobold Naseweis mal wieder ungeduldig Alina bei den Hausaufgaben half, sagte sie irgendwann: ,,Du Naseweis ? Kannst du mir bei einer anderen Sache helfen, die jetzt nichts mit Hausaufgaben zu tun hat?´´
Kobold Naseweis verkniff das Gesicht, sprang vom Tintenfass runter, auf dem er gesessen hatte und sagte in seiner quakigen Stimme: ,,Lass mal hören. Wenn es etwas Interessantes ist, überlege ich es mir vielleicht.´´
,,Also. Seit ungefähr einer Woche verschwindet in der Schule jeden Tag eins meiner Pausenbrote. Ich esse das eine in der ersten Pause und das andere in der zweiten. Und zur zweiten Pause ist das zweite Pausenbrot immer verschwunden. Und ich hatte gedacht, Du könntest Dich morgen vielleicht mal in der ersten Pause im Klassenzimmer verstecken und beobachten´´, erzählte Alina. Kobold Naseweis überlegte und fragte: ,,Hast du irgendjemanden im Verdacht?´´
,,Nein ´´, antwortete Alina. ,,Okay. Ich werde die Sache unter die Lupe nehmen. Aber nur, wenn Du Dich jetzt bei deinen Hausaufgaben etwas mehr anstrengst´´, sagte Naseweis mürrisch. Alina rollte mit den Augen. Natürlich so, dass es Naseweis nicht sehen konnte. Sie wandte sich wieder ihren Hausaufgaben zu. Am nächsten Morgen betrat Alina mit Kobold Naseweis, versteckt unter ihren Haaren auf der Schulter, die Schule.
Naseweis trug braune Detektivkleidung, mit Hut und Gürtel, in dem eine Lupe steckte. Als sie vor Alinas Klassenzimmer angelangt waren, vor dem ihre Mitschülerinnen und Mitschüler warteten, machte Naseweis Alinas Haare etwas zur Seite, um etwas sehen zu können. Bis zur ersten großen Pause wartete Naseweis in Alinas Rucksack. Naseweise luscherte mit einem Auge vorsichtig aus dem Rucksack, um sich zu vergewissern, ob auch alle zur Pause das Klassenzimmer verlassen hatten.
Dann ging plötzlich die Klassentür auf und Naseweis beobachtete.
Es war eine Schülerin, die dort das Klassenzimmer betrat und in Richtung Alinas Tisch ging. Kobold Naseweis rutschte ganz schnell wieder in den Rucksack hinunter, um unentdeckt zu bleiben. Dann griff eine Hand in den Rucksack und Naseweis drückte sich in die letzte Ecke, um nicht erwischt zu werden. Die Hand zog das in Butterbrotpapier gewickelte Pausenbrot aus der Tasche und kurz darauf hörte man wieder die Klassenzimmertüre auf und zu gehen. Die Schülerin war verschwunden, einfach mit einem fremden Pausenbrot. Das teilte Kobold Naseweis Alina natürlich gleich nach der Pause mit. Sie war sehr sauer. Alina hatte vor, die Diebin am nächsten Tag auf frischer Tat zu ertappen. So beobachtete Alina am folgenden Tag ihre Mitschülerin in der ersten Pause genau. Als sie vom Pausenhof ins Schulgebäude ging, folgte Alina ihr möglichst unauffällig.
Sie musste genau darauf achten, dass sie nicht von einem Lehrer gesehen wurde, denn die liefen hier in der Pause überall herum, um zu gucken, ob auch alle Schüler auf dem Schulhof waren. Alina beobachtete, wie ihre Mitschülerin, sich immer wieder umsehend, den Gang hinunter ging und dann im Klassenzimmer verschwand. Plötzlich erschien Kobold Naseweis auf Alinas Schulter. ,,Was willst du denn hier?´´, fragte Alina leise.
Naseweis grinste und sagte: ,,Ich möchte natürlich mit angucken, wie du sie ertappst.´´ Kopfschüttelnd ging Alina etwas schneller den Gang runter, um ihre Klassenkameradin auch noch rechtzeitig zu erwischen.
