(Von DarkVeri)
Es war, dunkel und er hörte kein Geräusch, das ihm verraten hätte, wo er sich befand oder welche Tageszeit es war. Er lag auf einem schmalen Bett, der Raum in dem es stand hatte keine Fenster und von dort, wo er lag, war auch keine Tür zu erkennen.
Doch plötzlich bemerkte er zwei Augen, die ihn aus der Dunkelheit anstarrten. Es waren die eines Menschen, dennoch jagten ihm ihre Farbe und ihr Blick einen eiskalten Schauer über den Rücken und er hatte das Gefühl, als drohte ihm großes Unheil. "Wie schön, du bist wach, nun kann ich endlich wieder Kraft schöpfen", flüsterte eine raue, tiefe Stimme, die wohl zum Besitzer der merkwürdigen Augen gehören musste."Gestern, als ich dich hierher brachte, schliefst du schon und ich wollte die Freude nicht missen, dir in die Augen zu sehen, wenn dir bewusst wird, dass du stirbst"
Dann hörte er nur ein boshaftes Lachen und bevor er sich hätte bewegen können, packten ihn zwei eiskalte, unglaublich starke Hände und pressten ihn fest auf die Matratze. Er schrie, versuchte sich loszureißen, doch der Griff seines Angreifers war hart wie Stahl. Der Unbekannte grinste hämisch und schlug dann seine Reißzahne in den Hals seines Opfers.
Dessen Körper zuckte zusammen und er spürte verzweifelt, wie er mit jedem Schlag seines Herzens schwächer wurde. Langsam floss das Leben aus seinen Adern und als auch der letzte Tropfen ausgesagt war, war er tot.
* * *
Tot! Er schrie und schlug zitternd und schweißgebadet die Augen auf. Hastig sah er sich um und stellte erleichtert fest, dass er immer noch in seinem Zimmer war. „Nur ein Traum..." keuchte er und fasste sich mit zitternden Fingern an den Hals. „Nur ein Traum!" wiederholte er noch einmal, um sein Herz daran zu hindern, ihm aus der Brust zu springen.
Als er sich einigermaßen beruhigt hatte, sank er zurück auf sein Kissen. Hätte er jedoch zuvor nicht nur die linke Seite seines Halses berührt, wären ihm die kleinen Narben auf der rechten Seite nicht entgangen.
(Ab hier beginnt mein Schaffen! E.__w.)
Den ganzen Tag über schlief er mit verrammelten Fenstern. Er wusste selbst nicht so genau warum. Aber ein Instinkt sagte ihm, dass der Mann wieder kommen konnte. Erst als die Dämmerung eintrat, wagte er sich einen Spalt weit hinaus. Er ließ den letzten fahlen Stahl der Sonne über sein Gesicht gleiten und begrüßte den Vollmond, welcher nun vollgefressen am Firmament aufging. Bei dem Anblick entrang ihn ein tiefes Knurren seiner Kehle, aber er wusste nicht wieso. Er fühlte sich ganz komisch. Ihm wurde ganz heiß, seine Gelenke schmerzten und ein unbändiger Durst nach Blut übermannte ihn. Eine innere Rastlosigkeit quälte ihn. Er musste sich bewegen, also rannte los, ohne Sinn und Ziel. Wie im Fieber durchwanderte er die Nacht. Während die primitivsten Instinkte sein Handeln leiteten, war sein menschlicher Teil von bösen Albträumen und Visionen geplagt. Er sah unbeschreibliche Grausamkeiten. Überall spritze es Blut, knackten Knochen und Gedärme wurden über den blutgetränkten Boden verteilt.
