Ab und zu drehte sie sich um. Sie war ihn nicht los, noch immer nicht. Seit Heute Morgen war dort jemand der sie beobachtete, da war sie sich sicher. Sie sah ihn nicht, doch er war da. Ab und zu ein Schatten, Schritte hinter ihr, das Gefühl beobachtet zu werden. Es MUSSTE einfach jemand da sein! Entweder das oder sie wurde langsam paranoid. Seit dem frühen Morgen als sie aus dem Haus ging hatte sie nun schon dieses Gefühl. Nun war es bereits dunkel und die leeren Gänge der U-Bahnstation wirkten gespenstisch. Sie wollte hier raus, einfach schnell nach Hause. Ihre Schritte wurden schneller, das klackern ihrer Absätze hallte durch die Wartehalle. Da! War da nicht jemand? Doch, da war er,er musste es sein! Ein älterer Mann mit langen Mantel und hangerem Gesicht lief ihr plötzlich wie ein Geist hinterher. Sie rannte schneller, der Ausgang war bereits in Sicht. Sie drehte sich um, der Mann behielt sein Tempo und schien etwas zu sagen. Doch sie hörte ihn nicht, sie lief nur. Da plötzlich der Fehltritt, einer der dünnen Absätze brach ab. Wieso nur musste sie sie gerade heute tragen? Sie wollte sich noch abstützen, doch es gelang ihr nicht. Sie fiel nach vorne auf den eiskalten Boden der U-Bahnstation. Sie drehte sich um. Der Mann stand nun direkt vor ihr. Sie wollte schreien und verschränkte ihre Arme als er...ihr die Hand reichte um sie hochzuziehen. Sie starrte ihn irritiert an und stand von alleine auf, ohne sein Angebot anzunehmen.
"Ich glaube sie haben das hier verloren!". Er griff in seine Tasche und holte eine Geldbörse hervor. IHRE Geldbörse. Sie lachte verschämt auf, ein Stein fiel ihr vom Herzen.
"Sie haben das gerade am Bahnsteig verloren!". Sie lächelte ihm verlegen zu und nahm die Geldbörse entgegen.
"Es...es tut mir wirklich leid! Ich...ich weiß es klingt verrückt aber ich fühle mich schon seit Heute Morgen beobachtet. Und da kamen sie und...". Der Mann winkte ab.
"Das macht doch nicht's, kann vorkommen. Aber lassen sie solche Gedanken nicht an sich heran! In so einer großen Stadt fühlt man sich manchmal beobachtet, erst recht an so unheimlichen Orten wie hier!" Antwortete der Mann freundlich. Dann warf er einen Blick auf den kaputten Absatz.
"Haben sie's noch weit bis Zuhause?". Sie nickte entkräftet.
"Ja, aber mit nur einem Schuh wird's schwer!".
Er nickte ihr stumm zu während er ihr half, die Treppen hoch zur Straße zu gehen. Dort angekommen hielt er ein Taxi an, bevor er ihr einen Geldschein in die Hand drückte.
"Sagen sie jetzt nicht das sie das Geld nicht wollen! Ich hätte nach ihnen rufen müssen, es war dumm von mir! Ich war an ihrem Maleur schuld also zahle ich auch!".sie lächelte ihm zu während sie in das Taxi stieg.
"Vielen Dank!".

Regentropfen liefen die Scheibe des Taxis herrunter. Sie war so dumm gewesen. Sie hatte sich peinlich verhalten, und das vor so einem netten Mann! Kam wohl von den vielen Krimis die sie immer ließt. Niemand hatte sie jemals verfolgt! Gerade als sie in ihren Gedanken versank bemerkte sie, das der Wagen an ihrem Haus vorbeifuhr.
"Hey, sie haben mein Haus verpasst! Kehren sie um!". Der Mann am Steuer grinste sie aus dem Augenwinkel an, bremste jedoch nicht ab.
"Ganz ruhig Stacy. So heißen sie doch, oder? Kann ich sie duzen? Ich tu's einfach. Ich wohne nur ein paar Häuser weiter. Ich tue ihnen nichts, ICH nicht!".
Sie starrte ihn schockiert an, während er ein Messer zog. Er war aus der Stadt gefahren und hatte den Wagen an einem kleinen Waldstück geparkt. Sie wollte schreien, doch sie brachte keinen Ton heraus. Die Türen waren abgeschlossen. Und das alles nur weil dieser ältere Mann das falsche Taxi ausgewählt hat und...sie zuckte kurz zusammen. Das Taxi stand bereits in der Nähe er es hergerufen hatte. Und der Fahrer grüsste ihn mit einem Zwinkern, das hatte sie gesehen! Nein, das konnte nicht wahr sein! Nein das konnte es nicht!
Gerade als sie darüber nachdachte hielt ein schwarzer Mercedes hinter dem Taxi auf und hüllte die Szene in ein grelles Licht. Der Fahrer stieg aus. Er war es. Gemächlich lief er auf's Taxi zu, begrüsste den Fahrer und drückte ihm ein Bündel Scheine in die Hände.
"Das haben sie mal wieder gut gemacht! Sie können nun gehen, um die Lady kümmere ich mich. Er lächelte ihr zu und zerrte sie dann aus dem Wagen. Keiner würde hören wie er sie erstechen würde, keiner würde sie jemals finden. Sie hatte sich nicht's eingeredet, sie wurde von ihm verfolgt. Den ganzen Tag. Doch wem würde diese Erkenntnis nun noch nutzen?
Niemanden...


© Stewart McCole


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Kommentare zu "verfolgt"

Re: verfolgt

Autor: Oktoberkind   Datum: 22.02.2015 17:29 Uhr

Kommentar: auch hier hab ich wieder Gänsehaut beim lesen bekommen...
Du schreibst schön spannend...

liebe Grüße

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