Alina öffnete etwas lautstark die Klassentüre. Ihr Mitschüler fuhr erschrocken herum und ließ das Brot zu Boden fallen. Dann ging Alina immer dichter auf ihre Mitschülerin zu und sagte: ,,Warum klaust du mir mein Pausenbrot?´´
Die Klassenkameradin wurde ganz rot im Gesicht, hob das Brot vom Boden auf und sagte mit zittriger Stimme und auf den Boden starrend: ,,Entschuldigung. Aber ich habe doch immer so ein Hunger und meine Mutter hat kaum Zeit mir so ein schönes belegtes Brot mitzugeben.´´ Alina war davon etwas gerührt und sagte: ,,Wenn das so ist, dann gebe ich dir gerne mein zweites Pausenbrot.´´ Die Mitschülerin war Alina sehr dankbar, dass sie ein so gutes Herz hatte. Nur Kobold Naseweis hatte natürlich wieder etwas zu meckern: ,,Warum gibst du ihr das Brot? Da kannst du doch nichts für, dass ihre Mutter keine Zeit für sie hat.´´ Alina nahm Naseweis von ihrer Schulter und hielt ihn fest vor ihr Gesicht und sagte mahnend zum zappelnden Kobold: ,,Hast Du schon vergessen, wer Dir immer Essen gibt? Vielleicht sollte ich das auch mal nachlassen. Mal gucken, wie Du das findest.´´ Das wollte Kobold Naseweis auf keinen Fall und so setzte er sich zwar schmollend, aber ruhig wieder auf Alinas Schulter.
,,Du Naseweis, wo kommst Du eigentlich her?´´ , fragte Alina neugierig, als sie mal wieder bei den Hausaufgaben saßen. Naseweis schaute sie an und sagte: ,,Ich mache Dir einen Vorschlag. Wenn Du alle Mathematikaufgaben richtig machst, werde ich Dir zeigen wo ich herkomme.´´ Alina wollte natürlich
unbedingt wissen, wo Naseweis herkam und so strengte sie sich bei den Hausaufgaben doppelt so sehr an, als sonst und das Ergebnis war perfekt. Als Kobold Naseweis mit der Kontrolle fertig war, sah er zu Alina auf und sagte: ,,Ach… Wenn man Dich mit etwas lockt, geht es also. Na dann weiß ich das ja für die Zukunft.´´ ,,Zeigst Du mir jetzt, wo Du herkommst?´´ , fragte Alina ungeduldig. Kobold Naseweis nickte, nahm seinen grünen Hut ab, stieg mit seinen Füßen hinein und nahm Alina an die Hand. Sie wurde immer kleiner und dann verschwanden sie im Hut.
Alina fand sich liegend zwischen riesengroßen Grashalmen wieder. Kobold Naseweis stand neben ihr und wirkte jetzt überhaupt nicht mehr klein. Er gab Alina die Hand und zog sie hoch. Sie waren jetzt beide gleich groß, denn Alina war tatsächlich geschrumpft und so klein wie ein Kobold. ,,Warum bin ich plötzlich so klein wie Du?´´, fragte Alina verwundert. ,,Du möchtest schließlich mein zu Hause sehen und in deiner Menschengröße kommst Du da nicht rein´´, antwortete Naseweis. Während sie so durch das hohe Gras liefen, schaute sich Alina interessiert um und sagte: ,,So sieht ein Kobold also die Welt? Ganz schön riesig.´´ Sie gelangten auf einen Sandweg, raus aus der Wiese. In der Ferne sah Alina eine Holzbrücke, die für einen Menschen wahrscheinlich nicht so weit entfernt war, wie für einen kleinen Kobold. ,,Wo gehen wir jetzt hin?´´, fragte Alina nach einiger Zeit, als sie die Brücke erreichten.
