Wenn die Liebe stirbt

Es stand in ihrem Whatsapp Status "Heute Nacht habe ich meine Liebe vergraben, sie wird nicht mehr benötigt!" Und es war ihr vollkommen egal, was alle davon dachten. Vor nur wenigen Wochen hatte sie einen Jungenfreund getroffen. Groß, gutaussehend und scheinbar immer noch von ihr begeistert. Scheinbar. Das Wort war genau das richtige, der Schein. Nach all diesen Jahren, diesen Entbehrungen, diesen Zeiten voller Lügner und Betrüger. All diese Jahre voller Zurückweisungen, von geteilten Männern und denen welche auf den Herzen herumtrampeln. Nach all dieser Zeit hatte sie ihre Schutzmauern fallen lassen und jemanden in ihr Herz gelassen, es waren nur wenige Wochen, doch nur eine so kurze Zeit. Warum? Warum hatte sie sich so schnell geöffnet.
War es jemals wirklich Liebe, vielleicht schon, jedenfalls von ihrer Seite her. Sie hatte Gefühle gehabt, doch wirklich Liebe? Sie hatte ... warum diese Zweifel, warum dieses immer wieder nagende Gefühl, warum die Angst? Sie hatte ihr Herz freigelegt, ihn hineingelassen, und von einer Zukunft geträumt. Einer wunderschönen, liebevollen Zukunft. Einer Zukunft mit einem Partner an ihrer Seite, der sie liebte, der sie nahm wie sie war, schließlich hatte er sie doch schon früher geliebt, schließlich hatte er nach ihr gesucht und ... er wollte sie doch. Oder nicht? Doch sie war nicht mehr die von vor Jahren, die Vergangenheit, all das was sie erlebt hatte, hatte sie verändert. Männer waren eben das was sie waren ... Scheißkerle, die sich einfach nahmen, und dann wegwarfen. Doch er, nein, er hatte so lange versucht mit ihr zusammen zu kommen, er hatte es doch immer wieder versucht. Wie konnte sie da falsch liegen. Natürlich hatte auch er eine Vergangenheit. Angeblich war diese so schlimm, weil er nie mit ihr zusammen war, nur darum hatte auch er so schlechte Erfahrungen machen müssen, nur darum war aus ihm geworden was er nun war. Sie würde ihn ändern, sein Leben ändern, ihn glücklich machen, ihn spüren lassen, das er nun die richtige Frau in seinem Leben hatte. Sie würde ...

Sie stand da, wenn sie gekonnt hätte, so hätte sie ihr Herz herausgeschnitten, es in das loch gelegt und verschüttet, um es dann mit den Kreuz zu kröhnen, auf welchem stand "Hier ist meine Liebe begraben, sie wurde nicht mehr benötigt!" Stattdessen legte sie einen Stein in das Loch, doch genau das war ihr Herz nun, hart und kalt wie der Stein. Langsam schob ihr Hand die Erde darüber und das Kreuz fand seinen Platz, hier am Rande des Friedhofes. Der Regen prasselte auf sie nieder, benetzte ihr Haar und ihr Gesicht, man hätte denken können, sie sei einfach nur zu Besuch hier. Niemand würde die Tränen bemerken, welche sich ihren Weg über ihre Wangen bahnten. Heiße Tränen der Wut, die mit jedem Schritt den sie von der Stelle weg machte, zu versiegen begannen.

Getäuscht hatte er sie, getäuscht, von Liebe geredet, von Heirat, von vermissen. Ja er hatte ihr vorgemacht, das sie all das war, was er wollte. Ihr Honig um den Mund geschmiert, sie an sich heran gezogen, das sie verzieh. Sie verzieh ihm all die Treffen, die er abgesagt hatte, all die Tage an denen er nicht da war. All die Male an denen er sich nicht meldete, sie verzieh es ihm. Sie versuchte all das zu ändern, was sie nicht mochte, doch was er von ihr wollte. Fotos, Videos, alles über das verdammte Handy. Hat sie ihm so vertrauen können? Wer wusste schon was er damit anstellen wollte, doch sie verschloß die Augen. Er würde ihr nie etwas schlechtes tun. Er würde ihr nie weh tun. Nie.

Sie hatte das Tor erreicht, langsam wich die Trauer der Wut. Laut quitschte das Tor als sie es öffnete und wieder schloß. Weiter, weiter in eine Wohnung, die sie für ihn umgestaltet hatte. Damit er sich wohlfühlte. Weiter stieg die Wut. Mit einer Kamera, um besere Videos für ihn zu machen. Sie knirschte mit ihren Zähnen und stieg ins Auto. Ein Auto, das sie geholt hatte, obwohl sie keine benötigte, doch er hatte es eben besser gefunden, wenn sie schnell hin und her fahren konnte. Sie hatte ihn nie von irgendwo abholen müssen, er hatte das Auto nie gesehen. Ebenso die wohnung nie und die Kamera ebenso wenig. Sie ließ ihren Kopf auf das Lenkrad sinken. Sie ... sie war so dumm gewesen. So verdammt dumm, soviel rausgeschmissen, soviel Geld, das sie anderweitig besser hätte verwenden können. Und das nur weil ...