***
Als er am nächsten Morgen wieder Herr seiner Sinne war, fand er sich in all der Gewalt seiner Träume wieder. Um ihn herum lagen verstümmelte Leichen. Überall war Blut und Gedärm. Die Fliegen taten sich gütlich an den Kadavern der Toten. Ihm wurde speiübel vom schweren Geruch des Blutes. „Was habe ich getan?!“, fragte er sich entsetzt und hielt sich die bluttriefende Hand an den Kopf. Wir haben nur zusammen meine Freiheit genossen, sagte eine tierische Stimme in seinem Kopf. „WAS?!“ Du weißt wovon ich rede. Das zarte Fleisch der Frauen. Das schmackhafte Blut der Männer. Und ihre Schreie. Wir sind der Stoff aus dem Albträume geboren werden! „Ich verstehe nicht“, meinte er weinerlich. Mit der Zeit wirst du verstehen, meinte die Stimme nur. Taumelnd verließ er den Ort des Grauens. Er versuchte es zu vergessen damit ihm bei dem Gedanken, was er getan hatte nicht schlecht wurde, aber die Stimme stocherte weiter in seiner Wunde. Sie redete selbst dann weiter, als er fieberhaft über seine Situation nachdachte. Nachhause konnte er auf keinen Fall und das Leben in einem anderen Dorf war ebenfalls zu gefährlich. Komm zu mir, flüsterte die Männerstimme aus seinem Traum. Einem tiefverwurzelten Instinkt folgend, tat er was die Stimme ihm gesagt hatte. Ohne so Recht zu wissen wohin er ging, wusste er dennoch, dass er den richtigen Weg folgte. Während er der anderen, der neuen Stimme, folgte, versuchte die tierische ihn davon abzuhalten. Sie schrie, dass man sie versklaven wolle und dass es ein böses Ende nehmen würde. Aber er hörte nicht auf die Stimme. Wieso sollte er auch? Sie hatte viele Menschen zerfleischt und das nur aus Spaß. Da war die Aussicht einer anderen Eingebung zu folgen weit aus vielversprechender. Die andere Stimme leitete ihn zu einer alten, verlassenen Mühle. Die Nacht war inzwischen wieder angebrochen. Quietschend drehte sich das Wasserrad der Mühle. Verängstigt erklomm er die Treppen. Knarzend bogen sich die Bretter unter seinem Gewicht. Die Tannen wogen unheilverkündend im Wind. Der Bach plätscherte leise vor sich hin, darauf bedacht, keine allzu lauten Geräusche zu machen. Inzwischen zweifelte er selbst an seiner Entscheidung. Was wollte er hier überhaupt? „Tritt nur ein“, meinte die Stimme, doch diesmal war sie kein Hirngespinst. Sie war echt. Genau wie der Mann aus seinem Traum der jetzt vor ihm stand. „Ich hätte nicht gedacht, dass du meinen Biss überlebst. Nur die wenigstens Überleben den Biss eines Vampirs und werden, entgegengesetzt der meisten Überlieferungen, zu einem Werwolf. Aber das ist jetzt auch nicht mehr wichtig. Einen guten Diener kann man immer gebrauchen.“ Töte ihn!, brüllte das Tier in ihm. „Also rasch ans Werk“, befahl der Vampir mit einer gebieterischen Bewegung. „Die Nacht ist jung und mein Hunger groß. Hol mir etwas.“ Obwohl es ihm zuwider war, beugte er sich dem Befehl des Mannes. Das Tier in ihm tat es ihm gleich. Es wurde vom Vampir in Ketten gelegt. Verbannt in einen Käfig, welcher sich in seinem Unterbewusstsein befand. Solange der Meister da war, war die Bestie gebannt.
***
Jede Nacht brachte er ihm Opfer in die Mühle. Anschließend durfte er die ausgesaugten Leichen fressen. Der Herr gab ihm den Namen Pet. Es lebte sich gut so. Die meisten waren zufrieden. Nur das Tier wollte Freiheit. Doch Pet hörte nicht auf dieses leise Summen in seinem Hinterkopf. Ihre Freiheit war für ihn nichts, als eine Sklaverei gegen eine andere einzutauschen. Die Jahre verstrichen und so lernte Pet auch seine Konkurrentin kennen. Sie war eine junge Vampirin, die ihr Meister von der Straße aufgegabelt hatte. Sie war eine Streunerin, die von einem Ort zum nächsten wanderte. Ihr Meister nahm sie auf und stellte sie in seine Dienste. Sie war schlank, von düsterer Schönheit und unendlicher Tödlichkeit. Sie war das genaue Gegenteil von Pet. Es geschah nicht selten, dass die beiden um die Aufmerksamkeit ihres Herrn buhlten. Die Jahrhunderte vergingen. Ihr Herr wurde ein angesehener Don und die beiden Diener seine gefürchtetsten Waffen. Pet fand eine menschliche Gefährtin, die weder wusste was er tat, noch was er war. Sie war das unschuldigste Geschöpf, das er je gesehen hatte. Es dauerte nicht lange, da war sie in manchen Bereichen wichtiger als sein eigener Herr und Meister.