,,Ich zeige dir jetzt erstmal, wo meine Familie wohnt, dass ist nämlich gleich hinter der Brücke´´, sagte Kobold Naseweis freudig. Alina fühlte sich immer noch ziemlich komisch, so als laufender Zentimeter. Bevor sie die Brücke überquerten sagte Kobold Naseweis: ,,So. Jetzt musst du aufpassen. Du musst dich beim überspringen der Rillen zwischen den Holzbrettern kräftig abstoßen oder Anlauf nehmen. Wenn du runter ins Wasser fällst, sieht es schlecht aus für dich, denn dort schwimmen Fische, die alles fressen, was ihnen in den Weg kommt. Und obendrein müsste ich mir dann eine neue Schülerin suchen, die Probleme bei den Hausaufgaben hat, also pass auf.´´ Kobold Naseweis war etwas schneller als Alina, denn er hatte bereits Übung darin. Aber natürlich wartete er zwischendurch immer mal wieder, wenn Alina zu weit zurück lag. Sie war gerade so ziemlich in der Mitte der Brücke angelangt, wo es eine größere Spalte gab und Alina beim überspringen abrutschte. Sie hielt sich fest und rief nach Naseweis, der schnell zur Hilfe eilte. Er zog sie mit aller Kraft hoch und schaffte es zum Glück. ,,Das war knapp. Den Rest der Brücke bleibe ich vorsichtshalber direkt neben dir´´, sagte Naseweis etwas aus der Puste. Die andere Hälfte der Brücke schafften sie ohne Probleme. ,,Ist das dein zu Hause?´´, fragte Alina aufgeregt und zeigte auf ein braunes Pilzförmiges Haus, dass nicht weit weg von ihnen stand und aus dessen Schornstein Rauch stieg.
,,Ja. Das ist es´´, antwortete Naseweis stolz. Sie gingen immer dichter auf das Haus zu und Kobold Naseweis wurde immer freudiger, dass sah man an seinem Gesicht. ,,Das ist aber ein großes Haus für Kobolde´´, sagte Alina erstaunt über die Größe des Hauses, als sie direkt davor standen. ,,Nun ja. Wir sind nicht gerade eine kleine Koboldfamilie, also haben wir mehrere Etagen´´, erzählte Naseweis. ,,Wie oft bist du hier bei der Familie?´´, fragte Alina Naseweis, der daraufhin hochnäsig antwortete: ,,Nicht mehr so oft, du hältst mich drüben in der Menschenwelt ziemlich auf Trapp.´´ Naseweis klopfte an die Tür, die aus Stöckern gebaut war. Drin hörte man eine alte krächzende Stimme rufen: ,,Großvater. Geh mal zu Tür, es hat geklopft.´´ Kobold Naseweis erkannte die Stimme der Großmutter, die den Großvater von seinem Sessel hoch zu Tür scheuchte. Der Großvater öffnete mürrisch und irgendetwas in seinen Bart brummend die Tür. Als er sah, wer da vor der Tür stand, fiel ihm vor Staunen und Freude sein Monokel aus dem Auge und die Kinnlade runter. ,,Naseweis. Das du mal wieder zu uns kommst. Ist ja unglaublich´´, sagte der Großvater in seiner tiefen Stimme. ,,Ja und ich habe meine kleine Freundin aus der Menschenwelt mitgebracht, die mich dort schwer beschäftigt´´, sagte Kobold Naseweis. Sich mit einer hochgezogenen Augenbraue zu Alina umdrehend. ,,Schön das du jemanden mitgebracht hast´´ , sagte der Großvater hocherfreut und bat beide ins Haus. ,,Sind Mama und Papa da?´´, fragte Naseweis, sehnsüchtig danach seine Eltern wiederzusehen. ,,Die müssten bald wiederkommen. Sie sind beide zum Obst sammeln´´, antwortete der Großvater, dem bei dem Gedanken an einen schönen großen saftigen Apfel
das Wasser im Mund zusammenlief. ,,Und die Kinder. Sind die noch in der Schule?´´, fragte Naseweis seinen Großvater, der sich bereits wieder in seinen Sessel gesetzt hatte. ,,Ja. Die sind noch in der Schule. Willst du nicht hin und sie abholen? Sie werden sich bestimmt freuen´´, sagte der Großvater. ,,Du hast Kinder?´´, fragte Alina erstaunt. ,,Ja. Einen Jungen und zwei Mädchen´´, antwortete Naseweis. ,,Oh ja. Lass sie uns bitte von der Schule