... ein Leben mit ihm, zusammen bleiben, die gute Frau für ihn sein. Hatte nicht sie sein Leben ändern wollen und nun wurde das ihre geändert? Sie hatte es einfach getan, hatte möglich gemacht, was auch immer sie möglich machen konnte. Ihre eigene Dummheit hatte sie blind werden lassen und ihm ermöglicht, so mit ihr zu spielen. Doch sein Spiel hatte sie aufgefressen, in nur so kurzer Zeit, hatte es sie innerlich zerstört. Auto und Wohnung ließen sich ändern, doch das, was in ihr kaputt gegangen war, ließ sich nicht mehr kitten. Durch ihre Dummheit, hatte er leichtes Spiel, so leichtes Spiel, das sie nichteinmal mitbekam, wie sehr er sie ausnutzte. Sie hatte sich nur viermal getroffen, die anderen 10 mal hatte er sie sitzen lassen, und nur wirklich dreimal abgesagt.
Schrieb er die erste Woche noch soviel, erzählte ihr von all dem, was sie beide in der Zukunft sein würden, wie sehr er sie liebte, so fing es in der zweiten woche schon ganz anders an und all der Kontakt ebbte in der dritten Woche ab und in der vierten wurde es noch weniger, und weniger in der ... bis er sich einfach gar nicht mehr gemeldet hatte. Sie hatte sich so gewünscht ... so sehr das ihr Herz brannte ... das es diesmal, ja diesmal der richtige war, auch wenn sie so unterschiedlich waren in allem. Gegensätze ziehen sich doch an ... Dummkopf ... gleich und gleich gesellt sich. So schnell war sein Interesse an ihr gewichen, so schnell war er wieder aus ihrem Leben verschwunden.
Doch das schlimmste erfuhr sie erst danach. Er habe sie so oder so nur fürs Bett genommen, er habe noch genug andere Frauen gehabt, er hatte sie über seine Vergangenheit einfach belogen. Er hatte einfach nur Phasen, in denen er seine Familie zurückließ und sich mit einer anderen vergnügte. So ein Arsch.

Sie parkte das Auto vor dem Haus, der Weg bis zur Wohnung wurde mit jedem Schritt schwerer, als habe ihr jemand eine Fussfessel angelegt und immer schwerere Gewichte daran gehängt. Sie ließ das Licht aus, als sie die Dunkelheit empfing und sie Emotionslos in der Küche saß, in der Ecke zwischen Spüle und Herd. Sie hatte mit dem Rauchen aufgehört, es gefiel ihm nicht, und nun, hatte sie die Zigarette in der einen Hand und in der anderen das Handy. Warum zum Teufel hatte sie ihm ihre Nummer gegeben? Wegen der Sehnsucht, sie wollte nicht allein bleiben, das war nichts das sie wollte. Ja, sie hatte seinem Betrug den Weg geebnet, mit ihrer Blindheit und ihrer Sehnsucht. Es war ihre Schuld, natürlich war er der Schlechte, doch sie hatte es einfach zugelassen. Nie wieder, sie würde nie wieder jemanden in ihr Herz lassen, sie würde es verschließen, die Schutzmauern hochfahren und mit den Männern spielen wie diese es mit den Frauen taten, die eben so dumm waren, wie sie es gewesen war.
Sie ging ins Schlafzimmer, packte einen Koffer und verließ die Wonung. Er hatte sogar den Schlüssel dazu. Sie stieg ins Auto, fuhr los, keine Ahnung wohin, sie fuhr einfach. Wohnungen konnte man kündigen, Jobs neu finden und ein neues Leben so oder so woanders anfangen. Das Handy summte. Sie hielt an um nachzusehen, und starrte auf die Nachricht, die sie laß. Starrte auf die Worte "Ich liebe und vermisse dich, ich warte in unserer Wohnung auf dich!"
Etwas zeriss in ihr, ihr Brustkorb schmerzte, das Gefühl, sofort umzuwenden und zurück fahren zu wollen kam auf, doch dann, das wissen mit dem was er getan hatte. Sie öffnete das Autofenster, warf das Handy einfach hinaus, das es auf der Strasse zerbrach. Sie verschwand, verschwand aus der Stadt, aus seinem Leben, weit weg, an einen Ort, an dem er sie sicher nicht finden würde. Denn er würde sein verlogenes und erbärmliches Leben dort weiterführen, wo er war. Er war einfach nicht im Stande, etwas zu ändern.
Sie floh, und sie liebte nie mehr. Nicht ganz, denn sie traf jemanden, der ihr Herz wieder erwärmte, jemanden, der genau wusste, wie es war, so enttäuscht worden zu sein. Nur war es kein Mann.

Er hatte die Nachricht verschickt, aus dem Bett der Ehefrau direkt in ihr Bett, erst hatte er nur mit ihre spielen wollen, doch nun, er hatte Gefühle für sie. Vielleicht war er zuweit gegangen, doch er würde es wieder gutmachen, sie war Wachs in seinen Händen. Er wusste das sie die Wahrheit erfahren hatte, und doch, schließlich liebte sie ihn ja, es sollte wohl leicht werden, das sie ihm verzieh und das sie beide dann ihr Leben zusammen führen konnten. Er würde die heiraten und dann ... dann würde man weitersehen. Er wartete, die Nacht verging, doch sie kam nicht. Er sendete mehrere Nachrichten, doch keine wurde je gelesen. Nach zwei Tagen kapierte er, das sie weg war. Nun gut, es gab andere, schließlich kannte er jede Frau hier in der Stadt.


© Yairana


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Beschreibung des Autors zu "Wenn die Liebe stirbt"

Wenn die Sehnsucht nach Zweisamkeit, zu groß ist. Der eine nicht merkt, wie sehr er dem anderen weh tut. Wenn die Liebe einfach nur noch ein gesprochenes Wort ist.

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