***
„Also Jungs, wir gehen da jetzt rein und ziehen unser Ding durch“, meinte Pet. „Ok“, stimmten die anderen beiden Menschen zu. Pet liebte seinen Job als Auftragskiller. Diesmal war es ein Nobelrestaurant, das kein Schutzgeld zahlen wollte. Denen würden sie jetzt einen Besuch abstatten. Pet hielt sich nicht lange mit Höflichkeiten auf. Schnell schlug er mit seiner MG das Fenster ein. Eilig verteilten sich die drei Killer im Flur. Der Ernst der Lage war spätestens dann erfasst, als einer der Bediensteten eine Waffe zog und wild um sich ballerte. Man hatte sie erwartet. Leider waren seine Kollegen etwas unvorsichtig, wodurch Pet schließlich ganz alleine dastand. Seine Munition war auch viel zu schnell aufgebraucht gewesen. Also musste er zu Plan B übergehen. In der Zeit, die er als Werwolf verbracht hatte, war es für ihn immer wichtig gewesen, seine Kräfte zu verstehen und zu beherrschen. So konnte er zum Beispiel seine Fingernägel zu Krallen wachsen lassen oder seine Arme verlängern, um auf allen vieren zu gehen. Und so tat er beides unter höllischen Schmerzen. Etwas, woran er sich nie richtig hatte gewöhnen können. Aber es war nun mal ein notwendiges Übel. Als er mit der Verwandlung fertig war, stürzte er sich auf die Bewaffneten wie ein hungriger Wolf. Er krallte sich an den Wänden fest und stieß sich von ihnen ab, um so über seine Feinde herzufallen. Seine Krallen zerfleischten die armen Seelen. Seine Zähne bissen in Hälse. Immer weiter arbeitete er sich vor. Er verließ die Etage erst, wenn er sämtliches Leben ausgelöscht hatte. Schließlich, nach dutzenden Toten, stand er vor der Tür des Managers. Die Idee, kein Schutzgeld mehr zu zahlen, war von ihm gewesen und Pet hatte genau aufgetragen bekommen, was er mit ihm zu tun hatte. Es sollte all den anderen in der Stadt eine Warnung sein, die glaubten „sich selbstständig machen zu können“. Aber als Pet die Tür aufstieß, erwartete ihn eine böse Überraschung. Der Hotelmanager war mit Händen und Füßen an die Wand genagelt worden. Überall an der Wand war Blut zu sehen. Der Sessel stand mit den Rücken zu ihm. Als er sich umdrehte, sah Pet seine Konkurrentin. Sie trug ein hautenges Lederoutfit. Ihre lagen, schwarzen Haare waren zu einem Zopf geflochten worden. Ihr schönes Gesicht sprach so etwas wie Genugtuung aus. Gleich würde sie etwas sagen, das Pet sicher nicht gefallen würde. „Der Meister hat mir die Sache überlassen und dir befohlen …“, sie legte eine Pause ein. Wahrscheinlich wollte sie den Moment voll auskosten. „zu sterben.“ Ihr ging es runter wie Öl, aber Pet war starr vor Schreck. Warum sollte sein Meister seinen Tod wollen? Er war sein treuester Ergebener und sein bester Killer. Wieso sollte er …? „Du scheinst ja diesmal richtig Scheiße gebaut zu haben.“ Sie schien das mehr als nur zu genießen. Pet hatte es immer gewusst. Irgendwann hieß es, er oder sie. Schnell zückte seine Konkurrentin ihre Pistole. „Silberkugeln“, sagte sie ganz nebenbei, „was anderes funktioniert bei dir auch nicht.“ Pet ging in die Hocke. Seine Haare wurden struppiger. Auch in seinen Augen spiegelte sich die Bestie wieder. Ein gefährliches Knurren von sich gebend. Jeder Muskel in seinem Körper war gespannt. Die Vampirin schoss. Die silberne Kugel verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Pet spurtete die Wand entlang und griff seine Gegnerin von oben an. Ohne auch nur den Kopf zu wenden, zielte sie mit ihrer Waffe auf seinen Kopf und drückte ab. Dann wurde alles schwarz.