abholen´´, sagte Alina freudig zu Naseweis. ,,Ja. Wir werden gleich losgehen, ich möchte nur noch kurz meiner Großmutter Hallo sagen´´, sagte Naseweis und wollte gerade schon zu Treppe hinauf gehen, da sagte der Großvater: ,,Ich würde die Großmutter an deiner Stelle lieber erst nachher begrüßen. Sie badet nämlich gerade.´´ Dabei wollte Naseweis sie natürlich nicht stören und er machte sich zusammen mit Alina auf den Weg zur Schule der Kinder. ,,Müssen
wir lange gehen?´´, fragte Alina, als sie das Haus wieder verließen. ,,Gehen müssen wir gar nicht´´, sagte Naseweis geheimnisvoll. Da war Alina wieder gespannt, wie sie dann zur Schule gelangten. Sie gingen auf einen Hügel, der sich nicht weit hinter dem Haus befand. Für einen Menschen dürfte er gerade mal die Größe eines Maulwurfhügels gehabt haben. Ganz oben auf
dem Hügel befand sich eine Art Seilbahngondel. Auch aus Stöckern gebaut und mit Gras ausgelegt. Hinter dem Hügel ging es erstmal bergab. ,,Ist das so etwas wie eine Seilbahn?´´,fragte Alina. ,,Du sagst es´´, antwortete Naseweis grinsend. Alina stieg als erstes in die Gondel und Naseweis sagte: ,,Ich werde Anschwung geben und dann rein springen.´´ Er gab einmal einen kräftigen Anstoß und schwang sich dann schnell in die Gondel. Es ging in einem
rasanten Tempo hinab, zwischen den Baumstämmen hindurch und auf einer kurzen, flachen Ebene sogar direkt durch einen dicken Baumstamm mit Loch. Alina machte das einen riesen Spaß und auch Naseweis fand es immer wieder toll. Dann ging es eine ganze Zeit auf gerader Ebene weiter und sogar über einen See, bis sie schließlich langsamer wurden und zum stehen kamen. ,,Das war Wahnsinn´´, sagte Alina, völlig außer sich und stieg aus der Gondel. ,,Hier ist die Schule´´, sagte Naseweis und deutete dabei auf einen großen dicken
Baum. ,,Auf der Plattform in der Mitte des Baumstammes´´, fügte er hinzu und zeigte etwas höher auf eine große Holzplattform, die den Baumstamm einmal umschloss. Alina folgte Naseweis eine Wendeltreppe, die sich um den Baumstamm herum wickelte hinauf. Für die beiden kleinen, war es doch ein ganzes Stück bis zur Mitte des Baumstammes. Sie waren ziemlich außer Atem, als sie die Plattform erreichten. Die Klasse saß auf der anderen Seite des Baumstammes, dennoch hörte man sie deutlich. ,,Gibt es eigentlich noch mehr Schulen hier?´´, fragte Alina interessiert. ,,Ja. Es gibt noch viele Schulen im Koboldwald. Es ist praktisch wie in der Menschenwelt, dort gibt es ja auch nicht nur eine Schule´´, antwortete Naseweis auf Alinas Frage. Sie gingen um den Stamm herum und näherten sich der Klasse. Lauter kleiner Kobolde saßen an ihren Tischen und lernten fleißig. Das fand Alina total niedlich. Als die Koboldlehrerin Naseweis erblickte, breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus und Naseweis nickte und lächelte auch. Die kleinen Koboldkinder waren so in ihre Arbeit vertieft, dass sie Naseweis und Alina gar nicht wahrnahmen, obwohl sie nicht weit weg standen. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis der Unterricht beendet war und so warteten Naseweis und Alina und schauten den fleißigen Koboldkindern beim lernen zu. Alina schaute sich um, denn es war hier kein dichter Wald. Man konnte von hier wunderbar auf den See gucken, über den sie vorhin in der Gondel dahinglitten. Er sah wunderschön aus, wie die Sonne auf ihn schien und ringsherum Blumen in aller Farbenpracht blühten. Alina wurde aus ihren Gedanken gerissen, als der Unterricht beendet war und es lauter zwischen den Kobolden wurde. Die Kinder von Naseweis umarmten ihren Papa und freuten sich riesig ihn mal wiederzusehen. Naseweis machte Alina und seine Kinder miteinander bekannt und dann gingen sie die Wendeltreppe wieder hinab. Unten am Baum standen viele Koboldeltern, um ihre Kinder abzuholen. ,,Wie kommen wir jetzt wieder zurück?