Es war ein Tag wie jeder andere. Zumindest für die meisten anderen. Die Grossmutter war in der Waschküche, wusch all ihre Kleider, hängte sie an der Leine auf der Dachterrasse auf. Am Nachmittag war die Wäsche trocken. Die Grossmutter legte sie zusammen und versorgte sie feinsäuberlich im Schrank. Dann räumte sie alles auf, trug den Kehrichtsack nach draussen, ging wieder ins Haus zurück, zählte das Geld, das in einem kleinen Couvert lag, und steckte es in die Jackentasche. Dann wartete sie. Ass nichts. Gegen Mitternacht schloss sie die Wohnungstüre auf. Legte sich aufs Bett und schlief ein. Am nächsten Morgen war die Grossmutter tot und das Geld weg. Auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln, das man nur sehen konnte, wenn man genau hinschaute.


© René Oberholzer


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