***
Wir waren versklavt. Doch nun werden wir uns erheben. Sie werden büßen! Wir werden siegen!!! Als Pet wieder zu sich kam, lag er auf dem Boden und hielt er sich den dröhnenden Schädel. Etwas hatte sich verändert. Das Tier, das sein Meister immer unterdrückt hatte, war frei. Und es war ungeheuer wütend, doch diesmal teilte Pet seine Wut. Er blickte zur Decke. Sein eines Auge war blind, man musste es ihm weggeschossen haben. Stöhnend erhob sich der Werwolf. Mit einer starken Willensanstrengung konnte er sein Handy aus der Tasche hervorholen. Er musste sie anrufen. „Hallo?“, kam es von der anderen Leitung. „Hi. Ich bin´s.“, sagte er und versuchte dabei sich nichts von seinen Schmerzen anmerken zu lassen. „Hey“, sagte seine Gefährtin euphorisch, „und wie geht es meinen einsamen Wolf da draußen?“ „Hör mir zu, es könnte heute etwas später werden. Bitte warte mit dem Essen nicht auf mich.“ „Was ist los?“, fragte sie. „Ich hab da noch etwas zu erledigen“, sagte er bloß. „Okay, du machst mal wieder einen auf mysteriös. Wir sehen uns später, Schatz, vielleicht erzählst du mir dann auch mal, was du überhaupt so lange in den Nächten treibst.“ Pet ging nicht auf sie ein. „Bitte öffne niemanden die Tür, außer mir.“ „Ich denke, ich kann auf mich selbst aufpassen“, sagte sie halb im Spaß. „Wir sehen uns heut Abend“, meinte sie und legte dann auf. Ich hasse sie, meinte das Tier, sie ist immer so … nett! Pet gab nichts auf das Gerede vom Tier. Für ihn war sie die Einzige. Aber jetzt musste er erst einmal seine Vendetta beenden. Wahrscheinlich saß seine „Mörderin“ schon bei seinem Ex-Meister und sie beide lachten sich über Pets Abgang zu Tode. Das wird ein böses Erwachen geben, dachte er sich.
***
Er ging zu dem Versteck seines Meisters. Es war ein unterirdisches Labyrinth, direkt unter einen Schlachthaus. Dort gab es immer genügend Blut, Fleisch und Tod. Wenn du deinen Meiser tötest, werden meine verbliebenden Ketten sprengen und ich werde endlich frei sein, flüsterte das Tier voller Freude in Pets Ohr. Ihm interessierte es nicht. Für ihn war jetzt die Sicherheit seiner Gefährtin am Wichtigsten. Er musste die Sache regeln, bevor sie mit hineingezogen wurde. In seiner Raserei zerfetzte er die einfachen Menschen, die das Schlachthaus bewachten. Blut tropfte von seinen Krallen, als er wütend in die Überwachungskamera stierte. Sie sollten ruhig wissen, dass er kam. Dem Tier gefiel es und es lenkte auch von Pets Gefährtin ab. Das Töten aber gefiel ihm mehr denn je. So gut hatte Pet sich noch nie gefühlt. Die Euphorie der Bestie steckte ihn an. Er wurde immer wilder und bestialischer. Er wurde dem Tier immer ähnlicher. Wenn auch nicht körperlich, so geistig. Eine Bestie, geboren um zu töten und zu fressen. Ein Teil von Pet war aber immer noch klar bei Verstand und spornte den Rest an schneller zu sein, damit es nachher nicht noch zu spät war. Der Meister hatte es ihm erklärt. Wenn er sich dem Tier hingab, würde er sich selbst darin verlieren. So hastete Pet durch das Labyrinth. Er witterte die Spur der Vampirin. Die wird zuerst dran glauben müssen, meinte die Bestie und Pet gab ihr Recht. Das war schon viel zu lange überfällig. Obwohl er sich leise an sie ran schlich, so hörte sie ihn doch. „Ich hab mich schon gewundert, warum es dich so leicht erwischt hat.