´´, fragte Alina Kobold Naseweis. ,,Das wirst du gleich sehen´´, sagte er wieder geheimnisvoll. Alina folgte den Kindern von Naseweis, während er die Gondel holte, zu einer Art Katapultkonstruktion, die bereits gespannt war. Naseweis kam an und setzte die Gondel in das Katapult ein. Alle stiegen in die Gondel ein und dann rief Naseweis einen anderen Kobold zu Hilfe herbei, denn einer musste sie schließlich losschießen. ,,Seid ihr alle bereit?´´, fragte Naseweis nochmal zur Sicherheit. Dann gab er das Okay und der andere Kobold löste das Spannseil. Sie schossen wie eine Kanonenkugel durch die Luft in die Höhe. Die Koboldkinder schrien vor Freude. Es war ein riesen Spaß und sie landeten weich im hohen Gras. Das gefiel Alina eindeutig noch besser als die Seilbahn. Naseweis schleppte die Gondel wieder zum Hügel und positionierte sie dort. Dann gingen sie alle gemeinsam ins Haus. Naseweis Eltern waren auch bereits angekommen und vor dem Haus lag ein großer roter Apfel, den sie mühsam hier her gerollt hatten. Sie begrüßten sich erstmal alle und erzählten sich viel. Allmählich bekamen alle Hunger und die Koboldmama sagte: ,,Also den Apfel, den müssen wir leider draußen essen, der passt hier nicht ins Haus rein.´´ Und so gingen sie alle raus und schlachteten den Apfel. Alina hätte wirklich nicht gedacht, dass sie alle davon satt werden würden und das sogar noch was übrig blieb. Alina wollte am liebsten gar nicht mehr weg hier, denn sie verstand sich mit allen prächtig. Mit Naseweis Kindern spielte sie fangen und verstecken und das machte so viel Spaß. Naseweis Familie wollte so gerne, dass Naseweis für eine Zeit da bliebe, doch das konnte er nicht, denn er wusste, dass Alina ihn alsbald wieder brauchen würde. Es wurde langsam dämmrig und Naseweis schlug vor, bald wieder in die Menschenwelt aufzubrechen. Doch vorher wollte er Alina noch unbedingt etwas zeigen. Da sie sich hier auf einer Anhöhe befanden, konnte man von hier aus einen wunderschönen Sonnenuntergang sehen. Sie gingen bis hin zur Stelle, wo man einen sehr schönen Blick über den Wald hatte. Die untergehende Sonne über den Bäumen war so magisch, dass Alina am liebsten ein Foto gemacht hätte. So einen schönen Sonnenuntergang hatte sie noch nie gesehen. Kobold Naseweis nahm seinen Hut ab, stieg wieder in ihn hinein und fasste Alina an den Händen. Alina merkte wie sie in den Sonnenuntergang hineinflog und sich ihre Augen wieder am Schreibtisch in ihrem Zimmer öffnete. Sie zitterte, weil sie immer noch nicht glauben konnte, was sie erlebt hatte. Es erschien ihr schier wie ein Traum, denn Naseweis saß immer noch ungeduldig neben ihr auf dem Schreibtisch und sagte: ,,Nicht träumen, Hausaufgaben machen.´´ Alina wollte Naseweis
gerade fragen, ob sie nur geträumt hatte oder sie wirklich im Koboldwald waren. Da legte Naseweis einen Finger auf seine Lippen und sagte leise: ,,Pst. Das bleibt ein Geheimnis.´´ Alina erinnerte sich, dass sie bevor sie im Koboldwald waren, ihre Aufgaben mit Erfolg beendet hatte. Sie schaute auf ihr Heftblatt und sah eine unfertige Hausaufgabe. Dann sah sie zu Naseweis und sagte: ,,Die Hausaufgabe habe ich doch schon fertig gemacht.´´ Naseweis ging zum Heftblatt und sagte erstaunt: ,,Ja. Das sehe ich und sogar sehr erfolgreich.´´ Alina schaute wieder zum Blatt und sah wieder die fertige Hausaufgabe vor sich liegen. Sie war verwirrt und sagte zu sich selbst: ,,Oh. Dann hab ich mir das mit der unfertigen Hausaufgabe wohl nur eingebildet.´´ Und voller Freude, schlug sie ihr Heft zu.


© Cedric McShane


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Beschreibung des Autors zu "Kobold Naseweis"

Kobold Naseweis ist eine kleine Hausaufgabenhilfe, die eines Tages plötzlich bei Alina auf dem Schreibtisch auftaucht.
Aber mit diesem Kobold kann man noch viel mehr erleben, als Hausaufgaben machen.

Meine Kindergeschichte aus dem Jahr 2011.

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