“, sagte sie seelenruhig. Schnell drehte sie sich um und schoss auf den Werwolf. Pets Körper war aber unter dem Einfluss der Bestie stärker und schneller geworden. So war es für seine Reflexe ein leichtes der Kugel auszuweichen. Schnell tauchte er vor seiner Kontrahentin auf und schlug ihr die Hand mit der Waffe ab. Schreiend taumelte sie nach hinten, den blutenden Stumpf haltend. Doch ihr Schmerz wich schnell unbändiger Wut. Sie versuchte mit ihren Vampir-Krallen den Werwolf zu verletzen. Sie Kratzte gegen sein verbliebenes Auge. Pet taumelte nach hinten. Blut rann ihm ins verbliebene Auge. Blind schnappte er mit dem Kiefer dazu, wo er die Vampirin vermutete. Dabei bekam er auch etwas zu fassen. Er biss zu und ließ das röchelnde Etwas nicht eher los, als das es tot war. Er hörte genau, wie der Herzschlag, der für Menschen nicht wahrzunehmen war, zum Erliegen kam. Sie war tot. Freudig heulte Pet. Das Wiederhallen von den Wänden verzerrte sein Geheul und erschrak die anderen Wesen im Labyrinth zu Tode. Viele flohen aus Angst vor der Ursache dieses schrecklichen Lautes. Jetzt musst du nur noch einen töten, sagte die Bestie. Hechelnd machte sich Pet zum Endspurt auf. Er raste durch die Gänge, suchend nach der Witterung seines ehemaligen Meisters. Schließlich fand er eine Spur. Sie war schwach und er hätte sie fast übersehen, aber nur fast. So folgte er der Witterung bis zu einem Umhang, der den Geruch verströmte. Er gehörte unweigerlich seinem Meister. Plötzlich tat sich der Boden unter Pet auf. Heulend fiel er hinein. Wie eine Katze landete er auf allen vieren in einer Art Tunnel. Pet blickte hinter sich. Er saß in einer Sackgasse. Es gab nur einen Weg nach draußen. Pet raste nach vorne. Das die Rückwand sich in dieselbe Richtung bewegte, war ihm egal. Aber der Teil seines Verstandes, der klar geblieben war, erkannte, dass man ihn mit Absicht in diese Richtung trieb. Jemand wollte ihn in eine Falle locken. Schließlich gelangte er in eine Art Arena. Die Wand verschmolz krachend mit der Arena. Obenrum war ein Gitter, damit niemand abhauen konnte. An den Wänden waren Speere, wo noch so mancher Kadaver hing. Unablässig summten Fliegen um sie. Der sandige Boden war mit Blut getränkt. Zusammen ergaben das Fleisch und Blut einen bestialischen Gestank, der die Bestie in ihm aber noch mehr stimulierte. „Tut mir leid, dass es so kommen musste, Pet.“ Die Stimme gehörte seinem Meister. Aber wo war er? Sicherlich hielt er sich irgendwo im Dunkeln verborgen. „Du warst für mich schon fast wie ein Sohn. Aber du warst zu ungehorsam. Du hast dieser falschen Schlange eher Gehör geschenkt als mir und so etwas toleriere ich nicht!“, schrie er. Sieh dir das Gitter auf der anderen Seite an, sagte die Bestie. Pet schaute zu dem Gitter am anderen Ende der Arena. Im Dunkeln dahinter lauerte etwas. Etwas Vertrautes und doch Unbekanntes. „Leider muss ich dich nun töten.“ Das Gitter an der anderen Seite ging hoch. Knurrend trat ein anderer Werwolf hinaus. Im Gegensatz zu Pet war seine Verwandlung schon längst abgeschlossen und er besaß fast nichts Menschliches mehr. Wütend sprang er auf Pet zu. Der hatte kaum Zeit dem Angriff auszuweichen. Obwohl er ihn nur streifte, so flog er doch gegen die Wand und wurde von mehreren Speeren aufgespießt. Die Schmerzen ließen die Bestie aufheulen. Überlass mir etwas mehr Kontrolle. Zusammen schaffen wir das, knurrte sie. Während Pet Blut spuckte, überließ er der Bestie mehr Kontrolle. Er ließ seinen Körper in den eines Werwolfs verwandeln. Schmerzend und Knacksend dehnte sich sein Rücken. Unter der Haut brach ein dichter, schwarzer Pelz hervor. Seine Augen wurden zu denen eines Tieres. Aber trotz dieser Äußerlichkeiten behielt er die Kontrolle darüber. Wütend riss er sich selbst mit den Speeren aus der Wand. Dann schüttelte er sich wie ein nasser Hund, um sie los zu werden. Fast all seine Wunden heilten. Das fehlende Auge. Die Einschüsse. Nur die Wunden der Vampirkrallen hinterließen Narben. Wütend Brüllend stürzten sich die beiden Kreaturen aufeinander. Sie kratzten sich. Bissen in Nacken. Doch Pet war der Erfahrenere von Beiden. Er wusste mit seiner Bestie umzugehen. Der Neue war höchstens seit ein paar Stunden ein Wolf. Pet täuschte viele Angriffe vor, denen der Neue auswich, aber dafür trafen die Krallen seine Beine, auf die Pet es eigentlich abgesehen hatte. Schließlich waren die Beine des Neuen so stark verletzt, dass er zusammenbrach. Pet gab ein freudiges Siegesheulen von sich. Er biss seinem besiegten Gegner in den Nacken und schüttelte seinen Kopf, wie es ein Terrier mit einer Ratte tun würde. Mit einem widerlichen Knacken brach das Genick des anderen Werwolfs. Pet hatte schon viele in diesem Stadium besiegt. Wenn sie dann starben, verwandelten sie sich in ihre menschliche Gestalt zurück. Und Pet wollte sehen, wen er da getötet hatte. Langsam und knackend wurde aus dem Wolf eine Frau, aber nicht irgendeine Frau. Mit Entsetzen sah Pet in das Gesicht seiner Gefährtin. Der verängstigte Blick ihrer gebrochenen Augen brannte sich in sein Gehirn. Das schallende Lachen seines Meisters ertönte aus dem Dunkel. „Hahahaha. Meine Dienerin hat ihr einen Besuch abgestattet. Sie wollte schon immer ein Haustier haben, also habe ihr deine Gefährtin geschenkt.“ War Pet vorher schon wütend gewesen, so war er jetzt Fuchsteufelswild. Jetzt konnte ihn keine Vernunft mehr halten. Er sprang an den Käfig über der Arena. Seine Krallen machten kurzen Prozess mit den Gitterstäben. Er hechtete dem lachenden Schatten seines Meisters hinterher. Auch wenn er es nicht ernst zu nehmen schien, so roch Pet doch seine Angst. Er hatte sich sogar schon in die Hosen gepinkelt. Ja, töte ihn. Er hat es verdient, stachelte ihn die Bestie zusätzlich an. Schließlich endete die Jagd in dem Audienzzimmer des Meisters. Er war in einer Sackgasse. Keine Tricks, kein Geschwafel konnte ihn noch retten. Wütend stürzte sich Pet auf seinen ehemaligen Meister und biss zu. Wieder und wieder, ohne Unterlass. Selbst als seine Todesschreie schon längst verstummt waren, hörte er nicht auf. Noch fraß er von seinem ekelhaften Fleisch. Erst als er zufrieden war, ließ er sich zu einem Geheul verleiten. Jetzt bin ich frei!, brüllte die Bestie freudig. Und dann wurde alles schwarz. Pet wurde in die schwarzen Tiefen Bestie gestürzt. Sie kontrollierte jetzt alles. Pet war in ihrem Unterbewusstsein gefangen. Nur die Narben seines Körpers erinnerten an ihn und seine Taten.
***
„Wach auf, Liebling“, drang die Stimme seiner Gefährtin durch die Tiefen seines eingesperrten Geistes, „Wach auf.“

The End


© EINsamer wANDERER


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Beschreibung des Autors zu "Narben"

Hier etwas, was DarkVeri :iconDarkVeri: begonnen, jedoch leider nicht beenden konnte. Und ab da kam ich ins Spiel.

Hier erfährst du, was danach passiert: (Coming Soon)

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